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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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bitte, die Hunde!« schrie, schien die Vierbeiner geradezu anzustacheln.
    Endlich brüllte auch einer der Führer dazwischen, worauf die Tiere sich zwar in der Lautstärke etwas zurückhielten, aber nach wie vor mit gebleckten Zähnen an der Jacke des Mannes zerrten. Der Beamte zischte ein scharfes »Aus!«, worauf die Schäferhunde sofort abließen und sich unsicher über die Schnauze leckend setzten. Den Mann ließen sie dabei keinen Moment aus den Augen. Sie beobachteten genau, wie sich der Polizist zu dem am Boden Liegenden, der nun nur noch ein leises Wimmern von sich gab, hinunterbeugte, in seine Taschen fasste und aus einer ein kleines, mit braunem Paketband umwickeltes Päckchen daraus hervorzog. Der Mann am Boden verdrehte den Hals und presste mit Tränen erstickter Stimme hervor: »Das gehört nicht mir!«
    Irgendetwas stimmte hier nicht. Das mulmige Gefühl einer Vorahnung breitete sich in Kluftingers Magen aus. Er blickte zu Yildrim. Der stand völlig regungslos mit verschränkten Armen an seinem Platz und beobachtete die Szene. Aus seinem Gesicht war keine Gefühlsregung herauszulesen. Ob er auch diese dumpfe Ahnung hatte? Kluftinger senkte den Kopf. Dabei glitt sein Blick über Yildrims Hosenbeine. Er schluckte. Mein Gott, war es so einfach? Mit pochendem Herzen schaute er an sich selbst herab. Tatsächlich. Wie hatte er, wie hatten sie alle das nur übersehen können? Er war plötzlich ganz ruhig und setzte sich langsam in Bewegung. Ging vorbei an der Gruppe mit dem zu Boden geworfenen Mann, auf die zu, die vor der Schleuse warteten. Ein paar von ihnen schienen wie gelähmt.
    Es dauerte keine zehn Sekunden, dann wusste es der Kommissar: »Der da!« Er streckte seinen Finger aus und zeigte auf einen Mann mit dunkler Jeans und braunen Haaren, der scheinbar unbeteiligt an der Wand neben der Tür lehnte. »Der ist es.«
    Die anderen Beamten schienen nicht zu verstehen. Sie sahen ihn ratlos an. In diesem Moment schrie Yildrim von oben: »Schnappt ihn euch.«
    Doch es war zu spät, der Mann war bereits durch die Tür in den Innenraum verschwunden. Als Kluftinger sich ebenfalls in Bewegung setzte, sah er nur noch die Schwingtüre wippen. Hinter sich hörte er Yildrim mit einem gewaltigen Satz von dem Podest zu ihm springen. Während sie auf die Tür zurannten, keuchte Kluftinger: »Haben Sie’s also auch gesehen?«
    »Was?«
    »Die Kletten. An seinem Hosenbein. Wie an unseren.«
    »Ich habe nichts gesehen. Ich hab mich einfach auf Sie verlassen.«
    Leider hatte der Kommissar keine Zeit, sich geschmeichelt zu fühlen, denn sie waren durch die Tür in den Hauptraum gelangt. Es war nicht schwer zu erkennen, wo ihr Mann hingelaufen war, denn bei seinem Weg durch die Menge hatte sich eine Gasse gebildet. Kluftinger brauchte ein paar Sekunden, um zu erkennen, warum die Menschen vor dem Mann zurückwichen: In seiner Hand hielt er eine Pistole. Dem Kommissar wurde übel. Seine schlimmsten Befürchtungen schienen wahr zu werden.
    In diesem Moment krachte der erste Schuss. Er kam so überraschend und mit einem so gewaltigen Getöse, dass Kluftinger nicht hätte sagen können, wer ihn abgegeben hatte. Doch da fiel schon der zweite. Der Mann hatte seine Waffe erhoben und feuerte in die Luft. Ein drittes und ein viertes Mal. Dann brach in der Disko die Hölle los.
    Der Schreck, der sich wie ein Bleigewicht über die Masse gelegt hatte, machte blankem Entsetzen Platz. Die Nerven der Menschen waren wegen der Prozedur von vorhin sowieso schon aufs Äußerste gespannt, jetzt war es zu viel. Ein Geschrei hob an, das Kluftinger lauter vorkam als die vorangegangenen Schüsse. Dann wurde aus der homogen agierenden Masse ein chaotischer Haufen panisch durcheinanderrennender Individuen. Alles stob auseinander, rannte in verschiedene Richtungen, versuchte irgendeinen Ausgang zu erreichen. Doch nach wie vor waren die Türen abgeriegelt. Einige schlugen wild um sich, drängten die anderen zur Seite, wurden selbst gestoßen, viele stolperten und fielen zu Boden. Kluftinger wurde von dem Strom gepackt und mitgerissen. Nur unter Aufbietung all seiner Kraft konnte er sich befreien und stand keuchend und um Orientierung ringend am Rand der Bar.
    In diesem Moment sah er am anderen Ende mehrere Männer über die DJ-Pulte steigen. Einer musste dabei auf irgendeinen Schalter getreten sein und die Lichtshow in Gang gesetzt haben. Die Neonlampen erloschen und wieder zuckten bunte Blitze über die Köpfe der Menschen. Fast sah es so aus wie bei

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