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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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Hefele, hatten sichtlich Mühe, die Contenance zu wahren.
    Als Nächster war Strobl an der Reihe, der sich die Dinge genauer angesehen hatte, die die Spurensicherung aus der Wohnung des Selbstmörders mitgenommen hatte. Eigentlich hatte er nicht viel zu berichten: Tatsächlich fanden sich außer ein wenig Kleidung, einem Fernseher und einigen Büchern weder aufschlussreiche persönliche Habseligkeiten noch wirklich viele Einrichtungsgegenstände.
    »Das Einzige, was uns weiterbringen könnte, ist ein Laptop, mit dem sich der Richard noch befassen wollte, weil er sich da ja am besten auskennt.«
    Maier grinste stolz in die Runde. Dann fuhr Strobl fort: »Ja, und dann haben wir, beziehungsweise Willis Leute, noch Dinge mitgenommen, die uns leider auch nicht viel weiterhelfen werden: Schumacher hatte wohl ein nicht gerade alltägliches Hobby. Er schien elektronische Bauteile zu horten und mit einem Lötkolben daran herumzubasteln. Aber nicht, dass ihr jetzt meint, er hat sich damit ferngesteuerte Hubschrauber oder Zubehör für die Modelleisenbahn gebaut. Eher komplizierte Schaltkreise. Aber das überprüfen wir noch.«
    »Ja, meine Herren, damit hätten wir’s für heute, das war’s. Feierabend«, beschloss Kluftinger die Konferenz. Alle Kollegen standen auf – bis auf Haas und Bydlinski, die sich leise unterhielten. Hefele trat zu Kluftinger und blickte verstohlen zu den Österreichern.
    »Chef, schicken wir die jetzt nicht mal nach Hause? Wird doch allmählich Zeit, oder? Die stören schließlich den ganzen Ablauf hier. Ich halt das bald nicht mehr aus mit denen. Vor allem der Bydlinski, dieser Prolet. Wenn der so weitermacht, dann vergess ich mich.« So aufgebracht hatte der Kommissar seinen Kollegen selten erlebt. Als der den Raum verließ, warf er Bydlinski noch einen hasserfüllten Blick zu.
    »Ja, Herr Haas, Herr Bydlinski«, setzte Kluftinger an, als Sandy Henske den Raum betrat. Sie räumte die Kaffeetassen vom Tisch, und als sie an Bydlinski vorbeiging, legte der von hinten den Arm um ihre Hüften. Sie schien sich das zu Kluftingers Erstaunen auch gern gefallen zu lassen und säuselte ihm nur ein kokettes »Aber, aber, nisch gleisch so stürmisch. So schnell schießn de Sachsn nisch, gnädscher Herr« zu, bevor sie sich kichernd aus seiner Umarmung wand.
    Kluftinger fand, dass die Annäherungsversuche Bydlinskis reichlich weit gingen, dafür, dass der gerade mal den zweiten Tag hier war. »Nun, wie gesagt, meine Herren, Sie können nach Hause fahren. Wir können ja in telefonischem Kontakt bleiben. Herr Haas, nett, Sie kennengelernt zu haben. Herr Bydlinski, leben Sie wohl«, sagte Kluftinger und machte damit klar, dass auch er den Beginn des Feierabends nicht länger hinausschieben wollte.
    Als Hefele, der noch am Kopierer in Sandys Büro stand und bedeutend langsamer als sonst einige Akten darauf legte, sah, wie die Österreicher gingen, grinste er. Haas warf ein »Habe die Ehre« in die Runde. Bydlinski jedoch beugte sich zu Sandy hinunter, steckte ihr eine Visitenkarte zu und flüsterte: »Komm mich mal besuchen, Mauerblümchen, dann zeig ich dir die Berge!«
    Sandy lächelte verlegen. Hefele schmiss den Deckel des Kopierers zu und stürmte aus dem Zimmer. Bevor sich Kluftinger auf den Nachhauseweg machte, beschloss er, noch kurz in Willi Renns Büro vorbeizuschauen. Ein Entschluss, der nicht zuletzt dadurch gefördert wurde, dass er in seiner Jackentasche wieder einen Abzug jenes Fotos gefunden hatte, das ihn am Ort des Selbstmordes in seinem Fischerkostüm zeigte. Dem Willi würde er jetzt endlich das Handwerk legen und die Originaldatei an sich nehmen.
    Er würde sich aber nichts anmerken lassen, sagte er sich, als er vor dem Labor stand, in dem Willi Renn nicht nur sein »Fotostudio« hatte, wo die Delinquenten erkennungsdienstlich behandelt wurden, sondern wo er auch alle Arten von Spuren dokumentierte, analysierte und auf Dauer sicherte. Und wo er, wie jeder hier wusste, seine »Kammer des Schreckens« stehen hatte, einen Schrank mit den grausamsten, seltensten und skurrilsten Dokumenten verbrecherischer Handlungen, die ihm in seiner langjährigen Dienstzeit untergekommen waren.
    Kluftinger klopfte an die Tür. Nichts rührte sich, also trat er ein. Im Fotolabor keine Spur von Willi. Kluftinger ging zu Renns Schreibtisch. Der Computer lief noch. Wäre doch gelacht, wenn er nicht die gesuchte Datei finden würde, dachte er, wusste aber, dass dafür jede Menge Zufälle zu seinen Gunsten

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