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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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mitbekommen hatte, dass Kluftinger einen EDV-Experten suchte. Er schrieb in seiner Freizeit sogar Programme für Schachcomputer, hatte Yildrim erzählt, eine absolute Koryphäe auf seinem Gebiet. So sah er auch aus, dachte Kluftinger bei sich. Der Experte war laut Yildrim auch vom BKA und heute Vormittag hier eingetroffen. Der Task-Force-Leiter hatte wirklich an alles gedacht.
    »Wissen Sie, das kann nun wirklich jeder, dazu brauchen Sie mich doch nicht«, meckerte der Mann, als ihm Kluftinger sein Anliegen geschildert hatte. Dennoch tat er, wie der Kommissar ihn geheißen hatte, denn Yildrim hatte ihm unmissverständlich zu verstehen gegeben, den Anordnungen Folge zu leisten. Einige Mausklicks später hatten sie die Kontodaten von Latif Morodov auf dem Bildschirm.
    »Leer«, sagte der Beamte. »Bis auf zwei Euro siebenunddreißig.«
    »Hm«, erwiderte Kluftinger gedankenverloren. »Können Sie mir auch die Kontobewegungen der letzten Monate zeigen?«
    Nach einem verwunderten Blick drehte sich der Mann wieder zum Bildschirm. »Nichts leichter als das«, murmelte er dabei. Kluftinger schaute sich die Daten genau an. Sie wiesen auffallende Parallelen mit den Zahlen von Bishkek auf. Ein Datum hinter dem Eingang eines größeren Betrags fiel ihm besonders ins Auge.
    »War das eine Einzahlung?«, fragte er.
    »Nein, eine Überweisung. Aber aus dem Ausland. Tadschikistan.«
    »Können Sie rausfinden, von wem?«
    »Schwierig … Italien, Frankreich, das wäre kein Problem. Aber Tadschikistan …«
    »Können Sie?«
    Der Mann neben dem Kommissar grinste. »Ich werd’s versuchen. Ist wenigstens mal eine kleine Herausforderung.«
    Kluftinger erhob sich. »Danke. Sie sagen mir Bescheid, falls Sie was finden? Ich muss mal was nachschauen.«
    Als die Tür hinter Kluftinger ins Schloss fiel, atmete er tief durch. Es war wie in der Vorweihnachtszeit, wenn er aus einem viel zu heißen, überfüllten Kaufhaus zurück in die kalte, klare Winterluft trat: Es tat ihm gut. Die Ruhe auf dem Gang wirkte ein paar Sekunden lang befremdlich, dann stellte sich schnell ein vertrautes, heimeliges Gefühl ein. Der Raum hinter ihm schien nicht hierher zu gehören. Auch wenn er ihn schon Jahre kannte: Seit die Task Force dort Quartier bezogen hatte, wirkte er fremd. Besonders heute. Hier auf dem Gang war alles wie immer, so wie er es gewohnt war. Diese Vertrautheit gab ihm Stabilität und Kraft, die er nun dringend brauchte. Er ging in sein Büro. Ein wenig des vertrauten Gefühls verflog, als er die Tür öffnete und Maier an dem Schreibtisch sitzen sah, der eigentlich ihm gehörte. Der hagere Mann zuckte erschrocken zusammen, als er eintrat. Doch schnell wurde der unsichere Ausdruck in seinem Gesicht von einem Lächeln verdrängt.
    »Braucht’s ihr mich?«, fragte er erwartungsfroh.
    »Nein, ich müsst nur wissen, wo ihr die Sachen von dem Schumacher hingetan habt.«
    Maiers Mundwinkel sanken wieder nach unten. »Ach so. Die sind schon katalogisiert. Aber auf Wunsch von diesem … Yildrim«, Kluftingers Kollege versah den Namen mit einem abschätzigen Klang, wie er es sonst nur bei Verbrechern tat, »haben wir alles noch in dem kleinen Besprechungsraum im ersten Stock stehen lassen.« Maier stand auf. »Ich zeig’s dir.«
    »Bleib sitzen, Richard. So lange bin ich auch noch nicht weg. Den find ich schon noch.«
    »Natürlich«, grummelte Maier kleinlaut und begleitete Kluftingers Weg nach draußen mit einem enttäuschten Blick. Fast tat er dem Kommissar leid.
    Als er wenige Minuten später einen Stock tiefer den Besprechungsraum betrat, ließ er sich seufzend in einen der Stühle fallen. Diese Ruhe war einfach himmlisch. Balsam für seine gestressten Nerven. Doch er zwang sich dazu, seinem Erholungsbedürfnis noch nicht nachzugeben. Es hätte sowieso nicht funktioniert: Auch er hörte inzwischen überall die Uhr mit dem Countdown ticken.
    Er ging also zu den Kisten, die dort herumstanden, las ihre Aufschriften, nahm eine vom Stapel und trug sie zu einem kleinen Tischchen. Er musste nicht lange suchen, dann hielt er das in Händen, was er gesucht hatte: Schumachers Pass.
    Er blätterte darin herum, verharrte plötzlich in der Bewegung und sagte: »Na also.« Ein Visumstempel prangte auf einer der Seiten. Ziel: Tadschikistan. Der Zeitpunkt stimmte mit dem Reisedatum in den Kontoauszügen von Bishkek überein. Kluftinger war ein klein wenig stolz auf sich, dass ihm diese Koinzidenz aufgefallen war. Allerdings nur ein bisschen, denn wäre es

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