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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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Kluftingers Geschmack etwas zu fest auf die Schulter. »Ich wusste doch, dass Sie ein Schauspieler von altem Schrot und Korn sind. Und mit Ihrem neuen Spielpartner werden Sie sich sicher blendend verstehen, davon bin ich überzeugt …«
    Kluftinger horchte auf: Woher wollte Frank denn das wissen? Und um wen handelte es sich überhaupt?
    Bevor er eine entsprechende Frage stellen konnte, hatte Frank seinen Sender wieder eingeschaltet und brüllte ins Mikrofon: »Herr Martin, kommen Sie bitte mal?« Dabei hielt er die Hand über die Augen und blickte gegen die untergehende Sonne in die im Schatten liegende Tribüne. Kluftinger folgte seinem Blick und sah, wie sich aus dem Dunkel eine Gestalt löste. Es war ein großer, hagerer Mann mit Glatze, so viel erkannte der Kommissar. Dann legte auch er die Hand an die Stirn, um besser sehen zu können. Sofort klappte sein Kiefer nach unten. Der Mann, der mit breitem Grinsen und ausladenden Schritten auf sie zukam, war Dr. Martin Langhammer.

Noch 10 Tage, 14 Stunden, 25 Minuten, 33 Sekunden
    »Der frühe Vogel fängt den Wurm, Willi, oder? Was machst du denn schon da?«
    »Na, Klufti, das geht anders: Den frühen Vogel holt die Katz!«, gab Willi Renn zurück.
    Kluftinger wunderte sich: Er war heute eine halbe Stunde früher als sonst im Präsidium erschienen und traf im Treppenhaus auf Willi. Der bekennende Morgenmuffel war eigentlich berühmt dafür, eher eine halbe Stunde zu spät zum Dienst zu erscheinen als eine Minute zu früh. »Aber heut hat mich nichts mehr im Bett gehalten«, sagte Renn mit einem breiten Grinsen.
    Kluftinger runzelte die Stirn. Warum um alles in der Welt war der denn schon so früh so gut aufgelegt? Doch er brauchte gar nicht danach zu fragen, denn Renn lieferte die Erklärung sofort nach: »Und dass ich schon so früh munter bin, das liegt … an dir!«
    In Kluftinger keimte ein Verdacht auf: natürlich, das Foto. Sicher hatte er es wieder an einem exponierten Ort aufgehängt. Das also war der Grund für seine blendende Stimmung.
    »Willst du denn nicht wissen, um was es geht?«
    »Danke nein, Willi, ich kann’s mir schon denken«, gab Kluftinger mürrisch zurück und stieg jetzt schneller als sonst die Treppen zu seinem Büro hoch. »Habe die Ehre.«
    Doch Willi ließ sich nicht abschütteln. »Nein, jetzt wart halt. Du bist genial, Kluftinger, ein veritables Genie.«
    »Mach deinen Spaß mit jemand anderem. Wir sind hier nicht im Kindergarten«, gab Kluftinger zurück, ohne seinen Schritt zu verlangsamen.
    Renn hielt seinen Kollegen an der Schulter fest. Kluftinger drehte sich um, Willi sah ihm in die Augen und sagte mit geradezu feierlicher Stimme, in die sich eine fahrige Aufgeregtheit mischte: »Klufti, du bist wirklich einer der intelligentesten Köpfe hier. Deine Einfälle sind schlichtweg fantastisch.«
    Kluftinger grinste. »Das weiß ich schon, seit ich hier bin. Da brauchst du jetzt nicht so aufgeregt sein.«
    »Du hast mich auf die Idee gebracht, gestern.«
    »Ach so, du meinst wegen dem Kennwort? Wie ich da die Buchstaben ausgelassen habe? Na ja, da käme normalerweise …«
    Renn legte seine Stirn in Falten. »Kennwort? Nein, wie kommst du denn darauf? Na ja, vielleicht bist du doch nicht so genial. Vielleicht passt hier eher die Geschichte vom blinden Huhn.« Wieder grinste er, doch dann wurde sein Gesichtsausdruck ernst: »Alle Einzelteile muss man zusammensetzen, damit eine funktionierende, präzise Maschinerie entsteht. Dass nichts aus dem Takt gerät.«
    Kluftinger sah Willi entgeistert an.
    »Ja, Klufti, das hast du gesagt. Und auf einmal hat es in meinem Kopf zu rattern angefangen und aus den einzelnen Puzzleteilen ist ein Bild geworden. Und das kann ich dir auf deinem PC zeigen.« Triumphierend schwenkte er einen Datenstick vor Kluftingers Gesicht.
    Für einen kurzen Moment stiegen Zweifel im Kommissar auf, ob Renn ihn nicht doch zum Narren gehalten hatte und wieder mit seinem Kostümbild ankam. Er entschloss sich jedoch, ihm noch eine letzte Chance zu geben und folgte ihm in sein Büro.
    »Um Gottes willen«, stöhnte Kluftinger und wandte seinen Blick von seinem Computerbildschirm ab. »Du meinst, das ist es?«
    »Definitiv. So oder so ähnlich hätte das selbstgebaute Gerät ausgesehen. Das Bild und die Anleitung gibt’s übrigens kostenlos im Internet. Ein Hoch auf die moderne Datenverarbeitung.«
    Kluftinger war blass geworden. Er setzte sich schockiert auf seinen Drehstuhl.
    Die Tür ging auf, und nach und nach

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