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LaNague 03 - Der Staatsfeind

LaNague 03 - Der Staatsfeind

Titel: LaNague 03 - Der Staatsfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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die Gitterstäbe, versuchten, seine Hand zu ergreifen oder ihm aufmunternd auf den Rücken zu klopfen. Die meisten konnten ihn nicht erreichen, aber ihre Gesten sprachen eine deutliche Sprache: Selbst im Top-Sicherheitssektor des Imperialen Komplexes, dem Bereich von Throne, der von den täglichen Ereignissen der Welt draußen völlig isoliert war, kannte man Robin Hood … und verehrte ihn.
    Nicht gerade der Teil von Thrones Gesellschaft, den ich im Sinn hatte, dachte LaNague, als er in seine Zelle, eine Einzelzelle in der untersten Etage des Blocks, geführt wurde und zusah, wie sich die Gitterstäbe aus der Decke hinuntersenkten und in der Mitte mit dem aus dem Boden steigenden Gitter zusammentrafen, mechanische Stalagmiten und Stalaktiten in einer von Menschenhand errichteten Höhle.
    Nachdem seine Eskorte ihn allein gelassen hatte, wurde er von allen Seiten mit Fragen bestürmt. Einige wenige beantwortete er, aber auf die meisten ging er nicht ein, und das einzige, was er offen jedem, der es hören wollte, eingestand, war, Robin Hood zu sein. Schließlich täuschte er Müdigkeit vor und zog sich in die Schlafnische in der Wand zurück, wo er mit geschlossenen Augen auf dem Rücken lag.
    Schon bald kehrte wieder Stille in den Block zurück, als man die Ankunft der berühmten Persönlichkeit akzeptiert und verdaut hatte. Gespräche waren selten in diesem Sektor, der für Psychopathen, Mörder, Vergewaltiger und gewohnheitsmäßige Verbrecher reserviert war … und jetzt auch für Staatsfeinde. Diese Kriminellen mußten isoliert werden, mußten sowohl von den übrigen Gefangenen wie auch von der Gesellschaft abgesondert werden. Jeder von ihnen hatte seine Einzelzelle, ein kleiner Raum aus Kunststein mit fünf glatten Wänden, der nur nach vorn hin geöffnet war, wo sich die Gitterstäbe von oben und unten wie ein grinsendes Gebiß schlossen und den Häftling vom Haupttrakt und den anderen Gefangenen trennten.
    Es gab keine Fluchtmöglichkeit, keine Hoffnung auf Rettung. LaNague hatte es gewußt, als er den Hinweis gegeben hatte, der schließlich zu seiner Verhaftung führte. Die Wände waren zu dick, um gesprengt werden zu können, ohne dabei die Gefangenen im Innern zu töten. Es gab nur einen Ausgang aus diesem Sektor, der aber durch ein dichtes Gitter aus extrem dicht gebündelten Ultraschallstrahlen gesichert war. Jeder, der versuchte, diese Barriere zu durchschreiten, verlor augenblicklich das Bewußtsein. Und sollte es einmal einen größeren Aufruhr im Top-Sicherheitssektor geben, konnte der gesamte Bereich in ein unhörbares Geräusch getaucht werden, das die Betroffenen das Bewußtsein für mindestens eine halbe Stunde verlieren ließ.
    Aber LaNague wollte so oder so nicht fliehen. Er konnte nur dasitzen und hoffen, daß Metep und der Fünferrat unbewußt mitspielten … und hoffen, daß Sayers es schaffen würde, eine dieser Aufzeichnungen über den Sender abzuspielen … und hoffen, daß die Bevölkerung entsprechend reagieren würde. Es waren so viele Variablen. Vielleicht zu viele. Er hatte das Vertrauen der Außenweltbewohner in das Imperium erschüttert, und jetzt mußte er es wieder zurückgewinnen, allerdings auf eine andere Weise, in einem anderen Aspekt – radikaler. Ob es ihm gelingen würde?
    Irgendwo in seinem Innern hatte sich ein kalter Knoten der Angst und des Zweifels gebildet, der ihm zuflüsterte, daß er es nicht schaffen würde.
    LaNague war fast eingeschlafen – er besaß die Gabe, selbst in der unangenehmsten Situation noch schlafen zu können –, als er im Haupttrakt Schritte hörte. Vor seiner Zelle stoppten sie, und neugierig spähte LaNague aus seiner Schlafnische auf das Gitter seiner Zelle. Draußen stand einer der Aufseher mit einem flachen, viereckigen Behälter auf seiner nach oben gedrehten Handfläche. Vorsichtig fuhr LaNague mit der linken Hand unter seine rechte Achselhöhle, wo sie herumtastete, bis die Fingerspitzen die winzige Erhöhung unter der Haut gefunden hatten. Verzweifelt hoffte er, daß er das kleine Kügelchen nicht gerade jetzt zerdrücken mußte.
    »Haben Sie Hunger?« erkundigte sich der Aufseher, als er LaNagues Gesicht in der dunklen Schlafnische entdeckte.
    »Ein bißchen«, gab LaNague zu, der aufstand und sich wachsam dem Gitter näherte.
    »Fein.« Der Wächter tippte einen Code in die Box an seiner Hüfte ein, ein Code, der, wie LaNague wußte, dreimal am Tag geändert wurde. Die Mittelstange seines Zellgitters teilte sich plötzlich in der

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