LaNague 03 - Der Staatsfeind

der Mark von diesem Jahr und zahlen im folgenden Jahr den Banken Marken zurück, die weniger wert sind. (Denken Sie an die Regel von 72!) Und wenn die Inflation noch mehr ansteigt, zahlen Sie der Bank schließlich wertloses Papier zurück. Ach so, Sie wissen nicht, was Sie mit dem geborgten Geld anfangen sollen? Passen Sie auf, und …
    Leihen Sie! Leihen Sie! Leihen Sie!
     
    Der Wirtschaftsbericht

 
Das Jahr des Malak
     
XIV
     
    Intelligenz: In unserer Gesellschaft und unter unserer republikanischen Regierungsform wird Intelligenz so hoch geschätzt, daß man sie von allen Ämtern freistellt.
    Ambrose Bierce
     
    Die Auseinandersetzung war durch eine Computerprogrammiererin beträchtlich verzögert worden, die entweder ihrer Aufgabe nicht gewissenhaft genug nachgekommen war oder gedacht hatte, das Richtige zu tun. Jeder vernünftige und aufrichtige Programmierer, der sich darüber im klaren war, wie wichtig seine Arbeit war, hätte sofort gemeldet, daß Dr. Zachariah Brophy das Thema seiner Wirtschaftsvorlesung für Studienanfänger von Wirtschaftswissenschaften: Grundlagen in Wirtschaftswissenschaften: Unser Feind, der Staat geändert hatte.
    Und so kam Doc Zacks kleine Provokation erst ans Licht, als bereits alle Ausgaben des Studienverzeichnisses an die Studenten der Universität der Außenwelten ausgeteilt worden waren. Die Reaktionen waren gemischt. Natürlich war der Kurs sofort belegt, aber das bedeutete nur, daß fünfzig Studenten sich dafür interessierten, und konnte kaum die Einstellung des übrigen Campus widerspiegeln. Die Universität wurde vom Staat unterstützt – das Imperium trug den größten Teil der Unkosten und bezahlte auch 75% der Studienkosten. Sogar für Unterkunft und Verpflegung in den Schlafsälen der Universität kam der Staat auf. Dies hätte in einem freien, offenen Forum für Ansichten und Meinungen resultieren können, in dem jeder sagen und denken konnte, was er wollte. Aber das war nicht so.
    Die Warteliste für einen Studienplatz an der Universität der Außenwelten war lang; Studenten, die zum Beispiel dadurch auffielen, daß sie sich zu laut über das Thema eines Kurses oder die beschränkten Ansichten an der Fakultät beschwerten, mußten schon bald feststellen, daß es ihnen immer schwerer gemacht wurde, die notwendigen Zwischenprüfungen in Hauptkursen zu bestehen. Und ohne bestandene Prüfung wurde ihnen die finanzielle Unterstützung gesperrt. Sie mußten ihr Studium abbrechen und sich dem Pöbel zugesellen, der die Kurse über Videogeräte verfolgte und auf diesem Weg auch die Prüfungen ablegte. Es passierte jedesmal von neuem den wenigen Freigeistern, denen es gelungen war, irgendwie doch einen Platz zu bekommen. Schon innerhalb der ersten Wochen eines neuen Semesters konnten sie ihr Studium wieder aufgeben. Gezwungenermaßen. Und wen es nicht getroffen hatte, der war gewarnt und wußte jetzt, wie das Leben an der Universität der Außenwelten aussah: zeige deine Bereitschaft zur Kooperation, und du kommst weiter.
    Was Doc Zack getan hatte, war etwas ganz anderes. Diesmal handelte es sich nicht um eine unzufriedene Stimme, die zu laut wurde; diesmal war es nicht bloß ein Bruch mit der akademischen Etikette. Doc Zack hatte den Universitätsführern und denen, die noch über ihnen standen, den Fehdehandschuh vor die Füße geworfen. Und was noch schlimmer war, jeder Student auf dem Campus konnte in seinem Studienverzeichnis den provozierenden Kurstitel lesen. Das Semester sollte beginnen. Etwas mußte jetzt unternommen werden, und zwar schnellsten!
    Die Vorlesung wurde abgesagt. Jeder Student, der die Frechheit besessen hatte, sich für einen Kurs mit dem Thema Wirtschaftswissenschaften: Unser Feind, der Staat einzuschreiben, wurde aufgefordert, sich für einen anderen Kurs zu melden. Die Namen der eingetragenen Studenten wurden in einer Sonderakte festgehalten, wo alle diejenigen aufgeführt waren, die weiterhin beobachtet werden mußten.
    Aber auch Doc Zack besaß eine Liste, und er benachrichtigte alle, die sich für seine Vorlesung eingetragen hatten sowie einige bevorzugte Studenten aus früheren Semestern, daß er seine erste Vorlesung wie im Vorlesungsverzeichnis aufgeführt abhalten würde. Jeder, der interessiert war, wurde herzlich eingeladen, zu kommen und zuzuhören. Auch Radmon Sayers wurde davon in Kenntnis gesetzt, wann und wo die erste Vorlesung stattfinden würde, allerdings auf Umwegen. Er würde dafür sorgen, daß Dr. Zachariah Brohphys erste