LaNague 03 - Der Staatsfeind
Boedekker ja etwas, das sie nicht wußten; vielleicht braute sich draußen auf den Außenwelten etwas zusammen, das die Imperialmarken auf einen gleichen Kurswert mit dem Solarkredit bringen würde. Letzte Woche habe ich ihm das vereinbarte Signal zum ›verkaufen‹ geschickt, und dann hat er die entsprechenden Vorbereitungen getroffen.«
»Ah, ich verstehe!« unterbrach ihn Zack. »Und als er dann verkaufte -«
»- haben sie auch verkauft. Und alle anderen folgten ihnen. Jeder, der Imperialmarken besaß, wollte sie loswerden, aber niemand wollte sie kaufen. Der heutige Wert der Imperialmark liegt bei einem vierzigstel ihres gestrigen Wertes und wäre jetzt wahrscheinlich weniger als ein Hundertstel wert, wenn nicht der Handel unterbrochen worden wäre. So liegt ihr Wert im Augenblick noch relativ hoch.«
»Genial!« Doc Zack schüttelte bewundernd den Kopf. »Einfach genial!«
»Was ist denn daran so genial?« wollte Broohnin wissen, der auf dem Boden saß. Ausnahmsweise hatte er diesmal aufmerksam zugehört. »Ist dies vielleicht der spektakuläre Schritt, den du uns versprochen hast? Und weiter? Wie hat er uns dann geholfen?«
Zack hob die Hand hoch, als LaNague zu einer Erwiderung ansetzte. »Laß mich antworten. Ich glaube, ich sehe jetzt, wie dein Plan aufgebaut ist, aber korrigiere mich, wenn ich mich irren sollte.«
Er wandte sich an Broohnin. »Unser Freund von Tolive hat mit diesem Schritt jeden Einwohner von Throne zu einem potentiellen Revolutionär gemacht, Den. Alle diejenigen, die zu dem Schluß gekommen sind, daß das Imperium ihren Interessen und den Interessen der zukünftigen Generationen der Außenwelten nur schadet, waren praktisch gezwungen, das Imperium weiter zu unterstützen, weil ihr Einkommen entweder ganz oder teilweise vom Imperium abhing. Aber das hat jetzt keine Bedeutung mehr, denn das Geld, mit dem sich das Imperium ihre Loyalität erkauft hat, ist jetzt auf seinen tatsächlichen Wert gebracht worden: nichts. Die hübsche Verkleidung ist verschwunden, und jetzt zählt der wirkliche Wert.«
»Aber ist das denn fair?« warf Mora ein. Sie und die Flinter hatten bisher noch kein Wort gesagt. »Es ist so, als würde man einem Gleiter mitten in der Luft die Energiezufuhr unterbrechen. Du schadest doch den Leuten.«
»Es wäre so oder so geschehen, auch ohne mein Zutun«, antwortete LaNague ihr brüsk. »Wenn nicht jetzt, dann eben später. Boedekker hat mir nur die Möglichkeit gegeben, den genauen Zeitpunkt zu bestimmen; das Endergebnis hat er im Grunde nicht beeinflußt oder verändert.«
»Und du darfst auch nicht vergessen«, erinnerte Zack etwas nachgiebiger, »daß die Geschädigten zum großen Teil selbst schuld an der Misere sind. Schließlich haben sie Jahrzehnte lang nichts unternommen. Und die Bewohner von Throne sind besonders zu tadeln – sie haben dem Imperium praktisch alle Entscheidungen überlassen, sie haben ihm erlaubt, ihr tägliches Leben zu bestimmen und sie mit wertlosem Papiergeld zu kaufen. Jetzt bekommen sie die Rechnung präsentiert. Und sie werden bezahlen müssen.«
»Richtig«, pflichtete ihm LaNague bei. »Das alles wäre nicht passiert, wenn nicht die Außenweltler dem Imperium erlaubt hätten, die Mark immer weiter abzuwerten. Hätte die Mark eine echte Deckung besessen – wenn sie zum Beispiel einen bestimmten Betrag in wertvollem Metall repräsentiert hätte, gegen den sie eingelöst werden konnte, wenn sie nur etwas mehr als hübsch bedrucktes Keernipapier gewesen wäre, hätte ihr Kurs nicht zusammenstürzen können, ganz gleich, wie viele Marken Eric Boedekker gekauft und dann wieder an der Interstellaren Börse abgesetzt hätte.«
»Warum nicht?« fragte Broohnin.
»Weil sie dann einen wirklichen Wert besessen hätte. Die Leute haben jahrelang mit der Mark spekuliert und dabei auch hier und da einen kleinen Profit eingesteckt, aber sie wußten doch die ganze Zeit über genau, daß sie keinen echten Wert besaß, sondern nur den, der von den Geldverleihern und Eigenhändlern bestimmt worden war.«
»Aber was gewinnt Boedekker bei dem ganzen Unternehmen?« überlegte Zack. »Er scheint mir nicht der Typ zu sein, der einfach seinen Reichtum aufgibt, um die Imperialmark zu ruinieren.«
»Er bekommt seine Rache«, erwiderte LaNague und erklärte den Anwesenden, was er über Liza Kirowicz wußte. »Da er keinen direkten Erben mehr hat, hat er kein großes Interesse daran, sein Vermögen weiter zu horten. Im übrigen glaube ich, daß wir uns
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