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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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Menschenleben ab.«
    Diesen Aspekt galt es durchaus zu bedenken, fand auch Kluftinger, doch Yildrim machte der Diskussion mit seiner nächsten Aussage schnell ein Ende: »Genug jetzt. Wir sind Staatsdiener. Und damit den Prinzipien verpflichtet, auf die sich unser Staat wie alle west- und mitteleuropäischen Länder in seinem Selbstverständnis überhaupt erst gründet. Wie, bitte, sollen wir Menschenrechte, Demokratie und Humanität verteidigen, wenn wir nicht nach diesen Grundsätzen handeln? Wir müssen die Rechtsstaatlichkeit stets im Blick behalten.«
    Bydlinski jedoch hakte nach. »Haben Sie ihm nicht gerade gedroht, dass Sie ihn über die Klinge springen lassen wollen?«
    »Ich bitte Sie, das war reiner Bluff«, wiegelte Yildrim ab.
    Kluftinger merkte, dass sich ein heftiges Wortgefecht zwischen den beiden anbahnte, und hielt sich selbst zurück.
    »Und finden Sie das denn nicht seelische Folter? Dazu noch Marathonverhöre? Ist das nicht schon Psychoterror?«
    Yildrims Antwort überraschte den Kommissar: »Wissen Sie, Herr Bydlinski, ich muss Ihnen da wohl zustimmen.« Der türkischstämmige Mann senkte den Kopf und dachte noch einmal nach, bevor er dem Österreicher die Hand reichte.
    »Ich muss Ihnen Recht geben und mich auch bei Ihnen entschuldigen. Was ich hiermit tun möchte. Mit mir ist eben der Gaul durchgegangen. Tatsächlich bewegen auch wir uns ethisch schon in einem Grenzgebiet. Und es ist Definitionsfrage, wie man Folter von korrekten Verhörmethoden abgrenzt. Aber wir müssen uns immer wieder neu hinterfragen. Dazu haben Sie soeben beigetragen. Dafür muss ich Ihnen wahrscheinlich danken.«
    »Gern geschehen, Chef, passt eh«, grinste Bydlinski. »Aber wissen Sie, was viel schlimmer ist als das Definitionsproblem der Folter?«
    Yildrim schüttelte besorgt den Kopf. Bydlinski klärte ihn auf: »Seit gut einer Stunde«, der Österreicher sah kurz auf die Uhr, »um genau zu sein: Seit fast zwei Stunden hab ich einen mordsmäßigen Maderer.«
    »Sie haben was?«, fragte Yildrim nach.
    »An Dürren, einen Kohli. Hunger halt!«
    »Ach so, warum sagen Sie das nicht gleich. Ich muss sagen, eine kleine Stärkung könnte ich jetzt auch vertragen.«
    »Ich hätte noch eine angebrochene Packung Schokowaffeln in meinem Büro. Wenn jemand welche will …«, bot Kluftinger an, stieß damit aber auf wenig Begeisterung.
    »Hm«, brummte Yildrim zögerlich, »das wäre ein Anfang, aber … vielleicht sollten wir doch etwas Richtiges essen. Das wird hier wieder eine lange Nacht werden.«
    Kluftinger nickte. Er verstand, wie Yildrim zumute sein musste: Es war bereits dessen zweite schlaflose Nacht in Folge. Nur am Nachmittag hatte er sich einmal kurz zurückgezogen. Zudem hatte er sich heute bislang nur von Kaffee und Pfefferminzbonbons ernährt. Der Mann brauchte wirklich etwas anderes als ein paar Waffeln.
    »Sollen wir schnell essen gehen irgendwo?«, schlug Kluftinger vor.
    »Ich wäre eigentlich eher dafür, dass wir uns etwas kommen lassen. Ich möchte einfach im Moment nicht woanders sein, wenn sich eine neue Lage ergibt. Herr Kluftinger, hätten Sie denn eine Empfehlung?«
    »Ja, einen Döner können wir vielleicht holen. Da hat man was Solides und den Salat gleich mit dazu. Mag ich sehr gern ab und zu«, log Kluftinger.
    »Danke nein, meine Herren, da muss ich passen«, sagte Bydlinski und sah dabei ein wenig angewidert aus, »die deutschen Döner werden ja aus Gammelfleisch gemacht, und das vertrag ich am Abend nicht mehr so. Da krieg ich immer das Sodbrennen, wenn es schon so aaselt. Und was die Türken so in die Sauce mischen, das möchte ich gar nicht wissen.«
    Kluftinger war schockiert. Das war wieder ein eindeutiger Affront gegen den türkischstämmigen Yildrim gewesen. Dass Bydlinski dauernd derart unsensibel und politisch unkorrekt sein musste …
    Doch Yildrim lachte nur, nickte und sagte: »Ja, da geht es mir genauso. Ich hab das Zeug noch nie angerührt. Schon vor den Fleischskandalen nicht und danach erst recht nicht. Aber nichts gegen meine Landsleute, ja? Da bin ich eigen. Das Fleisch haben denen immer deutsche Firmen verkauft.«
    »Ja, schon gut. Ich weiß eh, dass die Würstlverkäufer am Prater kein bisserl besser sind.«
    »Ja, wie wär’s denn dann mit Pizza?«, schlug Kluftinger vor. »Die italienischen Restaurants sind ja von Lebensmittelskandalen in den letzten Jahren einigermaßen verschont geblieben.«
    »Wie heißt die Pizzeria, wo Sie bestellen?«, wollte Bydlinski

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