LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos
Lösung entfernt, Mr. Betriebsspitzel«, polterte der große, alternde Wissenschaftler. »Und unter den gegenwärtigen Umständen ist es auch höchst unwahrscheinlich, daß wir jemals zu einer Lösung kommen werden.«
»Sie haben doch alles, was Sie brauchen. Ein Forschungsteam Ihrer eigenen Wahl steht hier für Sie bereit; Sie besitzen einen Zwischenraumanschluß an den Computer der Universität von Derby, der mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Informationen über die Fortpflanzung menschlicher und nichtmenschlicher Lebewesen gefüttert ist, und Ihrem Budget für eventuell benötigte technische Ausrüstungen sind nach oben hin keine Grenzen gesetzt.«
»Das ist nicht genug!«
Tella dachte nach. Wenn Dr. Avery Chornock, die Nummer eins auf dem Gebiet fremdrassiger Embryologie und Fortpflanzung, schon nicht an eine Lösung glaubte, wie sollte dann er helfen können?
»Was müßten Sie also tun?«
»Ich müßte zurück in mein Laboratorium an der Universität von Derby und dort Untersuchungen an lebenden Rakoanern vornehmen. Tote Objekte haben wir jetzt zur Genüge untersucht, und ich bin alle Möglichkeiten praktischer Studien an lebenden Objekten bis zur Erschöpfung durchgegangen. Ich müßte jetzt ein paar Männer und Frauen dieser Rasse zu Abschlußuntersuchungen mit zurück in mein Laboratorium nehmen, und erst dann wäre es mir vielleicht möglich – und zwar auch nur vielleicht –, eine eventuelle Lösung zu präsentieren.«
»Ich nehme an, daß sich keiner der Rakoaner bereit erklärt hat, mit Ihnen zu gehen.«
Chornock nickte. »Da haben Sie recht.«
»Vielleicht haben sie Angst vor Ihnen?«
»Nein. Es gibt kaum etwas, wovor diese Leute Angst haben. Es hat irgend etwas mit ihrer Religion zu tun.« Er verzog das Gesicht. »Sie werden in ein paar Generationen ausgestorben sein, und das nur wegen irgend so einem idiotischen Aberglauben.«
Einer der Labormitglieder steckte den Kopf durch die Tür. Er sah beunruhigt aus.
»Vim ist hier.«
Chornock drehte sich abrupt zu ihm herum. »Soll das ein Witz sein oder was?«
»Natürlich nicht!« erwiderte der Mann beleidigt.
»Dann stehen Sie doch nicht so herum. Schicken Sie ihn sofort herein.«
Der Kopf verschwand, und Sekunden später trat ein Tark ein. Tella hatte schon vorher Holos von ihnen gesehen und hatte sie auch in Filmen betrachten können, aber jetzt stand zum erstenmal ein Tark leibhaftig vor ihm. Es war schon etwas ganz anderes: das hundeähnliche Gesicht mit der kurzen Schnauze und den scharfen gelben Schneidezähnen war ihm ebenso vertraut wie die stummelartigen Finger, die breite und schwere Brust und das kurze, dunkle, borstige Fell; aber kein Film und kein Holo hatte einen Eindruck von der wilden, nackten Kraft vermitteln können, die unter dem Äußeren dieses Wesens zu pulsieren schien … ebensowenig wie den scharfen Geruch, der es wie eine Wolke umgab. Es war an die zwei Meter groß und wog gut und gerne seine hundert Kilo.
Ein zweiter Tark kam herein und blieb dicht hinter dem ersten stehen.
»Bitte nehmen Sie Platz, Dr. Vim«, sagte Chornock, während er aufstand.
Der Tark im Hintergrund gab einige knurrende Laute von sich, und der erste Tark antwortete ihm auf ähnliche Weise. Dann sprach der zweite Tark Chornock in seltsam gutturalem, aber grammatisch perfektem Instel an.
»Ich habe leider keine Zeit. Man hat mich abberufen.«
»O nein! Das ist ja entsetzlich! Aus welchem Grund?«
Wieder der knurrende Wortwechsel zwischen den beiden Fremden. Tella wußte jetzt, daß es sich bei dem ersten Tark um Vim handelte, der offensichtlich die terranische interstellare Sprache nicht beherrschte. Der Dolmetscher drehte sich wieder Chornock zu.
»Es ist anscheinend zu kostspielig. Meine Vorgesetzten haben die Tatsache, daß wir in unseren Forschungen nicht weiterkommen, als Zeichen dafür gewertet, daß diese Rasse zum Aussterben verurteilt ist. Sie haben beschlossen, abzuwarten, bis die letzten Angehörigen aussterben. Dann wird es nicht mehr nötig sein, Verhandlungen mit diesen Einheimischen zu führen, um an ihre Kristalle heranzukommen.«
»Sind Sie auch dieser Meinung?«
»Ich sehe unter diesen Umständen nicht viel Aussichten auf eine Lösung«, meinte der Übersetzer, nachdem er sich wieder mit Dr. Vim besprochen hatte. Er hielt ein, während Vim weitersprach, und fuhr dann fort: »Aber bevor ich gehe, möchte ich Ihnen noch sagen, daß es eine Ehre für mich war, an demselben Problem wie Sie zu arbeiten. Ich hätte
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