LaNague 03 - Der Staatsfeind
Sie hob den Kopf und sah ihn an. »Du hast deinen Teil getan – und mehr noch! Der Grundstock zum Zusammenbruch des Imperiums ist gelegt. Alles andere ist von jetzt ab eine Sache der Zeit. Soll es doch jemand anders beenden!«
Peter schüttelte traurig den Kopf. Nichts wäre ihm im Augenblick lieber gewesen, als hier bleiben zu können. Aber es war unmöglich.
»Ich muß gehen, Mora. Es ist mein Plan. Ich muß ihn durchführen, ich muß selbst dabei sein.«
»Es muß doch noch jemand anderen geben, dem du vertrauen kannst!« Der aufsteigende Zorn trocknete Moras Tränen rasch. »Du wirst doch nicht glauben, daß du der einzige bist, der diese Revolution führen kann. Das kannst du mir nicht erzählen!«
»Ich muß dabei sein und alles sehen. Ich kann nicht Lichtjahre weit weg sein und einfach alles einem anderen überlassen. Es ist viel zu kompliziert und auch riskant. Unser aller Zukunft steht auf dem Spiel. Ich kann jetzt nicht alles im Stich lassen. Ich würde es gern – aber ich kann nicht!«
»Aber mich läßt du im Stich! Und Laina auch! Fällt dir das denn so viel leichter?«
»Mora, bitte! Du bist ungerecht!«
»Natürlich ist es ungerecht! Findest du es denn gerecht, daß deine Tochter dich jahrelang nicht mehr sehen wird? Vielleicht sogar nie mehr? Sie war so verstört darüber, daß du schon wieder fortgehst, daß sie noch nicht einmal mit zum Raumhafen kommen wollte! Und was mich betrifft -« Sie machte sich aus seinen Armen frei.
»Mora!«
»Vielleicht hat Laina doch das Richtige getan!« Bei den letzten Worten war sie einen Schritt zurückgetreten. »Vielleicht hätten wir beide zu Hause bleiben sollen und dich allein herfahren lassen. Wir beide spielen ja sowieso nur die zweite Rolle in deinem Leben!« Sie drehte sich herum und begann, davonzugehen.
»Mora!« Peters Stimme war heiser, als er seiner Frau nachrief. Er wollte ihr nachgehen, aber schon nach zwei Schritten blieb er stehen. In ihrer jetzigen Verfassung war sie keinen vernünftigen Argumenten zugänglich. Sie waren alle beide Starrköpfe, die sich so leidenschaftlich stritten wie sie sich liebten. Aus langer Erfahrung wußte er, daß es jetzt Stunden dauern würde, bevor sie sich wieder vernünftig miteinander unterhalten konnten … und soviel Zeit blieb ihm nicht mehr. Er würde auf seinem Flug nach Throne mehrmals umsteigen müssen, und wenn er jetzt nicht abflog, konnte es sein, daß er unter Umständen einen Monat später als geplant sein Ziel erreichte.
Er sah ihr nach, bis sie hinter einer Biegung des Korridors verschwand, und hoffte bis zuletzt, daß sie sich noch einmal umdrehen würde. Aber er hoffte vergeblich.
Peter LaNague betrat den Tunnel, der ihn an Bord der wartenden Raumfähre bringen würde. Den Broohnin, die Flinter, die Führung einer Revolution, in der es noch immer zu viele Wenn und Aber gab, aber die, wenn sie erfolgreich war, den Lauf der Geschichte der Menschheit entscheidend beeinflussen würde … das alles konnte ihn nicht so sehr aus dem seelischen Gleichgewicht bringen wie ein Streit mit dieser sturen, hitzigen und manchmal unausstehlichen Frau namens Mora, die einem das Leben zur Hölle machen konnte und es auf der anderen Seite doch so lebenswert machte. Er würde es nie verstehen können.
Es beruhigte ihn ein bißchen, als er sie auf dem Aussichtsturm erblickte, die Hände mit einem, wie er annahm, schmerzhaft festen Griff um das Geländer geklammert, von wo aus sie das startbereite Schiff betrachtete. Es half ein bißchen, aber es konnte nicht den Knoten lösen, der sich in seiner Brust zusammengezogen hatte, genauso wenig wie den Klumpen, der dort saß, wo sein Magen hätte sein müssen.
Er konnte es sich nicht erlauben, über Mora oder über Laina nachzudenken. Sie waren ein Teil seines Lebens, den er völlig ausklammern mußte, wenn er seine Aufgabe auf Throne erfolgreich ausführen wollte. Als sich die Fähre den Sternen entgegenhob, begann er mit Mora in der Rolle des Fortunato und ihm selbst als Montresor eine Mauer des Vergessens aufzubauen.
Es schmerzte.
DIE ROBIN-HOOD-NACHRICHTEN
Gute Nachrichten
Die Löhne sind im letzten Standardjahr um durchschnittlich ganze fünf Prozent (5%) gestiegen. Viele Außenweltbewohner verdienen mehr als je zuvor.
Schlechte Nachrichten
Die Inflationsrate hat im letzten Jahr die Acht-Prozent-Marke (8%) erreicht. Subtrahiert man diese Zahl von dem Lohnanstieg um fünf Prozent (5%), steht man in den roten Zahlen. Mit anderen Worten: Trotz
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