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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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betraten die anderen Kollegen das Zimmer. Hefele und Strobl kamen als Erste herein. »Ja so was, die Herren. Habt ihr heut im Büro geschlafen? Gestern lang gefeiert oder wie? Ihr schaut ja reichlich derangiert aus«, tönte Strobl beschwingt, dem der Ruf vorauseilte, morgens stimmungsmäßig Renns glattes Gegenstück zu sein. Hefele grinste. Dann merkten beide, dass etwas nicht stimmte.
    »Was … ?«
    Renn winkte sie zum Bildschirm. »Schaut’s euch das mal an! Dann wisst ihr, was uns so zusetzt. Das kann man aus den Teilen bauen, die wir beim Schumacher gefunden haben. Dem Selbstmörder, ihr wisst schon.«
    Strobl und Maier gingen um den Schreibtisch herum. Beide mussten schlucken. Strobl blieb gänzlich stumm, und alles, was Hefele herausbrachte, war ein leises »Heilig’s Blechle«: Sie blickten auf eine Apparatur, bei der einige Elektronikplatinen über Kabel mit Röhren und Batterien verbunden waren. Alle wussten, worum es sich handelte. Was sie sahen, war zweifelsfrei ein Fernzünder für eine Bombe.
    »Meine Herren«, setzte Kluftinger eine halbe Stunde später bei der Morgenlagebesprechung an, »euch ist hoffentlich klar, was durch den Selbstmord an uns vorbeigegangen ist.«
    Maier konnte nicht an sich halten. »Ja, wir haben da einen Bombenanschlag erster Güte verhindert.«
    »Richie, verhindert hast du da gar nichts, das hat unser Selbstmörder schon selbst getan. Aber du hast wahrscheinlich Recht. Es war irgendwo ein Bombenattentat geplant. Ob hier oder anderswo, das Gute daran ist, dass der Attentäter sich sozusagen im vorauseilenden Gehorsam schon vor der Tat selbst gerichtet hat. Die Gefahr ist damit zwar abgewendet. Trotzdem müssen wir weiter ermitteln: Richard, du nimmst dir gleich wieder den Laptop von Tobias Schumacher, unserem Selbstmörder, vor. Vielleicht hilft uns das dabei, mögliche Zulieferer und Hintermänner auszumachen.«
    Maier machte keine Anstalten, sich an die Arbeit zu begeben. Erst als sein Vorgesetzter ihn fragend anblickte, erhob er sich wortlos und verließ den Raum.
    Kluftinger fuhr fort: »Was uns natürlich am meisten interessieren muss, sind, neben den Drahtziehern, vor allem die Fragen, wann und wo der Anschlag geplant war und gegen wen er sich gerichtet hätte. Unser Glück ist nur, dass wir dabei nicht unter Zeitdruck stehen. Was meint ihr, wie sollen wir vorgehen, Kollegen? Habt ihr irgendeine Vermutung, was die Hintergründe angeht?«
    Kluftinger blickte Strobl und Hefele an. Keiner sah zurück. Er kam sich vor wie in der Schule, wenn der Lehrer eine Frage gestellt hatte und die ganze Klasse entweder zum Fenster, zu Boden oder an die Decke starrte, um nicht aus Versehen dessen Blick zu kreuzen und sich so als allzu leichtes Opfer preiszugeben.
    »Jetzt kommt’s, meine Herren. Mal ein bisschen Kopfarbeit!«
    Strobl meldete sich schließlich zu Wort: »Wir haben doch ein paar Schriftstücke in der Wohnung gefunden, oder? Briefe, Rechnungen, Belege. Nicht viel, aber immerhin. Die nehm ich mir mal vor und schau, ob wir Hinweise finden.«
    »Gut, Eugen. Du und Roland, ihr kümmert euch darum. Und schaut euch auch an, womit er sich sonst so beschäftigt hat, was für Bücher er gelesen hat.«
    Kluftinger erhob sich und sah zum Fenster hinaus, während die Kollegen den Raum verließen. Den Ausblick auf die Schrebergartensiedlung an der Iller, der ihm in all den Jahren so vertraut geworden war, würde er nicht mehr lange haben. Auch wenn er kein Freund von Schrebergärten war: Die Dinge schienen, je mehr sie zum Alltag gehörten, ihre vordergründige Hässlichkeit gegen eine sichere Verlässlichkeit einzutauschen. Kluftinger hing seinen Gedanken nach, als auf einmal die Tür aufflog. Maier hetzte mit hochrotem Kopf zum Besprechungstisch und stellte ein aufgeklappter Laptop darauf.
    »Ich hab’s geknackt, ich bin reingekommen, schau dir das an! Das schlägt dem Fass den Boden aus.«
    Kluftinger ging zum Tisch und beugte sich stirnrunzelnd über den Computerbildschirm. Maier! Nach dem Auftritt von eben hätte Kluftinger doch zumindest etwas im weiteren Sinne Spektakuläres erwartet. Alles, was er jedoch sah, waren schwarz-weiße Linien, die über den Bildschirm liefen, am Rand einen Knick machten und sich dann in eine andere Richtung ausbreiteten. Der Kommissar zog die Augenbrauen zusammen und blickte zu Maier, der ihm gegenüberstand und ihn mit weit aufgerissenen Augen erwartungsvoll anstarrte.
    Kluftinger blickte wieder auf den Bildschirm. Vielleicht wurde aus den sich

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