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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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dich nirgends.«
    »Ich komm heute nicht. Du musst spielen.«
    Am anderen Ende der Leitung blieb es still. Erst nach ein paar Sekunden fragte Hösch: »Willst du mich verkohlen?«
    »Nein, ich komm nicht. Es geht auf gar keinen Fall, du musst …«
    »Ich glaub, bei dir piept’s! Ne, ne, weißt du eigentlich, was eine Generalprobe ist? Morgen ist Premiere, und da musst du …«
    »Da kann ich wahrscheinlich auch nicht.«
    Kluftingers Gesprächspartner schnappte nach Luft. »Das … also … du weißt genau, dass das abgemacht war. Ich muss mich bei der Premiere um die Prominenz kümmern. Da geht gar nichts, ich …«
    Der Kommissar würgte ihn ab: »Weißt du was? Beschwer dich beim Innenminister. Servus.« Er legte auf. Im gleichen Moment bereute er schon, dass er so schroff gewesen war. Aber wenn einer für hoheitliche Tätigkeiten Verständnis haben sollte, dann doch wohl der Bürgermeister. Kluftingers Überlegungen, ob er noch einmal anrufen sollte, wurden von dem Computerfachmann gestört, der sich mit einem Stapel Papiere neben ihn setzte.
    »Schauen Sie mal, ich habe jetzt die Transaktionsdaten auf dem Konto von diesem Latif Morodov ermittelt.«
    Kluftinger wollte ihn schon dafür loben, doch der andere redete einfach weiter. »Also, die Eckdaten – Kontobewegungen, Daten – stimmen mit den Zahlungen auf den Konten der anderen überein. Offenbar haben sie auch alle zur gleichen Zeit diese Reise nach Tadschikistan unternommen. Interessant ist auch: Morodov hat offenbar die Mietzahlungen für alle ihre Wohnungen übernommen. Übrigens auch für dieses TIK. Hier. Was ich nicht verstehe: Diese Mietzahlungen sind mit einem Codewort versehen. Keine Ahnung, was das bedeutet: Darheinlandsa.«
    Kluftinger ließ sich die entsprechende Stelle zeigen. Auch er hatte keinen blassen Schimmer, was es damit auf sich haben könnte. »Wir gehen damit zu Yildrim«, sagte er bestimmt.

Noch 1 Tag, 2 Stunden, 52 Minuten, 45 Sekunden
    »Und keine falsche Zurückhaltung, wenn er sich weigert, freiwillig mitzugehen!«, rief Yildrim den beiden uniformierten Beamten hinterher, die von ihm eben den Auftrag erhalten hatten, Anatol Kudratov, den Vorsitzenden und ideologischen Kopf des tadschikisch-islamischen Kulturvereins Kempten, ins Präsidium zu bringen. In der Befragung sollte es vor allem um ein Thema gehen: Warum waren alle im Moment nachweislich an der Vorbereitung des Terroraktes beteiligten Personen, plus Anatol Kudratov, vor einem halben Jahr mit ein und derselben Maschine nach Tadschikistan geflogen? Aus den Kontodaten und den Reisedokumenten, die sie hatten, ging dies eindeutig hervor. So kurz vor dem Ablauf des Countdowns sollte der Überraschungsbesuch außerdem verhindern, dass er sich doch noch seinen Beschattern entziehen und untertauchen könnte, zumindest bis alles vorbei war.
    Während man also auf das Eintreffen Kudratovs wartete, sah Kluftinger vor der Tür Richard Maier stehen und irgendetwas in sein Handy tippen. Kluftinger entging nicht, dass er immer wieder aus den Augenwinkeln in den Task-Force-Raum lugte. Der Kommissar wollte schon weitergehen, doch dann besann er sich, hielt inne und ging zu seinem Kollegen. »Richie, gibt’s noch irgendwas? Es ist schon sechs Uhr durch, geh doch heim! Du musst dich ja um nichts kümmern. Du hast weiterhin deine überschaubaren Fälle … Mei, hast du’s gut!«
    Kluftinger grinste in sich hinein. Er ahnte schon, was nun von Maier kommen würde.
    »Du, wenn ihr mich braucht, ich hab noch Zeit. Hab nichts anderes vor heut. Dann seid ihr ein bisschen entlastet.«
    »Richie, du hast doch als Interimsleiter meiner Abteilung wirklich genug zu tun. Ich weiß nur zu gut, wie anstrengend das ist. Geh du ruhig heim.«
    »Ja, ich geh schon. Also, außer ihr braucht mich. Echt, wär gar kein Thema.«
    »Richie, danke, nein.«
    »Sicher?«
    »Sicher.«
    »Du würdest sagen, wenn …«
    »Würd ich, Richie.«
    »Dann geh ich jetzt.«
    »Genau. Dann gehst du jetzt.«
    »Heim?«
    »Heim.«
    Kluftinger sah Maier nach, der seine Unterlippe beleidigt nach vorn geschoben hatte. So hatte Markus als Kind immer geschaut, wenn man ihm die Gummibärchentüte weggenommen hatte. »Schläpple ziehen« hatten Erika und er das genannt. Der Kommissar war überrascht, wie gut dieser Ausdruck auch auf Maier passte.

Noch 1 Tag, 9 Minuten, 13 Sekunden
    Wenig später befanden sich Yildrim, Marlene Lahm, Bydlinski und Kluftinger in einem Vernehmungsraum der Polizeidirektion Kempten. Yildrim und

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