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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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Das kenn ich ja gar nicht, dass ihr euch einem förmlich aufdrängt, wenn man euch braucht.«
    Hefele begann nach einer kurzen Pause die Erklärung: »Ganz ehrlich, ich würd lieber oben am Berliner Platz den Verkehr regeln und sechs Ampeln auf einmal ersetzen, als unter diesem Despoten hier zu arbeiten. Der tickt ja nicht mehr ganz richtig. Und alles will er umkrempeln. Zeit, dass du wiederkommst, Klufti, da geht zwar nicht so viel vorwärts, ich mein … schon, aber …«
    Kluftinger zog die Brauen nach oben. Was wollte ihm Hefele genau sagen?
    Strobl half seinem Kollegen aus der Patsche. »Bei dir macht man die Arbeit halt gern und es geht menschlich zu, will der Roland sagen.«
    Hefele nickte und Strobl fuhr fort: »Jedenfalls, der Richie, der hat’s wirklich nicht mehr ganz recht im Kopf.«
    »Also, jetzt komm, ihr habt ihm doch gehorcht wie die Schulbuben. Das war ja lächerlich anzusehen, wie ihr euch von dem anschnauzen lasst. Der ist auch nicht mehr als ihr!«
    »Der nicht«, brummte Hefele leise.
    Kluftinger bezog dies auf sich und wollte wissen: »Was soll denn das jetzt wieder heißen?«
    »Der Roland meint den Lodenbacher«, erklärte Strobl.
    »Lodenbacher?«, fragte der Kommissar erstaunt.
    »Schau, der Lodenbacher war heute früh schon da und hat uns nach allen Regeln der Kunst zusammengeschissen, dass uns Hören und Sehen vergangen ist. So, und weißt du warum?«
    Hefele war zornig. So oft wie in den letzten Tagen hatte Kluftinger das bei dem rundlichen, kleinen und doch normalerweise so gemütlich durchs Leben gehenden Mann noch nie erlebt. Erst die Sache mit Sandy und Bydlinski und jetzt die Wut auf Maier.
    »Der Richard war bei ihm und hat sich beschwert, dass wir seine Autorität nicht anerkennen und wir ihm gegenüber zu wenig Respekt aufbringen würden. Du kennst doch den Lodenbacher. Wie ein Schachtelteufel ist der hier rein, hat einen roten Kopf gekriegt und ist nervös rumgelaufen. Wenn das ab jetzt nicht klappt, und er fragt den Maier jeden Tag, hat er gesagt, dann bekämen wir Strafaufgaben wie Archivierungen und technischen Dienst. Stell dir das mal vor. Ich hab keine Lust, den Hof zu kehren, weißt du?«
    »Schon klar. Ich hätte nie gedacht, dass sich der Richard so aufspielen würde.« Kluftinger war ernsthaft betroffen. »Tut mir echt leid für euch. Aber keine Sorge, ich zahl ihm das alles heim, wenn ich wieder hier bin, versprochen. Um eins unten im Hof, ja, Jungs?«, grinste Kluftinger ihnen dann verschwörerisch zu, und die beiden nickten zufrieden.
    »Was genau ist denn das, was Sie da permanent in sich reinstopfen?« Kluftinger war genervt. Yildrim hatte darauf bestanden, dass er und Bydlinski in einem Auto die Beschattung durchführten und Hefele und Strobl in einem anderen. Nun saß er mit dem Österreicher in seinem Passat vor der Wohnung von Alii Hamadoni im Kemptener Westen. Den Wagen durchzog ein Geruch nach ranzigem Öl, in den sich manchmal Essigschwaden mischten. Bydlinski hielt in der linken Hand eine Dose, in der rechten eine Plastikgabel. Auf dem Schoß hatte er eine Tüte ausgebreitet, darauf thronte ein Ciabattabrot.
    »Ist gesund, weil reich an Omega-3-Fettsäuren.Wollen Sie ein Gustostückerl?«
    »Schönen Dank. Ölsardinen habe ich bei der Bundeswehr im Übermaß genossen.«
    »Keine Sardinen«, presste der Österreicher mit vollem Mund hervor. »Makrelen in Sherryessig und Öl.«
    Durch das Öffnen des Fensters gelang es Kluftinger, den Brechreiz niederzukämpfen, den Bydlinskis offenbar nicht mehr ganz frische Fischdose ausgelöst hatte. Auch die Temperatur im Wagen machte dem Kommissar zu schaffen, das Auto stand halb in der Sonne, und draußen hatte es gut und gerne dreiundzwanzig Grad.
    Geradezu erfreut nahm Kluftinger deshalb wahr, dass die Zielperson aus dem Haus trat und zu ihrem Wagen ging. Hinter seinem schwarzen Audi fuhren in gebührendem Abstand Kluftingers Passat und Hefele und Strobl in einem alten Astra.
    Die kleine Kolonne fuhr in Richtung Stadtzentrum, dann bog der Audi in die große Parkgarage des Einkaufszentrums ein, das man hier vor einigen Jahren aus dem Boden gestampft hatte und mit dessen Existenz die ansässigen Geschäftsleute ihre liebe Not hatten. Auch Kluftinger war dem »Forum« gegenüber zunächst skeptisch gewesen. Mittlerweile aber genoss er zwei Vorteile daran: einerseits die Tatsache, dass man auch bei Regen trockenen Fußes einkaufen konnte, und zum anderen, dass all die Läden, in die ihn Erika bei samstäglichen

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