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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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sich auf das Verhör, sonst kann ich für nichts mehr garantieren. Wenn mir einmal der Kragen platzt, dann richtig, haben Sie das verstanden?«
    Kluftinger riss den Kopf hoch und starrte mit Panik in den Augen in Yildrims Richtung. Schon wieder. Anpfiff Nummer zwei heute wegen Unkonzentriertheit im Dienst. Wie hatte er nur einschlafen können, kein Wunder, dass Yildrim … Kluftinger stutzte. Der Task-Force-Leiter hatte ihn gar nicht gemeint. Es war Alii Hamadoni gewesen, den Yildrim gerade so angebrüllt hatte.
    Beruhigt und für die nächste halbe Stunde hellwach, verfolgte der Kommissar weiter das Verhör. Schließlich ließ Faruk Yildrim den mutmaßlichen Waffenhändler Alii Hamadoni, der sich bislang jeder gerichtlichen Strafe entziehen konnte, in eine der Kurzzeitzellen bringen, bat aber Marlene Lahm und Kluftinger, für eine kurze Besprechung im Vernehmungszimmer zu bleiben.
    Der Leiter der Task Force, der in seinen Entscheidungen in Kluftingers Augen doch so sicher war, fragte seine beiden Kollegen dann offen um Rat. Er wisse wirklich nicht mehr weiter, hätte gern gewusst, was sie bezüglich des weiteren Umgangs mit Hamadoni vorschlagen würden.
    Beide überlegten, bevor die Lahm sagte: »Ich würde ihm weiter das Messer auf die Brust setzen. Irgendwann wird er auspacken. Wir müssen ihm Fallen stellen, falsche Fährten legen. Denn noch können wir ihm keine Straftat zur Last legen. Da diese Frau Riedle nicht einmal Anzeige erstatten will, können wir ihm da gar nichts. Und nur, weil er vor der Polizei davongelaufen ist, wird uns der Staatsanwalt nicht einmal einen Haftbefehl ausstellen. Gut, er ist nicht in Deutschland gemeldet, aber das Touristenvisum, das er hat, scheint nach allem Dafürhalten echt zu sein. Wir müssen ihn laufen lassen, wenn er nicht von sich aus auspackt.«
    »Eben. Das wäre nicht das erste Mal«, merkte Yildrim resigniert an.
    »Meiner Meinung nach könnte das auch ein Vorteil sein, wenn wir ihn freilassen«, schaltete sich Kluftinger ein. »Uns fehlen Anhaltspunkte, wer an diesen Aktionen beteiligt sein könnte, also wäre es doch sinnvoll, ihn rund um die Uhr zu beschatten.«
    Marlene Lahm schien diesem Vorschlag gegenüber skeptisch: »Davon wird er aber natürlich ausgehen, wenn wir ihn auf freien Fuß setzten. Er wird den Teufel tun und uns zu seinen Komplizen, geschweige denn zu seinen Hintermännern führen.«
    Kluftinger aber beharrte auf seiner Meinung. »Selbst wenn er es ahnt, dass wir ihn verfolgen, er muss weiter agieren. Und er fühlt sich sehr sicher. Das lässt ihn möglicherweise leichtsinnig werden. Wir haben nichts zu verlieren. Meine ich zumindest.«
    Faruk Yildrim sah einen Moment versonnen vor sich hin und begann dann leicht zu nicken.
    »Ich denke, Sie haben Recht. Wir gehen kein großes Risiko ein. Und vielleicht bringt uns dieser Schachzug weiter, als wir es uns im Moment vorstellen können.« Dann wandte er sich zum Gehen, nicht jedoch ohne Kluftinger auf die Schulter zu klopfen. Sein »Guter Vorschlag, Kollege« machte den Kommissar auf dieselbe Weise stolz, wie es ihn immer mit Stolz erfüllt hatte und noch heute tat, wenn sein Vater ihn für etwas lobte.
    Kluftinger beschloss, nach diesem für ihn so angenehmen Erlebnis, sich ebenfalls als gütiger und gerechter Chef zu zeigen. Er ging in seine Abteilung, um Maier für die geleistete Arbeit zu danken. Dass er das Foto der Exfreundin auf dem Computer gefunden hatte, war doch eine große Hilfe für sie alle gewesen. Außerdem interessierte den Kommissar, wie der Kollege es geschafft hatte, das Foto einer Person zuzuordnen. Ob er Franziska Riedle kannte? Schließlich stammte Maier auch aus Leutkirch, wenn Kluftinger sich nicht täuschte.
    Der Kommissar ging also in sein Büro, traf Richard Maier dort aber nicht an. Er nahm an seinem Schreibtisch Platz, wobei er den Sitzball durch seinen Sessel ersetzte, und sah sich um. Je mehr er sah, desto größer wurde sein Erstaunen: Als er diesen Raum zwangsweise Maier überlassen hatte, hatte es hier wüst ausgesehen. Einige Umzugskartons hatte Kluftinger ja bereits gepackt, allerdings ohne ein erkennbares System. Das meiste hatte noch am Boden gelegen, auf Häufchen verteilt, deren tieferer Sinn nach kurzer Zeit nicht einmal mehr ihm ersichtlich war. Und nun: Der Fußboden war wie leergefegt, und das im wahrsten Sinne des Wortes: Maier schien nicht nur alles aufgeräumt, sondern auch noch geputzt zu haben. In einer Ecke stand ein geordneter Stapel aus Umzugsboxen.

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