Lagrosiea - Die Silberhalle (German Edition)
aus, damit Lagon sie betrachten konnte . „Sieh mich an! Ich bin bei der Eheschließung die Braut und nicht das Blumenmädchen.“
Lagon grinste. Aber nur kurz. Er überlegte, wie er weiter vorgehen sollte. Dann entschloss er sich, mit der Tür ins Haus zu fallen. „Warum willst du ihn heiraten? “
„Wie meinst du das?“
„Was glaubst du, wie ich das meine?“ Lagon war nun richtig verzweifelt . „Ihr passt doch gar nicht zusammen!“
Liendra sah ihn mit hoch gezogener Augenbraue an. Lagon wusste selbst, dass sein Auftritt lächerlich wirken musste , aber es war ihm egal . „Du kannst dich doch nicht…“
„Ob ich mich in ihn verliebt habe?“
Lagon verstummte. Es verging viel Zeit. Aus Lagons Sicht viel zuviel Zeit, bis Liendra wieder sprach.
„Axsidus ist das beste Beispiel für einen Adeligen, dem die Macht zu Kopf gestiegen ist. Er ist eingebildet, selbstsüchtig, korrupt, hinterhältig, skrupellos und völlig desinteressiert am Schicksal anderer. Es hat mich nur ein persönliches Gespräch mit ihm gekostete, um das festzustellen. Und da fragst du, ob ich romantische Ambitionen für ihn hege?“
Lagon war verwirrt. Er hatte sich schon gedacht, dass es bei der Eheschließung mehr um eine nützliche Verbindung zwischen mächtigen Adelsfamilien ging, als um wirkliche Gefühle . A ber man konnte doch wenigstens erwarten, dass zwischen Axsidus und Liendra ein intimeres Verhältnis bestand, wenn sie schon verlobt waren.
„Es ist eine rein politische Ehe“, erklärte Liendra , als hätte sie seine Gedanken gelesen , „was mich betrifft, ich werde gar nicht groß gefragt. Die Sache wurde von meinem Onkel, König Lorius und Axsidus ausgemacht. Und das war eine komplizierte Verhandlungssache…“
„Wie meinst du das?“
„Nun, ich bin nicht gerade die erste Wahl unter den heiratsfähigen Prinzessinnen in Lagrosiea. Das hat etwas damit zu tun, dass ich aus einem Königreich komme, dass nicht besonders groß oder einflussreich ist. Außerdem stehe ich dort nicht einmal in der Thronfolge. Machtgewinn und Vererbung von Titeln ist das W ichtigste bei Hochadelshochzeiten. Ein schönes Antlitz ist da zweitrangig. Ich glaube am Ende war die Mitgift ausschlaggebend.“
„Welche Mitgift?“ , erkundigte sich Lagon.
„Lorius hat mir mehrere Fürstentümer überschrieben, die nach der Eheschließung in Axsidus Besitz übergehen . Allerdings glaube ich, dass auch meine Herkunft für Axsidus wichtig war. Jedenfalls kann ich mir vorstellen, dass er sich Sympathien im Elfenvolk ausrechnet, wenn er eine Halbelfe heiratet.“
„Was hält denn dein Onkel davon?“ , wollte Lagon wissen , „ich mein e , irgendwas muss er ja auch davon haben, wenn e r dich zwangsverheiratet…“ D as L etzte war ihm herausgerutscht aber zu seiner Erleichterung schien Liendra das überhört zu haben.
„Der tiefere Sinn der Sache besteht darin, dass Axsidus eines Tages mehr Macht haben wird, als irgendein anderer Herrscher und sein Erbe wird, wenn er sich nicht all zu dumm anstellt, noch mehr Machtgewinn darstellen. Axsidus könnte der Begründer einer Dynastie werden, die für Jahrhunderte die Vorherrschaft in Lagrosiea besitzt. Axsidus versucht möglichst viel an Einfluss zu gewinnen und ich bin sein Schlüssel dazu.“
Lagon war schockiert. Alle Welt fantasierte sich eine Traumhochzeit zusammen, zwischen einem mächtigen, erfolgreichen und fleißigen Prinzen und einer wunderschönen Prinzessin, die gemeinsam ein goldenes Königreich begründen würden. Doch die Wahrheit sah ganz anders aus! Axsidus war ein größenwahnsinnige r Narziss, dessen Politik Wesen wie Bundun zu zweitklassigen Kreaturen degradierte. Und Liendra? Nach außen war sie eine selbstbewusste und einflussreiche Prinzessin, die ihr Schicksal selber bestimmte. Doch in Wahrheit war sie eine Gefangene. Eine Gefangene ihrer Position und ihres Titels, was sie dazu zwang gegen ihren Willen zu heiraten.
„Weißt du“, seufzte Liendra , „v iele Mädchen träumen davon, Prinzessin zu sein, solche, wie sie immer in Groschenromanen auftauchen. Sie träumen davon groß heraus zu kommen. Jetzt kann man natürlich sagen, dass man sich immer das wünscht, was man nicht hat. Ich kann sagen, dass meine schönste Zeit, die in Kalheim war, wo ich inkognito als ganz normales Mädchen gelebt habe.“
Auch Lagon erinnerte sich an diese unbeschw erten Tage. Rückblickend war da s auch seine beste Zeit. Doch es war inzwischen wohl kaum möglich, dass sich diese Zeiten
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