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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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nicht wahr?« Marlene Lahm hatte als Erste einen Anknüpfungspunkt gefunden. Kluftinger trug ihr einen Pluspunkt auf ihrem Sympathiekonto ein. Ihre bisher erste Gutschrift.
    »Ja, genau. Immer schon.«
    »Dann spielen Sie bestimmt auch beim Laienspiel mit?«
    »Freilichtspiel«, korrigierte Kluftinger und räusperte sich. »Ja, ich war schon als kleiner Junge der Tellbub. Und mein Sohn, der war das dann auch einmal.« Das Eis war gebrochen: Wer sich fürs Freilichtspiel interessierte, konnte unterm Strich kein ganz verkehrter Mensch sein.
    Als sie den Ortseingang passiert hatten, nahm der Kommissar bewusst nicht die Umgehungsstraße, die man vor einigen Jahren gebaut hatte. Er wollte der Kollegin doch wenigstens einmal im Vorbeifahren die Kirche und den Marktplatz zeigen. Kluftinger holte gerade aus, um zu erzählen, dass beim Freilichttheater heuer so viele Einwohner wie noch nie beteiligt seien, als Frau Lahms Handy klingelte. Es befand sich in ihrer Handtasche auf der Rückbank.
    »Das ist meins, bestimmt Faruk«, versetzte die Beamtin nervös, schnallte sich ab und beugte sich nach hinten, um nach dem Telefon zu kramen. Als sie es schließlich aus der Tasche gefischt hatte, drehte sie sich just in dem Moment wieder nach vorn, als Kluftinger wegen einer Katze abrupt bremsen musste. Die Lahm konnte sich zwar am Sitz festhalten, ihr Handy allerdings machte sich selbstständig und rutschte zwischen die Mittelkonsole und Kluftingers Sitz, wo es fröhlich weiter vor sich hin dudelte.
    Kluftinger hielt am Straßenrand an, und Marlene Lahm fischte mit spitzen Fingern in die Spalte neben dem Fahrersitz, aus der sie zunächst mehrere Parkscheine, Tankbelege und verloren gegangene Bonbons hervorholte. Dabei versetzte sie dem Telefon einen Stoß, sodass es gänzlich unter den Sitz rutschte. Die Beamtin beugte sich tief über Kluftingers Schoß und streckte ihren Arm aus, um doch noch an das Gerät zu kommen.
    »Geht schon«, lehnte sie ein Hilfsangebot Kluftingers ab.
    Er hatte genau gegenüber von Langhammers Praxis angehalten, wie er erst jetzt bemerkte. Er sah zu den Fenstern im Hochparterre und bemerkte, wie sich der Vorhang in einem der Sprechzimmer bewegte. Nichts zu tun heut, der Herr Mediziner, schaut lieber zum Fenster raus, dachte er sich. Dass Langhammer gerade schamesrot den Vorhang wieder zurückgezogen hatte und mit bebenden Lippen versuchte, das Bild, das sich ihm eben geboten hatte, zu verarbeiten, sah er nicht.
    »Hab’s«, rief Marlene Lahm schließlich aus und hielt das Handy demonstrativ in die Höhe. Just in diesem Moment erstarb das Klingeln. »War eh nur meine Mutter«, sagte die Lahm achselzuckend. Kluftinger legte gähnend den Gang ein und fuhr los.
    Hinter Muthmannshofen passierten sie die bayerische Landesgrenze. Erstaunt fragte Marlene Lahm: »Oh, wir sind ja jetzt in Baden-Württemberg. Ist das hier nicht mehr der Allgäu?«
    »Das Allgäu«, murmelte Kluftinger.
    »Wie, bitte?«
    »Es heißt das Allgäu. Aber egal. Nun zu Ihrer Frage«, setzte Kluftinger an und seufzte ein wenig, »irgendwie schon Allgäu und irgendwie auch nicht, verstehen Sie? Allgäu in dem Sinn …«
    »Aber es heißt doch Leutkirch im Allgäu, wo wir hinfahren.«
    »Richtig, liegt aber in Baden-Württemberg. So gesehen württembergisches Allgäu. Fragt sich eben, wie man den Begriff definiert. Ist jetzt Mindelheim Allgäu, weil es im Landkreis Unterallgäu liegt? Fraglich, während Memmingen zweifelsohne Allgäu ist. Obwohl nördlicher Rand. Aber drin. Allerdings: kreisfrei, also eigentlich auch wieder nicht. Und das Westallgäu. Gibt’s ja so als Landkreis gar nicht. Gehört zu Lindau. Aber ist Lindau Allgäu? Für die Lindauer nicht, für uns ja. Oder auch das Walsertal.« Kluftinger bemerkte, dass er eigentlich mehr mit sich selbst sprach, und schob ein »Verstehen Sie?« nach.
    Lahms Gesichtsausdruck zeigte nicht nur Verwirrung, sondern etwas, das ein wenig wie Mitleid aussah. Kluftinger jedoch fuhr fort: »Jeder Allgäuer ist von der Mentalität her ja auch anders. Und die württembergischen Allgäuer, hm …«
    Er machte eine Pause und dachte kurz nach.
    »Das sind schon echte Allgäuer, aber man merkt ihnen ein bisschen auch die Schläue der Württemberger an. Aber sehr nette Leute so weit. Manche sagen, das bessere Allgäu. Ruhiger. Nicht dasselbe. Und sprachlich auch ganz was anderes, wobei wir vieles auch gemeinsam haben. Wie das, it’… oder …«
    »Ah ja«, versetzte Marlene Lahm schnell, blickte

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