LaNague 03 - Der Staatsfeind
eines Lohnanstiegs ist Ihre Kaufkraft im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent (3%) gesunken. Wirklich schade!
Noch Schlimmeres
Da die Festlegung der progressiven Steuersätze trotz steigender Inflation nicht korrigiert worden ist, steigen immer mehr Außenweltbewohner in die höheren Einkommensschichten auf und bezahlen auch dementsprechend mehr Steuern. Jetzt wissen Sie aber, wenn Sie gelesen haben, was weiter oben steht, daß ein Anstieg der Löhne nicht gleichbedeutend mit einem Anstieg der Kaufkraft ist. Und jetzt, wo wieder einmal die Zeit gekommen ist, Steuern zu zahlen, werden Sie feststellen müssen, daß Ihre Kaufkraft sich weiter verringert durch die Tatsache, daß Sie mehr von Ihren harrverdienten Marken als sonst an die Imperialen Steuerbehörden abgeben müssen.
Der Wirtschaftsbericht
XI
Wer frei und unabhängig ist, wird weder fragen, was sein Land für ihn tun kann, noch was er für sein Land tun kann.
Milton Friedman
Es war ein ganz gewöhnliches Lagerhaus in der Peripherie von Primus und unterschied sich in keiner Hinsicht von den Dutzenden, die in seiner näheren Umgebung standen. Der Firmenname Angus Black Imports sagte dem Vorübergehenden nichts über die Gesellschaft oder darüber, was sich im Innern befand. Es konnten genauso gut Videogeräte wie Meeresspezialitäten von Planeten wie Friendly oder Gelk hier gelagert sein. Es sah aus wie ein gewöhnliches Lagerhaus. LaNague hatte es so bestimmt.
Heute abend würde der erste Schritt in der aktiven Phase ausgeführt werden, der erste Schlag gegen das Imperium, der erste physische Akt Rebellion, der Aufwiegelung des Volkes. Die Hauptakteure waren alle anwesend, darüber hinaus einige bei diesem Unternehmen unbeteiligte Mitglieder, die den anderen Glück wünschen wollten. Gesichter, die noch vor drei Monaten neu gewesen waren, zeigten sich hier und da im Innern der weitläufigen, leeren Lagerhalle … seit seiner Rückkehr von Tolive hatte LaNague sie alle kennengelernt und hatte ihr Vertrauen gewonnen, während sie das seine gewonnen hatten. Zuerst einzeln, dann zu zweit und schließlich in einer geschlossenen Gruppe kamen sie auf ihn zu, als er mit einer Schachtel unter dem Arm das Lagerhaus betrat.
Zachariah Brophy, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität der Außenwelten, war der erste. Er war ein sehr großer, hagerer Mann in den Sechzigern und drohte LaNague mit einer geballten Faust.
»Entweder du läßt mich mitgehen, oder ich lege dich auf der Stelle flach!«
LaNague lachte. »Es tut mir leid, Doc, aber wir haben keinen Holoanzug, der dir passen würde, und außerdem würden dich auch mit Anzug sicher einige deiner ehemaligen Studenten erkennen.«
»Aach!« seufzte er mit gespielter Verzweiflung, nahm die Hand herunter und legte sie auf die Schulter des mageren jungen Mannes. »Du hast mir schon die ganze Zeit gesagt, daß es nicht geht. Ich glaube, mir bleibt jetzt nichts anderes mehr übrig, als dir zu glauben.«
LaNague hatte eine echte Zuneigung zu dem älteren Mann entwickelt. Er mochte dessen Schlagfertigkeit, seine Intelligenz und Integrität. Und Doc Zack, wie er von seinen Studenten schon seit Jahren genannt wurde, erwiderte dieses Gefühl. Offensichtlich sah er bei LaNague so vieles, das er bei Broohnin gesucht und nicht gefunden hatte. Er machte keinen Hehl aus seiner Erleichterung darüber, daß LaNague ihn nicht mitnahm.
»Warum versuchst du dich nicht einmal an einem Flugblatt«, schlug LaNague vor. »Wir sind nämlich hinter unserem Zeitplan zurück, weil wir für heute abend so viele dieser Visitenkarten haben drucken müssen. Während wir da draußen unser Spektakel aufziehen, könntest du doch die nächsten Robin-Hood-Nachrichten zu Papier bringen.«
»Warum nicht. Dann kann ich doch zu den Geächteten Robin Hoods gehören.« Er drückte LaNagues Schulter. »Viel Glück heute abend.« Er wandte sich ab und ging zu den an einer Rückwand aufgestellten Duplikatoren.
Der nächste war Radmon Sayers, der auf seinem Weg nach draußen kurz bei LaNague stehenblieb. Er war ein gutaussehender Mann mit ebenmäßigen Zügen und gepflegtem Aussehen, wie es sich für eine Videopersönlichkeit gehörte. Sein glänzendes schwarzes Haar, das er nach der letzten Mode eng an den Kopf gelegt trug, reflektierte das von der Decke fallende Licht. Heute abend schienen seine Augen nicht so kalt und berechnend wie sonst, sondern spiegelten echte Begeisterung wider.
»Heute passiert es,
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