Lagune der Lust - Caprice
ihrem alten Freund ansprechen sollte, sein beinahe feindseliger Blick hinderte sie daran. Nein , dachte sie. Dann misstraut er mir erst recht.
»René hat ein gutes Gedächtnis.«, unterbrach Rolf ihre Überlegungen.
»Was wäre dabei, wenn wir uns schon mal über den Weg gelaufen sind?«, ging Maren in die Offensive.
»Nichts. Nur, laut ihm könnte das nur im Astoria gewesen sein. Warst du gestern dort?«
»Nein«, antwortete Maren wie aus der Pistole geschossen. Mist, das hätte ich nicht sagen dürfen , dachte sie, sondern die Frage unbeantwortet lassen sollen. »Vielleicht verwechselt er mich. Es gibt viele blonde und große Frauen«, versuchte sie zu retten, was noch zu retten war.
»Sicher.« Rolf spielte mit seiner Serviette. »Ich frage mich nur, warum dich sein Auftauchen beunruhigt.«
»Das tut es doch nicht. Außer, es bedeutet, dass wir bald keine Zeit mehr füreinander haben. Es ist schlimm genug, dass ich im Urlaub arbeiten muss.«
»Ist das alles?«
»Ja«, antwortete Maren und legte ihr Besteck beiseite. Sie fühlte, dass es besser war, Rolf jetzt alles zu sagen. Sie suchte nach Worten, brachte aber keinen Satz heraus. Stumm starrte sie in die Kerze.
»Was hast du denn?« Rolf fasste nach ihrer Hand.
Maren atmete tief durch. »Mir fehlen noch zwei entscheidende Renaissance-Möbelstücke«, log sie. »Vielleicht muss ich nach Rom fliegen. Das erfahre ich aber erst morgen.«
Sie hoffte, dass er ihr glaubte. Noch immer sah er sie prüfend an.
Sag ihm, wie es war , mahnte ihre innere Stimme. Jetzt ist der richtige Moment. Du hast die Nacht mit ihm verbracht, noch bevor du wusstest, wer er ist.
Maren schluckte, öffnete den Mund, doch als sie zum Reden ansetzte, verließ sie der Mut.
Rolf umschloss ihre Hand mit festem Druck. »Was wolltest du sagen?«, fragte er so sanft, dass sie am Liebsten in seine Arme geflüchtet wäre.
»Du lenkst mich von der Arbeit ab«, antwortete sie. Das war noch nicht einmal gelogen.
Rolf lachte. »Soll ich dich nach Rom begleiten? Von dir lasse ich mich gern durch sämtliche Antiquitätenläden schleppen, die Rom zu bieten hat.«
»Es wäre eine Zumutung.« Maren war froh, dass das Gespräch in andere Bahnen gelenkt wurde. Offensichtlich nahm er ihr die Innenarchitektin ab. Auch im weiteren Verlauf des Abends bemerkte sie, dass sich sein Misstrauen legte und er wieder lockerer wurde. Über private Angelegenheiten sprach er nicht mehr.
Er hat sich beruhigt , dachte Maren, als sie Hand in Hand zu ihrer Bucht spazierten. Dort wollte sie ihn auf andere Gedanken bringen. Die heißen Nächte mit ihm waren die einzigen Momente, wo sie alles vergaß. Sogar ihren Auftrag.
Am nächsten Tag summte Marens Handy, noch bevor der Wecker klingelte. Das kann nur Sophie sein , dachte sie missmutig und griff nach dem Hörer.
Sophie war glänzender Laune, was die Stimmung bei Maren auf den absoluten Nullpunkt sinken ließ.
»Wir haben die Schlagzeile!«, rief Sophie übermütig. »Kastens Onkel heißt Olaf Geret und hat seine Firma absichtlich ruiniert.« Sie lachte triumphierend auf. »Und sich für die feindliche Übernahme üppig bezahlen lassen. Er starb bei einem Verkehrsunfall durch Alkohol am Steuer. Wir bauen das großartig auf. Alles in kleinen Happen mit Steigerungseffekt. Der Kastens-Geret-Clan - Skandale und Familiengeheimnisse.«
»Wunderbar«, presste Maren gegen ihren Willen hervor. In ihrem Kopf arbeitete es fieberhaft. Sie musste verhindern, dass Sophie allzu schnell an die Öffentlichkeit ging. Und sie selbst musste schleunigst mit Rolf reden. »Kannst du den Artikel zurückhalten, bis unsere Recherchen vollständig sind?«, wagte sie einen Versuch.
»Was heißt vollständig?« Sophie war empört.
»Ich bin nahe dran, die Andeutungen der Konkurrenz zu beweisen.«
»Welche?«, wollte Sophie wissen.
»Dass Kastens‘ System doch nicht sicher ist, und er die Kunden täuscht«, log Maren. »Wir sollten unsere Artikel aufeinander abstimmen. Je länger wir die Familie in den Schlagzeilen halten, umso besser.«
»Sehe ich ein«, stimmte Sophie ihr zu. »Wie viel Zeit brauchst du noch?«
»Drei Tage.«
»Nicht gut«, meinte Sophie. »Pass auf: Ich starte den Artikel. Dann kommst du und setzt noch eins drauf. Falls du dazu in der Lage bist. Es wird nur veröffentlicht, was jedem Prozess standhält.
Verdammt , dachte Maren, warum musste Sophie immer so schnell schießen . Beruflich war sie auf Draht und wusste, wie man Stimmung machte.
»Vertrau mir«,
Weitere Kostenlose Bücher