LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos
hohen Tieren nicht aus. Sie wissen doch, wie das so ist.«
»Ja, ja«, stimmte Prather nickend zu. »Einigen gehen sie eben mehr auf die Nerven als anderen. Aber Sie sagten, Sie hätten früher eine solche Einheit bedient?«
»Eine ähnliche; das hier muß ein neueres Modell sein.« Tella machte ein paar Schritte rückwärts und sah sich die Kampfausrüstung an. Sie war kompakter als die, in der er ausgebildet worden war und sah leichter aus. Mit Ausnahme des markanten Stern-im-Kreis-Zeichens der Föderation schimmerte die Oberfläche der Kampfeinheit angefangen von den Antischwerkraft-Platten in den Füßen bis zum Sichthelm auf den Schultern in mattem Schwarz; allerdings nur, weil sie nicht aktiviert war. Im Einsatz konnte sie zur Soforttarnung jede Farbschattierung annehmen.
»Es ist das neueste. Die Wartung ist einfach, worüber ich im Augenblick sehr froh bin. Wer weiß, was die Tarks nicht alles versuchen könnten, wo sie jetzt mit ihren Forschungsarbeiten aufgehört haben.«
»Sie glauben doch nicht tatsächlich, daß sie etwas gegen Chornock und seine Leute unternehmen würden?«
»Sie würden es nicht wagen! Sie wissen, daß da oben eine Mannschaft unter Waffen steht und nur auf ihren Einsatzbefehl wartet«, sagte er und zeigte mit dem Daumen zum Himmel. »Und sie wissen, daß ich hier unten mit dieser Kampfeinheit bin. Wir haben schon dafür gesorgt, daß sie es wissen – obwohl wir die Kampfeinheit vor den Einheimischen sorgfältig versteckt halten; sie würden es vielleicht nicht verstehen, daß dieses Monstrum nur zu ihrem Schutz hier ist. Ich bin wegen etwas anderem besorgt. Ich fürchte, die Tarks könnten sich irgendeine Gemeinheit ausdenken, um die Rakoaner auszulöschen, so daß sie nicht warten müssen, bis sie von selbst aussterben.«
Tella war gleichzeitig entsetzt und erstaunt über die einfache, direkte Logik einer solchen Lösung. Wenn die Tarks nur halb so rücksichtslos waren wie ihr Ruf, so hatten sie zweifellos schon lange über Mittel und Wege nachgedacht, das Problem auf diese Weise aus der Welt zu schaffen.
»Es tut mir leid, Sergeant«, entschuldigte sich Tella und wandte sich ab, »aber ich muß jetzt zu dem Stadtviertel der Rakoaner. Und wenn Sie mich nicht dort hinbringen wollen, so muß ich selbst sehen, wie ich hinkomme.«
»Nun warten Sie doch mal … Andy, so heißen Sie doch?« Tella nickte. »Ich heiße übrigens Bentham mit Vornamen – Ben –, und ich glaube schon, daß ich ein paar Minuten erübrigen und einem ehemaligen Soldaten die Stadt zeigen kann. Geben Sie mir nur etwas Zeit, das Fett hier von meinen Händen herunterzubekommen, und dann fahren wir los.«
Tella konnte sich zum erstenmal die Stadt richtig ansehen. Die Rakoaner hatten offensichtlich eine Vorliebe für Türmchen; jedes Gebäude, das er sah, lief nach oben hin spitz zu. Auch die Straßen waren anders als gewohnt: sie waren so verzweigt und die Häuser so miteinander verbunden, als hätten ihre Besitzer sie dort hingesetzt, wo immer es ihnen gefiel, und die Straßen wären erst später als eine Art nachträglicher Einfall zwischen ihnen gebaut worden. Der kleine, offene Gleiter bog nur ein paarmal ab, und schon war Tella hoffnungslos verloren.
»Wissen Sie, wohin Sie fahren, Ben?«
»Sicher. Ich mache diese Tour jeden Tag, um ein Auge auf die Einheimischen zu haben und sicherzugehen, daß die Tarks nichts im Schilde führen. Sie werden schon wissen, wann wir unser Ziel erreicht haben. Warten Sie nur ab, bis wir dort sind.«
Tella verstand diese letzte Bemerkung nicht, bis sie dann um die Ecke des nächsten Gebäudes bogen. Dort stand, auf einem freien Platz, ein Gebäude ohne Turm. Es war ein niedriger Dom, der im Vergleich zu all den reizvollen Häusern der Stadt eher plump und unfertig wirkte. Um ihn herum standen Schulter an Schulter männliche und weibliche Rakoaner in einem Kreis.
»Was ist denn da los?«
»Das ist der Tempel von Vashtu, einem alten Gott des Planeten. Zu jeder Tages- und Nachtzeit stehen fünfhundertzwölf Einheimische als Wache um ihn herum. Warum gerade diese Zahl?« fragte er auf Tellas erstaunten Ausdruck hin. »Wenn Sie sich erinnern, daß die Rakoaner vier Finger an jeder Hand haben, ist es nicht verwunderlich, daß ihr Zahlensystem die Zahl acht als Basis hat.«
Prather steuerte den Gleiter auf einen unbeholfenen alten Rakoaner zu, der mit einem langen, hölzernen Stab in der Hand auf den Tempel zuschlenderte.
»Das ist Mintab, der Anführer der wenigen
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