LaNague 03 - Der Staatsfeind

Titel: LaNague 03 - Der Staatsfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson

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hoch befinden sie sich Ihrer Schätzung nach?« fragte LaNague.
    Broohnin blinzelte. Es sah aus, als stünden sie sehr hoch, fast am Himmel.
    »Ich würde sagen, sie befinden sich auf einer Umlaufbahn.«
    »Sie haben recht. Sie befinden sich auf einer enggezogenen polaren Umlaufbahn.«
    »Sind es vielleicht orbitale Lichter?«
    »Nein, es ist Sonnenlicht.«
    »Himmel!« stieß Broohnin atemlos hervor. Er wußte jetzt, was diese Ellipsen darstellten. Es waren Spiegel. Orbitale Solarreflektoren wurden schon so lange verwendet, wie sie bekannt waren. In den Tagen vor den interstellaren Raumflügen waren solche Reflektoren von reichen Städten in den Eisgebieten benutzt worden, um die strengen Winterstürme zu mildern. Als dann aber die Technologie zur Wettermodifikation entwickelt worden war, wurden sie überflüssig und gerieten in Vergessenheit.
    »Ich hab’s!« fuhr er auf. »Irgend jemand hat das Eis am Südpol soweit geschmolzen, daß dort jetzt Getreide angebaut werden kann!«
    LaNague schüttelte den Kopf. »Nahe dran, aber nicht getroffen. Ich glaube kaum, daß es unter der Eisschicht genügend Erde gibt, um etwas anpflanzen zu können. Und wenn, sähe ich immer noch keinen Grund, es mir persönlich anzusehen. Was ich -«
    Plötzlich leuchtete die Kurskontrollanzeige in der Konsole vor ihnen rot auf, und aus dem Lautsprecher ertönte eine quäkende Stimme.
    »Sperrgebiet! Sperrgebiet! Drehen Sie sofort ab, wenn Sie nicht eine Autorisation besitzen! Sperrgebiet! Sperrgebiet -«
    »Kehren wir um?« fragte Broohnin.
    »Nein.«
    Er griff nach der Konsole. »Können wir dann den Ton nicht wenigstens irgendwie abschalten?« Die leiernde Stimme, die die Warnung ständig wiederholte, machte ihn nervös. Als er auch durch Drehen des Lautsprecherreglers keine Reaktion erzielte, hob Broohnin die Hand, um auf den Lautsprecher einzuschlagen.
    »Wir werden ihn später noch nötig haben. Zerstören Sie ihn also lieber nicht.«
    Broohnin lehnte sich zurück und versuchte, den aufsteigenden Zorn zu unterdrücken. Während er die Hände fest auf die Ohren gepreßt hielt, beobachtete er die Solarspiegel, die zur Mitte hin dicker und fast kreisförmig wurden und ihre Ellipsenform verloren. Als der Gleiter nun seinen Kurs in südliche Richtung fortsetzte, wurden die Spiegel so grell, daß man sie fast nicht mehr ansehen konnte.
    Plötzlich war die Kabine von einem unerträglichen hellen Licht erfüllt, das allerdings nicht von den Spiegeln herrührte. Direkt über ihnen flog jetzt ein Polizeigleiter mit angepaßter Geschwindigkeit. Die Stimme aus dem Lautsprecher brach ab, und statt dessen erklang eine andere.
    »Sie haben das Sperrgebiet verletzt. Folgen Sie einem Kurs 11,2 Kilometer in südlicher Richtung, und gehen Sie dann auf der beleuchteten Fläche neben der Wachstation hinunter. Eine Abweichung vom angegebenen Kurs wird mich zwingen, Ihren Gleiter außer Funktion zu setzen.«
    LaNague schaltete die automatische Steuerung ab und übernahm selbst die Kurskontrolle. »Tun wir, was er sagt.«
    »Sie scheinen überhaupt nicht überrascht zu sein.«
    »Nein, das bin ich auch nicht. Es ist die einzige Möglichkeit, zum Südpolplateau zu kommen, ohne dabei abgeschossen zu werden.«
    Der Polizeigleiter flog die ganze Strecke bis zur Wachstation über ihnen und wartete in der Luft, bis sie angelegt hatten.
    »Steigen Sie aus und gehen Sie in die Wachstation«, befahl die Stimme aus dem Lautsprecher. Widerspruchslos brachen LaNague und Broohnin die versiegelte Kabine auf und kämpften sich durch den eisigen Wind bis zur Station vor. Kurze Zeit später kam auch der Wachposten aus dem Polizeigleiter herein. Es war ein junger, gutaussehender Mann, der allein hier war. Broohnin überlegte, wie leicht sie ihn würden überwältigen können, aber LaNague hatte zweifellos andere Pläne.

    Die Kabine des Polizeigleiters bot wesentlich mehr Platz. Broohnin streckte die Beine aus und fühlte sich schläfrig.
    »Bleiben Sie wach!« LaNague schubste ihn an. »Ich möchte, daß Sie es auch sehen.«
    Broohnin kämpfte sich zu einer aufrechten Sitzposition auf und funkelte den Tolivianer an. Er fühlte sich müde und gereizter als gewöhnlich, und er mochte es überhaupt nicht, wenn ihn jemand, ganz gleich aus welchem Grund, anstieß. Aber seine Verärgerung wich schnell, als er daran zurückdachte, wie meisterhaft LaNague mit dem Polizeiposten fertig geworden war.
    »Kann man alle Bürger der Erde so leicht bestechen?« wollte er wissen.
    In