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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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schon, dass er ausgerechnet Pornoseiten aufgerufen haben soll. Recht spezielle noch dazu: Army-Porns.«
    Kluftinger dachte gerade noch über die Bedeutung des Fremdwortes »Promiskuität« nach, das er schon irgendwo einmal gehört hatte. Deswegen dauerte es ein paar Sekunden, bis das Wort »Pornoseiten« in sein Bewusstsein drang. Er setzte sich stocksteif hin. Er spürte, wie ihm das Blut in die Äderchen seiner Wangen schoss. Natürlich: der Bart, der nicht abgeschaltete PC, die Sexseiten … der Mann, von dem hier die Rede war, war er selbst. Er spielte für einen Augenblick mit dem Gedanken, den Irrtum aufzuklären. Aber wie hätte er dann dagestanden? Wie hätte er das mit den Pornos erklären sollen?
    »Ich … äh … das sieht ja so aus, als ob das für uns gar nicht relevant wäre«, schaltete er sich deswegen ein. Alle blickten ihn an. Yildrim runzelte die Stirn und wirkte irritiert.
    »Na, ich mein halt … wegen der Sache da. Mit dem … Sex und so. Das weiß doch jeder, dass die das nicht machen.«
    Die anderen schwiegen. Schließlich ergriff Yildrim das Wort: »Sie wollen sagen, wir sollen dieser Spur überhaupt nicht nachgehen?«
    Kluftinger schluckte. Das konnte er jetzt natürlich nicht vorschlagen, dann wäre er ja wie ein kompletter Anfänger dagestanden. Andererseits konnte er nun auch nicht mehr zugeben, dass er es war, denn mit seinem Einwand hatte er sich diese Chance bereits verbaut. Jetzt würde erst recht jeder denken, er habe privat diese Schmuddelseiten besucht.
    »Nein, ich … also, so ist das ja …«, stammelte der Kommissar. Angestrengt überlegte er, dann platzte er heraus: »Wissen Sie was? Ich kümmere mich darum. Das ist hier ja sozusagen mein Revier, da kenn ich mich aus, und wenn was dran ist, dann hab ich das gleich raus.«
    Yildrim blickte ihn noch immer etwas irritiert an, begann dann aber langsam zu nicken. »Gut, freut mich, dass Sie sich so engagieren.«
    »Ich hätte da noch was«, fügte Kluftinger an, der das leidige Thema schnell beenden wollte. »Heute beim Frühstück hab ich was Interessantes in der Zeitung gelesen. Da stand nämlich, dass die in Bregenz während der Europameisterschaft so ein Pappling-Fiffing machen wollen.« Alle schauten ihn mit großen Augen an. »Sie wissen schon, wie bei der WM, wo man zusammen auf so einer großen Leinwand das Spiel gucken kann. Das soll auf der Seebühne stattfinden. Jetzt mal im Ernst: See, Berge und so weiter … das passt doch perfekt zu dem, was in den E-Mails drinstand.«
    Yildrim legte die Papiere in seiner Hand zur Seite. Gott sei Dank, dachte Kluftinger.
    »Herr Kluftinger, ich muss schon sagen: alle Achtung.« Der große dunkelhaarige Mann deutete eine Verbeugung an. »Ich muss gestehen, das ist mir durchgerutscht. Aber Sie haben natürlich völlig Recht. So ein Public-Viewing wäre eine perfekte Zielscheibe. Sehr viele Menschen, sehr geringe Sicherheitsvorkehrungen.« Nachdenklich blickte er zur Decke.
    Dem Kommissar war nicht entgangen, dass er das Wort aus der Zeitung ganz anders ausgesprochen hatte als er, und wieder schoss das Blut in seine Wangen. Er vermied es im Folgenden, den Begriff noch einmal zu gebrauchen.
    »Ja, eben. Und bei diesem … Mitnand-Fernsehschauen, da ist doch immer was los, das hat man doch vor zwei Jahren gesehen.«
    Die Tür ging auf, und Bydlinski kam herein. Yildrim sah ihn gar nicht erst an. Er hatte es aufgegeben, ihn mit strafenden Blicken zur Einsicht bringen zu wollen.
    »Was, tun wir jetzt fernsehschauen? Was kommt denn? Am Dam Des?«, fragte der Österreicher mit einem provozierenden Grinsen. Als niemand antwortete, setzte er sich auf den freien Platz neben dem Kommissar und las die Papiere durch, die dort lagen. Die anderen sprachen weiter darüber, wie in der Sache Bregenz zu verfahren sei, als Bydlinski plötzlich so laut zu Kluftinger sagte, dass es alle hörten: »Des hast mir gar nicht gesagt, dass du auf den Sexseiten unterwegs warst. Musst mir mal die Adressen geben.«
    Die anderen sahen ihn fragend an. Da sie seinen Einwurf nicht zu deuten wussten, wandten sie sich schnell wieder ihrem Thema zu. Doch Bydlinski ließ nicht locker. Er beugte sich zu Kluftinger hinüber und flüsterte: »Wie ist denn des Gefühl, wenn man jemanden beschattet und dabei selbst beschattet wird?«
    »Herr Bydlinski, es wäre sehr freundlich, wenn Sie uns hier unterstützen würden«, blaffte ihn Yildrim an. »Wenn Sie was zu sagen haben, dann sagen Sie es laut, ansonsten

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