LaNague 03 - Der Staatsfeind
hatte er geplant, den Auslöser als Druckmittel in seinem ständigen Machtkampf mit LaNague zu benutzen, aber das war jetzt nicht mehr möglich. Auf seiner Flucht aus Primus hatte er eine kurze Pause in einer Taverne in der Nähe der Stadtgrenze eingelegt. Bier war nicht zu bekommen gewesen, und so hatte er praktisch sein ganzes Bargeld für ein kleines Stück Käse ausgegeben. In diesem Gasthaus hatte er dann von Robin Hoods Verhaftung erfahren.
Zuerst glaubte er an einen Scherz oder einen Irrtum, aber das Gesicht, das auf dem Hologerät der Taverne zu sehen war, gehörte zweifellos LaNague. Er war auf frischer Tat ertappt worden, so hieß es, und befand sich jetzt unter strengster Bewachung im Imperialen Komplex. Broohnin hatte daraufhin die Taverne sofort verlassen und seine Flucht fortgesetzt.
Die Revolution war zu Ende. Ohne LaNague, ihren Kopf, würde sie zaudern und schwanken, bis sie schließlich verlöschte. Broohnin gab es nur ungern zu, aber die Wahrheit ließ sich einfach nicht verleugnen: Nur LaNague besaß die Macht und den Einfluß, die verschiedenen Kräfte zu lenken, die zum Sturz des Imperiums notwendig waren. Nur seiner Autorität gehorchten die Flinter und alle möglichen Helfer, von denen er nichts wußte. Und nur er wußte, wie die letzte Stufe der Revolution aussehen sollte.
Broohnin besaß nichts mehr außer dem Auslöser für die riesige Barsky-Box, die im Imperialen Park versteckt war. Sie würde ausreichen, das Imperium seiner Führung zu berauben, indem sie den Imperialen Park mitsamt dem Imperialen Komplex an irgendeinen ungewissen Ort in Zeit und Raum schickte. Wo immer dieser Ort auch sein würde, jedenfalls lag er mit Sicherheit weit genug von Throne entfernt. Alle, die sich im Komplex aufhielten – Metep, der gesamte Fünferrat, all die tausend nutzlosen Bürokraten – sie alle und vielleicht ein paar Frühaufsteher im Park, würden spurlos und ohne Vorwarnung verschwinden.
Es drängte ihn, stehenzubleiben, wo er gerade war, den Auslösemechanismus für die Box zu finden und sie zu aktivieren. Nur würde in diesem Fall das Ergebnis weniger zufriedenstellend ausfallen. Er mußte bis zum Vormittag warten, wenn es im Imperialen Komplex nur so wimmelte von diesem Ungeziefer, das die riesige Bürokratenmaschinerie in Gang hielt. Wenn er den Komplex schon vorher vernichtete, ging er dabei das Risiko ein, daß ihm eine der Schlüsselpersonen entkam, möglicherweise sogar Metep selbst.
Er würde warten müssen, und zwar hier draußen, weit vor der Stadt. So gern er auch mit eigenen Augen mitverfolgt hätte, wie der Komplex und das, was er repräsentierte, verschwand, zog er es aus Sicherheitsgründen doch vor, eine gewisse Distanz zwischen sich und dem Schauplatz des Ereignisses zu halten und erst später zurück nach Primus zu gehen, um den gähnenden Abgrund zu begutachten, wo früher das Imperium gewesen war.
Noch etwas fiel ihm ein, und unwillkürlich mußte er lächeln: Es würde auch die Stelle sein, wo LaNague gewesen war.
Haworth erwachte übergangslos. Das Videophon hatte den automatischen Abschaltmechanismus in seiner Alphakappe aktiviert und ihn so abrupt aus dem Schlaf gerissen. Haworth nahm die Kappe ab und beugte sich vor, um den Empfänger einzuschalten. Er wollte zuerst einmal sehen, wer am anderen Ende der Leitung war.
»Daro!« Es war Jek. Also war Metep VII endlich aus seiner Betäubung erwacht. »Daro, bist du da?«
Haworth schaltete jetzt auch den Sender ein, damit Metep seinen obersten Ratgeber sehen und hören konnte. »Ja, ich bin hier. Was gibt’s?«
»Warum bin ich nicht sofort über Robin Hoods Festnahme informiert worden?« Er legte ein hochmütiges Verhalten an den Tag, und seine Stimme klang kühl. Metep befand sich im Augenblick in einer Warum-bin-ich-nicht-zuerst-gefragt-worden-Laune, die ihn gelegentlich überkam, wenn er das Gefühl hatte, daß Haworth und der übrige Rat zu viele Entscheidungen über seinen Kopf hinweg trafen. Glücklicherweise waren sie nie von langer Dauer.
»Du hast keine zwei Meter von mir entfernt gesessen, als die Nachricht hereinkam.« Er hatte einen lockeren Ton angeschlagen, aber er rechtfertigte sich klar und unmißverständlich. »Das Problem war nur, daß du nicht bei Bewußtsein warst.«
»Man hätte mich wecken müssen! Es war ein langer Tag, und über das Warten auf weitere Nachrichten bin ich eben eingenickt. Man hätte es mir sofort mitteilen müssen!«
Haworth betrachtete Meteps Gesicht genauer. Eine
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