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LaNague 03 - Der Staatsfeind

LaNague 03 - Der Staatsfeind

Titel: LaNague 03 - Der Staatsfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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hinterlassen möchte. Wenn ich sterbe, werden sich meine Verwandten die Köpfe einschlagen im Kampf um Boedekker Industries. Sie werden es aufspalten und mit dem, was sie tragen können, nach Hause rennen. Ich wollte, daß Boedekker Industries auch nach meinem Tode noch fortbesteht. Aber jetzt …«
    »Ich biete Ihnen den Sturz des Imperiums als Ihr Grabmal an. Sind Sie interessiert?«
    »Möglich.« Er sah LaNague prüfend an. »Aber ich brauche mehr als nur großartige Versprechungen, bevor ich Ihnen meinen Besitz zur Verfügung stelle. Mehr, viel mehr sogar.«
    »Ich will Ihren Besitz nicht. Ich will nicht einen einzigen Solarkredit von Ihnen. Sie sollen nur gewisse Änderungen in der Art Ihrer Vermögensanlagen durchführen, die aber weiterhin in Ihrem Besitz bleiben werden.«
    »Interessant. Und an welche Änderungen denken Sie da?«
    »Das würde ich mit Ihnen gern unter vier Augen besprechen«, meinte LaNague mit einem Seitenblick auf Broohnin. »Ich möchte nicht beleidigend erscheinen, aber Sie haben noch nicht soweit mein Vertrauen, daß ich Sie in diese Sache einweihen würde.«
    Broohnin sprang auf. »Mit anderen Worten, Sie trauen mir nicht!«
    »Wenn Sie es so ausdrücken wollen«, erwiderte LaNague aufreizend gleichgültig.
    Nur mit größter Mühe gelang es Broohnin, sich zu beherrschen und dem Tolivianer nicht an seinen dünnen Hals zu springen und ihn so lange zuzudrücken, bis ihm die Augen aus den Höhlen traten. Langsam drehte er sich um und ging auf die Tür zu. »Bemühen Sie sich nicht. Ich finde den Weg schon allein.«
    Das war jedoch nicht nötig. Hinter der Tür erwartete ihn eine bewaffnete Leibwächterin. Sie begleitete ihn nach draußen und ließ ihn dort allein, aber er wußte genau, daß er unter ständiger Beobachtung stand.
    Außerhalb des Hauses war es kalt und windig, und Broohnin merkte, daß ihm das Atmen in der dünneren Luft hier oben schwerfiel. Aber er wollte nicht in das Innere des Hauses zurück. Er mußte nachdenken, und es war ziemlich schwierig, klar zu denken, wenn man alles durch einen Schleier der Wut sah.
    Er spazierte so nahe am Rand der Insel entlang, wie es der Schutzzaun zuließ, und beobachtete die Wolken um ihn herum. Manchmal gelang es ihm auch, durch eine Lücke in der Wolkendecke ein Stück Ozean zu sehen. Weit vor ihm in westlicher Richtung konnte er die Küste erkennen, Land, wo die Menschen so eng zusammengepfercht waren, daß sie von Zeit zu Zeit Amok laufen mußten – eine kurze Flucht in den Wahnsinn, die ihnen erlaubte, hinterher wieder für eine Weile vernünftig zu handeln. Broohnin konnte sie verstehen. Er konnte sie nur zu gut verstehen.
    Er sah zurück auf das Herrenhaus mit dem umliegenden Land und versuchte sich den unermeßlichen Reichtum vorzustellen, den es verkörperte. Er haßte die Reichen, weil sie so viel mehr besaßen als er. Ein zweiter Blick in die Richtung, in der die Metropole liegen mußte, in der er vor kurzem fast sein Leben hatte lassen müssen, zeigte ihm, daß er auch die Armen haßte … denn Verlierer konnte er einfach nicht ertragen. Es hatte ihn immer gedrängt, sie aus ihrem Elend herauszuholen.
    Aber am meisten von allen haßte er LaNague. Er würde diesen widerlichen Tolivianer auf dem Rückweg umbringen. Nur einer von ihnen würde die Außenwelten wieder lebend erreichen. Während ihres ersten Sprungs in den Zwischenraum würde er -
    Nein, er würde nicht. Die Flinter würden sicherlich auf LaNagues Rückkehr warten, und es lag ihm nichts daran, ihnen LaNagues Tod erklären zu müssen!
    Während er langsam abkühlte, erkannte er, daß er LaNague nicht traute. Es standen noch zu viele Fragen offen. Wenn Tolive und Flint von dem Zusammenbruch der Wirtschaft, der zweifellos bevorstand, ausgenommen waren, wie LaNague behauptet hatte, warum ließen sie sich dann in eine Revolution ein? Warum warteten sie nicht einfach ab, wie sich die Dinge entwickelten und ließen alles seinen Lauf nehmen, wie sie es in der Vergangenheit so oft getan hatten?
    Und außerdem konnte er das Gefühl nicht loswerden, als wenn LaNague ihn auf etwas zu lenkte. Es war alles so kompliziert, daß er keine Ahnung hatte, in welche Richtung er geschubst wurde – aber daß er geschubst wurde, das spürte er. Wenn LaNague alles im Griff hatte, warum widmete er ihm dann so viel Zeit? Was hatte er mit ihm vor?
    »Mr. LaNague erwartet Sie bei Ihrem Gleiter.«
    Beim Klang der Stimme fuhr Broohnin erschrocken herum. Hinter ihm stand dieselbe Frau, die ihn

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