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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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fallen ließ, sagte er: »Jetzt würd ich echt gern den Zigarillo rauchen, den Sie mir Weihnachten geschenkt haben.«
    Seine Kollegin sah ihn überrascht an: »Wissen Sie was? Ich lass noch einen springen. Gehen wir raus?«
    Sie erhoben sich und gingen nach draußen. Gierig zog Kluftinger an dem Zigarillo. Erika würde ihn nachher wieder schimpfen, weil er wie ein alter Aschenbecher stank, aber das war ihm jetzt egal.
    »Na, wie geht’s denn so im G’schäft?«
    »Och, mei …«, antwortete Kluftinger nichtssagend.
    »Man hört ja so einiges …«
    »So?«
    »Sicher nur Gerüchte.«
    »Bestimmt!«
    »Herrgott, Kluftinger, jetzt lassen Sie sich doch nicht so bitten. Stimmt das, dass Sie gerade eine Sondereinheit da haben? Dass ganz hohe Tiere vom BKA bei Ihnen hausen? Die blöde Lahm soll auch wieder dabei sein. Man munkelt auch was von Terrorismus …«
    »Munkelt man, hm?«, blieb Kluftinger nebulös.
    Die Marx sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Sie sind einfach ein verdruckter Hund. Aber wahrscheinlich habe ich deswegen so eine Schwäche für Sie.«
    Für Kluftinger nahm das Gespräch nun erneut eine zu intime Wendung, und ihm fiel das Kneifen von vorhin wieder ein. Er warf also seinen Zigarillo weg, und sie gingen wieder nach drinnen. Dort tanzten zwei Paare gerade einen fetzigen Cha-Cha: das hübsche junge Paar und das andere, von dem lediglich die Frau, Erika, in Kluftingers Augen attraktiv war. Er hatte nie wirklich verstanden, warum sie sich damals für ihn entschieden hatte. Viele hatten um sie geworben, und die natürliche Anmut, die sie auch jetzt noch ausstrahlte, war einer der Gründe dafür gewesen. Doch plötzlich war dieser Liebreiz wie weggeblasen: Erika ruderte mit den Armen, Kluftinger hörte einen spitzen Schrei, und seine Frau knallte der Länge nach aufs Parkett. Erst während er schon auf sie zurannte, realisierte Kluftinger, dass das Kreischen nicht von Erika, sondern vom Doktor gekommen war.
    »Der Absatz ist abgebrochen«, sagte Langhammer mit Blick in die Runde und hielt das Teil wie das entlastende Indiz eines Mordprozesses in die Höhe. Erst dann kümmerte er sich um Erikas Fuß, der leicht anschwoll und sich um den Knöchel herum bereits bläulich verfärbte.
    »Eine kleine Verstauchung, wenn ich das richtig sehe. Möglicherweise auch eine Außenbanddehnung«, diagnostizierte er in seiner Arztstimme. »Am besten, du setzt dich ein bisschen und legst den Fuß hoch.« Mit diesen Worten legte er ihren Arm um seine Schulter und führte sie langsam zu einer der Sitzgruppen.
    Kluftinger stand verloren auf der Tanzfläche herum. Er ließ unsicher seinen Blick schweifen, da sah er den Absatz. Geschäftig hob er ihn auf, hielt ihn ebenfalls kurz hoch und steckte ihn dann in die Hosentasche.
    Als er zu den anderen kam, hatte Langhammer gerade Erikas Schuh ausgezogen und strich sanft über die Schwellung. Zu sanft und zu lange nach Kluftingers Geschmack.
    »Vom Streicheln wird’s auch nicht besser werden. Finger weg jetzt«, blaffte er den Doktor an.
    Ein Blick ins Gesicht des Kommissars verriet dem, dass er nicht zum Spaßen aufgelegt war, und er ließ ihren Fuß schnell und etwas unsanft zu Boden gleiten.
    »Sie muss ihren Fuß hochlegen. Mit Tanzen wird das nichts mehr heute.«
    Kluftinger tadelte sich innerlich schon dafür, dass er sich über diese Nachricht freute, da schnellte Annegret hinter seinem Rücken hervor und sagte: »Ich kümmere mich schon drum.«
    Sie? Aber das war doch seine Ausrede … Aufgabe, dachte der Kommissar.
    »Pi-pa-Päuschen ist u-hum«, sang Hansjürgen in diesem Moment ins Mikrofon.
    Bevor Kluftinger reagieren konnte, winkte seine Frau ihm mit dem Handrücken: »Geh! Ja, geh schon. Nicht, dass du noch was versäumst.«
    »Aber … aber ich muss doch hier … bei dir … ich mein …«
    Bevor er weiterreden konnte, fasste sich Erika mit ihrer Hand an die Stirn und presste mit zarter Stimme hervor: »Nein, bitte, ich wünsche mir das. Sonst verpasst du vielleicht einen wichtigen Schritt. Die Annegret muss mich auch kurz zur Toilette begleiten, da kannst du eh nicht mit. Bitte, bitte, mach du weiter mit.«
    Er starrte seine Frau an und wusste, dass er keine Möglichkeit hatte, ihr den Wunsch abzuschlagen, so zart und zerbrechlich, wie sie so vor ihm saß. Also trottete er missmutig zurück zur Tanzfläche.
    »Ri-Ra-Rumba«, frohlockte Hansjürgen gerade und blickte aus erwartungsvoll leuchtenden Augen auf seine Eleven, ganz so, als müssten diese

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