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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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unangenehmen Begegnungen gehäuft.
    »Gut, dass Sie keiner der Verdächtigen sind«, feixte Yildrim, als Kluftinger ihn erreicht hatte.
    »Wie läuft’s?«
    »Oh, sehr ruhig. Ihre Ansage war wohl klar genug. Bis jetzt hat sich keiner in irgendeiner Weise danebenbenommen.«
    Yildrim reckte den Kopf. Irgendetwas tat sich da unten. Ein junger Mann in einem roten T-Shirt stand schweißgebadet vor der Schleuse. Bevor einer der Beamten etwas sagen konnte, fingerte er nervös etwas aus seiner Tasche. Sofort brachten die Polizisten ihre Gewehre in Anschlag. Doch es war nur ein kleines Tütchen, das er hervorzog. »Hö … hören Sie, es tut mir leid«, stotterte er. »Sie können’s haben, ich … es …« Er legte das Päckchen hin, seine Augen schimmerten feucht.
    »Drogen«, zischte Yildrim. »Führt ihn durch die Schleuse und wenn sonst nichts ist, schmeißt ihn raus«, rief er den Kollegen zu. »Sollen sich die anderen um ihn kümmern, wir haben Wichtigeres zu tun.« Dann verschränkte er wieder die Arme und beobachtete konzentriert die Arbeit der Polizisten.
    So verging etwa eine Stunde, ohne dass etwas Außergewöhnliches geschah. Lediglich ein Mädchen wurde ohnmächtig. Bei der Überprüfung der Personalien stellte sich heraus, dass sie noch minderjährig war.
    Kluftinger sorgte dafür, dass die Gäste, die wieder in die Halle durften, Getränke bekamen. Als er in den Vorraum zurückkam, sah er Markus bei Strobl stehen … mit einer Zigarette im Mund.
    »Ja, sag mal, seit wann rauchst denn du?«, fragte er ungläubig.
    »Ich … also …« Markus schien sich die Antwort genau zu überlegen. »Seit ich studiere?« Seine Entgegnung klang wie eine Frage, als wollte er sagen: Geht das in Ordnung?
    »Was?« Kluftinger wollte nicht glauben, was er da hörte. »So lang schon? Wir haben gar nichts gemerkt.«
    »Tja, dafür hab ich schon gesorgt.«
    »Also, du weißt schon, dass …«
    »Spar dir deine Predigt, Vatter. Von jemand, der selbst mal gequalmt hat wie ein Schlot, muss ich mir das nicht sagen lassen.«
    Kluftinger verzog den Mund. »Schon gut.« Er wandte sich ab, wurde aber von Markus zurückgerufen.
    »Aber bitte«, sagte dieser mit einem fast flehenden Blick, »sag nichts der Mama.«
    Ein Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Kommissars.
    »Wie viele noch?«, fragte er, als er sich wieder zu Yildrim gesellt hatte.
    Yildrim deutete lediglich nach vorn. Kluftinger sah über das Häuflein, das sich vor der Schleuse befand. Es war vielleicht noch ein Dutzend, sie waren inzwischen alle im Vorraum. Etwa die Hälfte davon waren Männer, praktisch alle hätten von Statur und Kleidung der Mann sein können, den sie suchten. Wenn Yildrims Plan funktionieren würde, müssten sie den Attentäter in Kürze haben. Wenn nicht … Kluftinger wagte gar nicht, daran zu denken. Sicher, sie hatten die Personalien. Aber die alle im Nachhinein zu kontrollieren, das würde ihre zeitlichen Möglichkeiten weit überschreiten. Schließlich lief der Countdown unaufhaltsam weiter. Und viel Zeit blieb ihnen nicht mehr.
    Er schluckte. Bis vor Kurzem hatte es für ihn keinen Zweifel gegeben, dass sie es schaffen würden. Doch jetzt war er sich da nicht mehr so sicher. Er wollte gerade ein Gespräch mit Yildrim beginnen, um von ihm ein paar zuversichtliche Worte zu hören, da brach in dem kleinen Raum so unvermittelt ein Höllenlärm los, dass er mit einem Satz herumfuhr.
    Die Hunde schlugen an. Beide zur gleichen Zeit. Sofort stürmten die Beamten aus allen Seiten des Raumes zur Mitte. Kluftinger konnte nicht einmal mehr einen richtigen Blick auf den jungen Mann erhaschen, so schnell waren die Kollegen bei ihm, warfen ihn zu Boden, brüllten in das Hundegebell hinein Befehle, knieten sich auf den Rücken des Mannes, banden ihm die Hände zusammen. Es dauerte fast eine ganze Minute, bis sich das Knäuel aus Menschen, das sich um ihn gebildete hatte, wieder löste. Der junge Mann am Boden war kreidebleich. Der Kommissar schüttelte den Kopf. Er hatte doch ahnen müssen, was passieren würde.
    »Ich hab nichts getan!« Der Schrei, der aus der Kehle des Mannes drang, war schrill, hatte kaum etwas Menschliches an sich. Kluftingers Nackenhaare stellten sich auf. Die Hunde bellten immer noch wie verrückt. Fletschten die Zähne und rissen an der Jacke des Mannes. Herrgott, konnte die Viecher nicht endlich jemand zum Schweigen bringen? Das Kreischen des Mannes, der immer wieder »Ich hab nichts getan!« und »Nehmt die Hunde weg,

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