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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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noch die Bestellungen auf?«
    »Sie laden Ihre Leute bestimmt auf eine Pizza ein, nicht wahr, Herr Lodenbacher? Diesen außerordentlichen Arbeitseinsatz sollte man entsprechend würdigen, denke ich.«
    Dietmar Lodenbacher runzelte die Stirn. Er hatte gerade den War Room betreten. Seiner Kleidung nach zu schließen, um sich in den Feierabend zu verabschieden.
    »Ich … schon. Arbeitseinsatz, vorbuidlich«, stammelte er.
    »Bestens. Ich wusste, dass Sie ein loyaler und großzügiger Chef sind«, sagte Yildrim.
    »Ich geh nochamal in mein Büro. Wenn de Pizza do san, bringen Sie mir einfach die Rechnung vorbei, ja?«, sagte Lodenbacher, machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum.
    Yildrim drehte sich zu Kluftinger um und zwinkerte ihm zu.
    Maier hatte mittlerweile seine Liste zusammen. Sie war länger ausgefallen als gedacht. Beinahe jeder der fünfundzwanzig Anwesenden hatte irgendwelche Sonderwünsche: Von der Änderung der Käsesorte über Rinds- statt Schweinssalami bis hin zu Bydlinskis »San Marco«. Nur Yildrims Bestellung stand noch aus.
    »Für mich eine große Pizza Salami, bitte. Und wenn Sie bitte sagen, dass es schnell gehen sollte.«
    »Mach ich, Herr Yildrim«, sagte Maier dienstbeflissen und griff zum Telefon. Als er jemanden aus dem Lokal an der Strippe hatte, begann er, seinen umfangreichen Bestellzettel durchzugeben: »… nein, die mit Pilzen … Ja, San Marco … Haben Sie nicht? Dann mit allem … Nein, die Hawaii ohne Salami …«
    Yildrim blickte stirnrunzelnd zu Maier. Er hörte noch ein paar Sekunden zu, nahm ihm dann wortlos den Telefonhörer aus der Hand und sagte hinein: »Fünfundzwanzig Mal Pizza Salami, dazu jeweils einen kleinen Salat. Wird abgeholt. Rechnung bitte auf Dietmar Lodenbacher ausstellen. Danke.« Dann legte er auf.
    Maier hielt seinen Zettel in der Hand und starrte Yildrim mit offenem Mund an.
    »Sie können fahren«, sagte Yildrim und wandte sich von ihm ab.
    »Jetzt denken die alle, ich habe falsch bestellt. Bin ich wieder der Depp«, murmelte Maier, als er das Zimmer verließ.
    Eine Stunde später stand Richard Maier mit fünfundzwanzig Pappschachteln und einer riesigen Tüte wieder in der Tür.
    Damit platzte er mitten in eine kleine Besprechung: Mittlerweile hatte man ermittelt, wie das Wort auf den Kontoauszügen zu deuten war: »Darheinlandsa« war Arabisch und hieß »Haus der Unterstützer«.
    Yildrim hatte erschrocken dreingeblickt, als er die Nachricht erhalten hatte. Der Kollege, der die Übersetzung gefunden hatte, wusste nämlich noch mehr zu berichten: »Das haben damals die Terroristen des 11. September auch auf den Mietzahlungen für ihre Unterkünfte stehen gehabt.« Eine Hommage an den größten Terroranschlag in der Geschichte – und ein weiterer Beweis dafür, dass hier etwas Großes geplant war. Auch die anderen hatte das geschockt.
    Als ihnen der Duft der Pizzas in die Nase stieg, schoben sie diese Gedanken jedoch erst einmal beiseite.
    »Danke, Richie. Siehst du, jetzt hast doch noch bei uns mitgearbeitet«, grinste Kluftinger. »Kannst aber wirklich heimgehen, jetzt.«
    Wieder machte Maier keine Anstalten, den Raum zu verlassen.
    »Herrgott Richie, jetzt schleich dich halt!«
    »Tät ich ja gern, aber …«
    »Was?«
    »Das Geld für die Pizza, ich hab’s ausgelegt.«
    »Ach so, das kriegst du vom Lodenbacher. Der lädt heut alle ein.«
    In Maiers Gesicht machte sich Resignation breit, als ahne er, dass er dieses Geld wohl nie wieder sehen würde.
    Es herrschte, auch wenn Kluftinger gegenüber seiner Frau am Telefon vor wenigen Stunden noch genau das Gegenteil behauptet hatte, eine Atmosphäre wie in einem Ferienlager, trotz der Brisanz der Lage. Kluftinger hatte sich mit seiner Pizzaschachtel auf die Heizung verzogen, mampfte genüsslich und beobachtete dabei die Kollegen, die ebenfalls in allen erdenklichen Winkeln des Raumes Platz genommen hatten: Einige saßen auf dem Fensterbrett, Bydlinski hatte seine Schachtel auf einem Bildschirm abgestellt, und Willi Renn und Marlene Lahm hingen mit den Gesichtern über einem Stuhl, den sie zwischen sich als Tisch aufgestellt hatten. Über allem lag der Duft wie in einer italienischen Gaststätte. Kluftinger seufzte. Wenn der Anlass nicht so todernst gewesen wäre, dann hätte er diesen Abend sicherlich genossen.
    Kluftinger hing seinen Gedanken nach und merkte erst, dass sich Yildrim neben ihm auf einen Stuhl niedergelassen hatte, als der ihn mit »Afiet olsun!« ansprach.
    »Bitte?«,

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