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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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Anschluss.«
    Kluftinger hatte sich noch keine drei Schritte von dem Tisch entfernt, da stand Langhammer bereits wieder hinter ihm. »Wir sollten noch mal reden«, flüsterte er und deutete auf den Ausgang.
    Kluftinger folgte ihm und machte sich darauf gefasst, dass sich der Arzt nun über seine Fackel-Aktion beschweren würde, weswegen er sich schon einmal ein paar Ausreden überlegte. Doch er kam gar nicht dazu, sie zu benutzen: »Mein Lieber, wie gesagt, ich bin Tag und Nacht für Sie da.«
    Kluftingers Magen krampfte sich zusammen. Jetzt wäre es ihm eigentlich sogar lieber gewesen, der Doktor hätte ihm Vorwürfe gemacht oder sich mit ihm geprügelt. Hilfe suchend blickte er sich um und entdeckte den Regisseur, der gerade an ihnen vorbeiging.
    »Herr Frank, gut dass Sie da sind. Wir haben gerade über …«, fieberhaft dachte der Kommissar nach, »… über das Verhältnis unserer zwei Figuren gesprochen.«
    Frank blieb stehen. Kluftinger wusste, dass er einem Gespräch über Rollendefinition nie abgeneigt war.
    »Aha, das finde ich sehr lobenswert, meine Herren.« Langhammer, der eben noch etwas irritiert dreingeblickt hatte, schien unter der Schmeichelei des Regisseurs zu wachsen. Sofort legte er Frank seine Sichtweise der Charaktere dar. Kluftinger hörte etwa eine Minute lang zu, dann war er sich sicher, dass der Zeitpunkt gekommen war. Und tatsächlich bemerkten die beiden gar nicht, dass er sich dem Gespräch entzog und wieder in die Spielerhütte ging.
    Als er an diesem lauen Abend mit seiner Frau nach Hause ging, legte er ihr voller Übermut den Arm um die Schulter und zog sie zu sich, was diese mit einem dankbaren, zärtlichen Blick quittierte. »Mir ham’s schon schön hier, gell?«, sagte er schwärmerisch und sog die Abendluft in seine Lungen.
    »Ja«, hauchte seine Frau. »So friedlich.«
    »Friedlich. Das ist das richtige Wort. Man möchte gar nirgends sonst leben.«
    Sie gingen schweigend nebeneinander her, schlenderten den Feldweg zum Dorf entlang und bogen in ihre Straße ein, als Kluftinger ruckartig stehen blieb.
    »Was ist denn?«, fragte Erika.
    Der Kommissar deutete auf ihre Hofeinfahrt. Erika schmiegte sich ängstlich an ihren Gatten. »Meinst du … ?«
    Er hob die Hand und hielt den Zeigefinger an seine Lippen. In der Einfahrt stand ihr Auto, die Beifahrertür weit offen. Erst vor wenigen Wochen waren im Ort einige Wagen aufgebrochen und die Radios entwendet worden. Kluftinger wurde nervös, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, dass es jemand auf seine alte Anlage abgesehen haben könnte, bei dem das Kassettendeck gar nicht mehr und die beiden Lautsprecher nur abwechselnd funktionierten. Wie auch immer, der oder die Täter waren bisher nicht ermittelt worden. Kluftinger gab Erika zu verstehen, dass sie auf ihn warten solle und pirschte sich an die Einfahrt heran. Als er direkt an der Ecke stand, sagte plötzlich eine kalte Stimme: »Bleiben Sie rechts.«
    Kluftinger erstarrte. Man hatte ihn bemerkt. Verdammt, was sollte er jetzt tun?
    Wieder sprach die Stimme: »Sie haben Ihr Ziel erreicht.« Kluftinger bekam eine Gänsehaut. In der Stimme lag keinerlei Menschlichkeit oder Wärme.
    Er musste irgendwie reagieren, den anderen beruhigen, nicht, dass der noch Dummheiten machte oder den Kopf verlor.
    »Hören Sie«, krächzte er nervös, »ich will Ihnen nichts tun. Meinetwegen nehmen Sie … was auch immer Sie brauchen, und hauen ab. Ich …«
    »Bitte wenden!«
    Hä? Der Kommissar hatte keine Ahnung, was die Stimme damit meinte. Sollte er sich umdrehen, sich …
    »Jetzt links abbiegen!«
    Plötzlich keimte ein Verdacht im Kommissar auf. Er blickte um die Hecke und in diesem Moment kam Markus aus der Haustür und setzte sich ins Auto. Kluftinger richtete sich auf, lief auf den Passat zu und schimpfte: »Spinnst jetzt du, Markus? Du hast … deiner Mutter einen Riesenschreck eingejagt.« In diesem Moment fiel ihm Erika ein, und er rannte zurück, um Entwarnung zu geben.
    Als er mit ihr wieder in die Einfahrt trat, stand ein völlig entgeistert dreinblickender Markus vor ihnen.
    »Vatter, was …«
    »Herrgott, wir … deine Mutter hat schon gedacht … was machst du da überhaupt?«
    »Ich hab dir das Navi im Auto installiert.«
    »Das hättest du doch auch sagen können, oder?«
    »Ich wollt euch halt überraschen.«
    »Überraschen. Wir sind zu alt für Überraschungen. Alles wegen dem Drecksnavi vom Dre … vom Langhammer. Gut Nacht.« Mit diesen Worten stapfte

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