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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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nun Marlene Lahm das Wort. »Kudratov, das ist doch Unsinn. Sie können uns helfen, ein schreckliches Verbrechen zu verhindern, das doch auch Sie nicht gutheißen können, oder?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Sie redet von einem mörderischen Anschlag, der einzig und allein einen Grund hat: religiösen Fanatismus einiger Irrer.« Yildrim geriet allmählich in Rage. Kluftinger überlegte, ob dies nur Teil einer Strategie war oder ob der Ermittler tatsächlich seinen Emotionen nachgab. »Was wollen Sie denn überhaupt erreichen damit? Sich wichtig machen, damit Ihr erbärmliches Land in die Schlagzeilen kommt? Meinen Sie, Ihrem Gott gefällt diese grenzenlose Dummheit, mit der Sie und Ihre verblödeten Mitstreiter durchs Leben gehen? Und warum Deutschland? Hat Ihnen der deutsche Staat etwas getan? Der Staat, der Ihnen und zig anderen Ihrer Landsleute Gastfreundschaft entgegenbringt?«
    Zum ersten Mal verlor Kudratov ein wenig seiner Überheblichkeit. In seinem Gesicht konnte Kluftinger ablesen, dass einige der verbalen Hiebe getroffen hatten. Doch Kudratov schwieg. Marlene Lahm berührte Yildrim an der Hand und bat ihn, sich nicht so aufzuregen. Ob das auch Teil einer Strategie war? Kluftinger war sich nicht ganz sicher.
    »Herr Kudratov«, sagte Marlene Lahm kühl, »wir werden Sie die ganze Nacht vernehmen. Ihnen immer wieder dieselben Fragen stellen, bis Sie antworten. Wir können uns dabei abwechseln. Sie nicht.«
    »Ich garantiere Ihnen«, fiel Yildrim ihr ins Wort, »Sie werden mürbe werden. Sie werden aufgeben. Und wie gesagt: Notfalls eliminieren Sie die Iljanovs. Damit ist die Ordnung wieder hergestellt.«
    Marlene Lahm fügte kühl an: »Wir nehmen Sie in Beugehaft.«
    »Ach ja? Für vierundzwanzig Stunden?«, gab sich Kudratov wieder selbstsicher.
    Erneut mischte sich Yildrim ein: »Unter Terrorverdacht können wir Sie so gut wie unbegrenzt festhalten. Oder wollen Sie sich darüber etwa beschweren? Viel Spaß dabei! Hier sind vier ranghohe Beamte, die immer das Gegenteil von dem aussagen werden, was Sie behaupten.«
    »Ich …«
    »Halten Sie den Mund, Kudratov. Ich schicke ein paar andere Kollegen, danach wieder andere und wieder andere. Und dann komme ich zurück und pflücke Sie wie eine faule Frucht. Aber zunächst werden wir Ihnen ein wenig die Daumenschrauben anlegen. Frau Lahm, bitte schicken Sie unsere Kollegen Winkler und Grotz! Sie werden den Herrn hier sicher für drei Stunden zu beschäftigen wissen.«
    Mit diesen Worten gab Yildrim den anderen ein Zeichen, dass sie gehen sollten, und klingelte nach zwei Uniformierten, die draußen vor dem Raum Wache schoben. Eine Maßnahme, die Yildrim eher angeordnet hatte, um Kudratov einzuschüchtern, als aus echten Sicherheitsbedenken. Ohne den Tadschiken eines weiteren Blickes zu würdigen, verließen sie das Vernehmungszimmer.
    »Wusste ich nicht, dass Ihr noch Daumenschrauben verwendet in Deutschland!«, sagte Bydlinski auf dem Weg zurück in den Raum der Task Force, und in Kluftingers Ohren klang es ernst. Als niemand darauf reagierte, fuhr der Österreicher fort: »Aber ist schon gut, das mit der Folter.«
    Yildrim und Kluftinger sahen ihn fassungslos an. Hatte er das mit den Daumenschrauben etwa wörtlich genommen?
    »Ich hätte noch einen Vorschlag. Hab ich auch schon einmal gemacht, ist bei uns aber illegal: Eine Stroboskoplampe. Direkt in die Augen und dazu ein bisschen schrilles Pfeifen aus Lautsprechern oder Heavy Metal bis zum Anschlag aufgedreht. Nach zwei Stunden ist der fertig. Rein körperlich schon.«
    »Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder?«, brummte Kluftinger.
    »Schon eigentlich. Ich hab grad das Buch über Guantanamo gelesen, von diesem Dings, na, ihr wisst schon, dem Kurnaz. Die gehen da richtig gut zur Sache. Und bekommen jede Aussage, die sie wollen.«
    »Aber Herr Bydlinski, das spricht nicht gerade für die Verlässlichkeit dieser Aussagen, wenn man sie unter Gewaltanwendung von den Leuten erpresst, oder?«, gab die Lahm zu bedenken.
    Yildrim hörte zwar aufmerksam zu, hatte sich aber bislang nicht zu dem heiklen Thema geäußert.
    »Wenn diese Schweine nicht reden, dann muss man das halt machen. Sonst halten die eh alle das Maul, und du kommst ihnen nicht bei.«
    »Schluss jetzt mit diesem Unsinn«, platzte Yildrim der Kragen, »ich muss doch sehr bitten! Halten Sie sich mit Ihrem unqualifizierten Gewäsch zurück!«
    »Ist doch wichtig, dass der Kudratov jetzt redet. Davon hängen möglicherweise Tausende

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