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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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wissen.
    Kluftinger runzelte die Stirn. Kannte sich der Österreicher denn in der Kemptener Gastronomie aus? »San Marco. Warum wollen Sie das denn wissen?«
    »Wegen der Bestellung. Ich ess immer die Pizza, die so heißt wie das Lokal. Also für mich eine große San Marco mit doppelt Käse und viel Zwiebeln.«
    Kluftinger schüttelte den Kopf und seufzte. »Und wenn es keine San Marco gibt?«
    »Dann sollen sie mir einfach eine machen. Können drauf tun, was sie wollen, Hauptsache, sie nennen sie San Marco.«
    Als er die Tür zu seinem Büro öffnete, um den Flyer der Pizzeria mit der Speisekarte zu holen, erschrak Kluftinger: Im völlig dunklen Raum saß Maier am Schreibtisch vor dem Computer. Das bläuliche Leuchten des Monitors tauchte sein Antlitz in ein unheimliches, kaltes Licht. Kluftingers Mitarbeiter beschäftigte sich außerdem überhaupt nicht mit dem PC: Als der Kommissar näher kam, sah er, dass Maier sich gerade die Fingernägel schnitt. Auch eine Nagelfeile erkannte er im Lichtschein. Maier schien sein Eintreten noch gar nicht bemerkt zu haben.
    »Sag mal, Richie? Sonst geht’s dir schon noch gut, oder?«, fragte Kluftinger, und in diesem Moment schreckte Maier so ruckartig auf, dass ihm ein kurzer Schrei entfuhr. Kluftinger zuckte zusammen. Jetzt erst sah er, dass in Maiers Ohren zwei Ohrhörer steckten. Wahrscheinlich von seinem Diktiergerät, mutmaßte der Kommissar.
    Als Maier sich wieder gefasst hatte, brachte er mit piepsiger Stimme nur ein »Du hier?« heraus.
    »Richie, das sollte ich wohl eher dich fragen, oder? Du sitzt hier in meinem dunklen Büro vor meinem Computer und machst Maniküre. Das ist doch mal reichlich befremdlich, Kollege.«
    Maier räusperte sich und stammelte verlegen: »Du … ich … hab gedacht, wenn ihr mich doch noch …«
    »Richie, wir brauchen dich nicht. Das solltest du allmählich mitgekriegt haben.«
    Maier nickte beleidigt.
    »Aber sag mal, an meiner Pinnwand hing doch die Speisekarte vom San Marco. Wo hast du denn die hingeräumt?«, fragte Kluftinger.
    Maier wurde nervös. »Wieso? Brauchst du die jetzt?«
    »Sonst würde ich nicht fragen.«
    »Bestellt ihr euch was zu essen?«
    »Ja, Richie. Wenn wir die Karte finden.«
    »Ich kann euch doch was kochen. Wir haben doch auch Töpfe in der Küche, weißt du, die zum Wienerle warm machen. Ich kann gut Nudeln und Soße zum Beispiel. Ich fahr schnell an die Tankstelle und …«
    »Richie, willst du dich jetzt als Küchenchef andienen, weil du sonst nicht mitmachen kannst? Also komm, ein bissle mehr Stolz hätt ich schon von dir erwartet.«
    Maiers Lamento wurde nun von Aggressivität abgelöst: »Jetzt reicht’s! Du machst die ganze Zeit einen auf Geheimagent, und ich schmeiß den Umzug, während ich noch deine normale Arbeit mache. Doch damit nicht genug! Ich Depp ordne auch noch deine ganzen Akten, in denen das blanke Chaos herrscht. Und jetzt kann ich mich verhöhnen lassen dafür. Danke! Ich hab’s echt satt mit dir und den anderen. Ich lass mich versetzen, wenn ihr so weitermacht! So was von unkollegial!«
    »Ach so?«, platzte es nun aus Kluftinger heraus, »Und findest du es denn kollegial, wenn man auf seinem Diktiergerät seine Kollegen ausrichtet und dann auch noch beim Chef anschwärzt? Ich hab gehört, was du über mich und das Kommissariat gesagt hast, nur dass du es weißt. Hat mich gekränkt. Ich versuche hier nämlich auch mein Bestes zu geben.«
    Maier war peinlich berührt, wie ein Kind, das man beim heimlichen Naschen ertappt hat. »Also … das war doch nicht so gemeint jetzt. War auch nicht für deine Ohren bestimmt übrigens«, sagte er kleinlaut.
    »Das macht es nicht besser. Und dass dich die Kollegen nicht mehr akzeptieren, das kann ich auch nachvollziehen: Du machst hier einen auf Obermufti. Du versaust es dir grad nach Strich und Faden. Bei uns allen.«
    »Ich wollt’s halt recht machen. War auch alles neu für mich.«
    Maiers Stimme wurde brüchig, und Kluftinger befürchtete, dass er gleich anfangen würde zu weinen. Er klopfte seinem Kollegen auf die Schulter und bat ihn erneut um die Speisekarte.
    »Ich hab sie weggeschmissen. Pizza ist auch total ungesund«, murmelte Maier, als ob er eine Ohrfeige für seine Fehlleistung erwartete. Schnell schob er nach: »Die Sandy hat noch eine Liste draußen, glaub ich. Und ich hol dafür die Pizza. Einverstanden?«
    »Das ist das Mindeste, was du tun kannst, ehrlich Richie«, sagte Kluftinger in versöhnlichem Ton. »Nimmst du dann gleich

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