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Lamarchos

Lamarchos

Titel: Lamarchos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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des Anführers brannte. In der Ferne ritten etwa zwanzig Reiter, jeder hatte einen gefangenen Knaben vor sich im Sattel sitzen …
    Sie ritten auf eine Klippenwand zu, die sich hoch hinauf erhob, graugrüner Stein, mit dicken, teerig schwarzen Streifen durchzogen. Sie ritten in die Klippe hinein. Noch vor einer Minute deutlich zu sehen, in der nächsten schon spurlos verschwunden. Pferde, Reiter, entführte Knaben. Verschwunden. Mein Großvater sagte, dies habe ihn so erschreckt, daß seine Knochen weich wurden. Dennoch wagte er sich an die Klippe heran. Sie war so massiv wie jeder andere Fels, den er jemals gesehen hatte, sagte er, deshalb gab er auf und kehrte nach Hause zurück.”
    Aleytys schloß die Augen; verspürte eine säuerliche Übelkeit in Mund und Magen. „Und das alles aus keinem anderen Grund, als ein paar Jungen zu rauben?”
    Loahn schlenderte zu der Bank zurück und ließ sich darauffallen.
    „Aus keinem, den wir kennen. Welchen Grund könnte es für das Massaker an Tausenden deines eigenen Volkes geben?”
    „Du sagtest, sie nehmen die Jungen in die Horde auf?”
    „Richtig.”
    „Was wird aus Leyilli?”
    „Sie sind noch nicht in den Seengebieten.”
    „Das macht einen Unterschied?”
    „Anscheinend ja. Sie haben sie nicht getötet. Sie nahmen sie mit; sie hat den Wohnwagen gefahren. In den Seengebieten hätten sie ihr die Kehle aufgeschlitzt, die Pferde geschlachtet und den Wohnwagen verbrannt.”
    „Dann ist sie wahrscheinlich jetzt tot.”
    „Das glaube ich nicht.” Er grub mit den Fingern im Erdreich.
    „Weil sie sie nicht sofort getötet haben. Vielleicht braucht der Hordenmeister eine Frau.”
    Aleytys schüttelte sich. „Miks, was bedeutet das für sie?”
    „Keon, Lahela.” Er lächelte sie an. „Sei unbesorgt wegen Maissa.
    Sie ist zäh und unverwüstlich. Sie hat eine Menge Schlimmeres als eine kleine Vergewaltigung überlebt.”
    „Trotzdem … Loahn: Du hast gesagt, sie verändern sich, wenn sie in die Seengebiete kommen. Wie?”
    „Hmm. Keine Vorreiter mehr. Sie verteidigen sich nicht. Kümmern sich nicht um die Verwundeten, lassen sie sterben, wo sie hinfallen, Mann, Frau oder Kind, als gäbe es ein einziges Gehirn, das sie alle kontrolliert und das die Toten als ausfallende Haare ansieht und ihnen auch nicht mehr Beachtung schenkt.”
    „Der Hordenmeister?”
    „Wahrscheinlich.”
    Stavver mischte sich ein: „Was passiert, wenn der Hordenmeister getötet wird?”
    „Ich weiß nicht. Es ist nie vorgekommen.”
    „Nie?” Das Wort war schwer vor Hohn.
    „Nie.” Loahn stand langsam auf. „Wir sind nicht dumm, Sternenmann. Wir haben es versucht. Jedesmal haben wir es versucht. Es gibt keine Möglichkeit, an ihn heranzukommen. Da ist eine Art Aura
    … etwas… über der Horde. Angreifer bleiben darin stecken. Sie halten an, schlafen ein. Und wachen nie wieder auf. Die Wächter des Anführers schneiden ihnen die Kehlen durch.”
    Stavver blickte zum Sonnenfleck hinauf. „Wie weit - ungefähr sind sie von uns entfernt?”
    „Danach zu urteilen, wo sie Leyilli gefangennahmen: etwa einen Dreistundenritt.”
    „Wir sind schon etwa eine halbe Stunde hier. Sie kommen hierher?”
    „Ich habe nicht gewartet, bis ich sehen konnte, welche Richtung sie einschlagen.”
    „Wenn wir also hierbleiben, sind wir noch eine Stunde oder so einigermaßen sicher.”
    „Könnte sein.”
    Stavver wandte sich an Aleytys. „Wir haben da ein Problem, Leyta.”
    „Das sagst du mir?” Sie setzte sich wieder hin, schlang die Arme um ihre Beine und stützte das Kinn auf die Knie. „Wenn wir Maissa nicht herausholen, bleiben wir auf dieser Welt hängen.”
    „Vielleicht.” Stavver grübelte einen Moment lang nach. „Es wäre nicht leicht. Wir könnten versuchen, an Bord eines Händler-Schiffes zu kommen. Ich sehe im Moment nur nicht, wie.”
    „Nun, das hat Zeit bis später. Davon abgesehen, daß wir mein Baby zurückholen und Maissa befreien müssen, haben mir die Lakoe-heai einen kleinen Auftrag erteilt: die Horde unbedingt abzuwenden.” Ihre Finger rieben energisch über die feste, glatte Haut der Stirn. „Bei dem, was sie gegenwärtig für mich empfinden, nehme ich nicht an, daß es mir erlaubt sein wird, ihren Wunsch zu umgehen.”
    „Wie zum Teufel…” Stavver entfernte sich ungeduldig vom Wohnwagen. „Er hat es ausgesprochen, und ich stimme zu.” Er zuckte einen Daumen zu Loahn hin. „Es ist lächerlich.”
    „Habe ich denn eine Wahl? Außerdem glaube ich, daß

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