LaNague 03 - Der Staatsfeind
ein bißchen viel verlangt«, wandte Sayers ein.
»Keine Sorge«, beruhigte ihn LaNague. »Überlaß es ruhig mir. Ich werde mich um alles kümmern. Wie üblich.«
Während er sprach, kam ihm kurz der Gedanke, daß er sich selbst wie ein Fremder vorkam. Er benahm sich wie ein aufgeblasener Wichtigtuer, der ungeduldig war und nur seine eigenen Ansichten gelten ließ, den niemand kritisieren durfte. Der Gedanke wurde zur quälenden Frage: Waren das die Symptome für ein verstecktes Übel, das ihn von innen her auffraß, das nicht nur ihn in Gefahr brachte, sondern auch die Revolution und alle, die daran mitgearbeitet hatten? Er verscheuchte den Gedanken wie ein lästiges Insekt. Unsinn. Die Revolution war gesichert. Der Sieg war greifbar nahe, und nichts konnte ihn jetzt noch aufhalten. Nichts!
DIE ROBIN-HOOD-NACHRICHTEN
Stimmen Sie nicht für Metep
Überall auf Throne wird davon gesprochen, eine Wiederwahl von Metep und dem Fünferrat zu organisieren. Beteiligen Sie sich nicht daran! Petitionen gehen herum. Unterschreiben Sie auf keinen Fall!
In den »freien Wahlen«, die einer erfolgreichen Wahlbewegung folgen, werden Ihnen drei oder vier Klons von Metep VII angeboten. Sie werden andere Namen und andere Gesichter tragen und auch andere Genotypen besitzen, aber wenn sie erst ihr Amt angetreten haben, werden sie die gleiche dumme, unverantwortliche und rücksichtslose Politik betreiben, die die Außenwelten in ihre jetzige Lage gebracht hat.
WÄHLEN SIE NICHT! Wie es gegenwärtig gehandhabt wird, ist es eine sinnlose Farce, auch wenn die Stimmen peinlichst genau ausgezählt werden. Denn nirgendwo auf dem Stimmzettel werden Sie eine Stelle finden, wo Sie Ihre Unzufriedenheit mit allen Kandidaten ankreuzen können. Ein Stimmzettel hat keine Bedeutung und ist der größte Betrug, wenn Sie nicht für »Niemanden von den Obengenannten« stimmen können.
Stimmen Sie nicht für Metep …
Stimmen Sie für das Imperium!
Der Wirtschaftsbericht
XIX
Der paternalistische Staat gibt seinem Volk ein Gefühl der Sicherheit. Aber ein behütetes, geschütztes Volk neigt dazu, sich gegen Bewegungen zu wehren – besonders Bewegungen nach vorn.
aus THE SECOND BOOK OF KYFHO
Aus dieser Distanz sah Throne genauso aus wie jeder andere erdähnliche Planet: eine Kugel aus Braun und Blau mit Weiß gesprenkelt. Es war nicht gerade ein beeindruckender Anblick, aber es war sein Zuhause. Und dort war Salli. Vincent Stafford überlegte, was wohl dort unten auf dem Planeten vorgehen mochte. Irgend etwas stimmte nicht, das war sicher. Er wußte nicht, was es war, und er wußte nicht, welche Ausmaße es besaß, aber irgend etwas war im Gange. Wie hätte er sonst die verrückten Anweisungen deuten sollen, die er bekommen hatte?
Der erste Teil der Anweisungen war ja noch verständlich gewesen – auf schnellstem Weg nach Throne zurückkehren und auf keinen Fall stoppen; einen Laserstrahl zur Nachrichtenzentrale absenden, sobald er das Throne-System erreicht hatte. Bis dahin war alles völlig in Ordnung. Ähnliche Anweisungen hatte er erwartet und sich gewünscht. Ein Zusammentreffen mit den Tarks hatte ihm gereicht.
Die übrigen Instruktionen allerdings kamen ihm reichlich verrückt vor. Nachdem er das Nachrichtenzentrum von seiner Ankunft im System in Kenntnis gesetzt hatte, sollte er sofort Kurs auf Throne nehmen und dann auf eine Umlaufbahn um den Planeten gehen, die über Thrones achtzigsten Breitengrad nördlich und den neunzigsten Längengrad östlich verlaufen sollte. Auf keinen Fall aber sollte er – diese Anweisung wurde mehrmals wiederholt und besonders betont – weiteren Kontakt aufnehmen. Mit niemandem. Ganz gleich, wer immer auch versuchen mochte, mit ihm Verbindung aufzunehmen, er sollte weder antworten noch zuhören. Er sollte niemandem seine Identität zu erkennen geben. Die Nachrichtenzentrale des Projekts Perseus wußte, wer er war, und das allein zählte. Er würde von der Umlaufbahn aus in eine Raumfähre umsteigen und dann zur Erde gebracht werden.
Irgend etwas ging da unten vor, aber er konnte sich nicht vorstellen, was. Hatte man Angst, er könnte eine Panik auslösen, wenn er ein paar haarsträubende Geschichten über die Tarks erzählte? Sie müßten ihn doch eigentlich besser kennen! Vielleicht war man nur vorsichtig, aber die Sicherheitsvorkehrungen kamen ihm doch reichlich übertrieben vor. Warum war man so übervorsichtig?
Er zuckte die Achseln. Die Anweisungen waren vom
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