LaNague 03 - Der Staatsfeind
Ihrer Steuern dafür verwendet wird, irgendeinen armen sozial Schwachen zu unterstützen? Ein Glück für Sie, denn Sie werden so oder so nicht gefragt. Ob es Ihnen gefällt oder nicht, ob Sie wollen oder nicht, er wird die tausend Mark bekommen.
Aber lassen wir das jetzt einmal beiseite. Sind Sie sich darüber im klaren, daß das Imperium diesen Mann im Jahr mit 2200 Mark besteuert? Richtig. An jedem Zahltag hält es einen Teil seines Lohnes als Steuern zurück, das macht in einem Jahr dann 2200 Mark aus. Und dieses indirekte Steuersystem ist ein wichtiger Teil der Regierungspolitik. Es erlaubt dem Staat, die Einkommensteuer fast schmerzlos einzubehalten und den Arbeitgeber zu zwingen, die vom Lohn abzuhaltenden Steuern kostenlos zu berechnen, obwohl Sklaverei in den Außenwelten noch nie zugelassen war. Das Imperium braucht die indirekt abgezogene Steuer, denn wenn es versucht, die gesamte Einkommensteuer eines Jahres auf einmal einzuziehen, würden die Bürger auf die Straße gehen und lauthals protestieren … und es würde nicht ein Standardjahr mehr überdauern.
Aber zurück zu unserem Empfänger von Lebensmittelmarken: Seine 2200 Mark werden jedes Jahr eingezogen, zur regionalen Steuerzentrale transportiert und von dort aus zum zentralen Schatzamt in Primus gebracht – wenn sie nicht Robin Hood vorher bekommt.« Diese letzte Bemerkung wurde mit einer Lachsalve und donnerndem Applaus quittiert. »Nun dürfen Sie aber dabei nicht vergessen, daß jeder, der irgendwie damit zu tun hat – angefangen vom kleinsten Programmierer bis hin zum Finanzminister –, auch dafür bezahlt wird. Jeder bekommt seinen Batzen davon ab. Dann muß das Geld von der Legislatur dem Ministerium für Lebensmittelbeihilfe angewiesen werden, wo wiederum Sachbearbeiter darüber entscheiden, wer für eine Beihilfe in Frage kommt und wieviel er bekommt, dann muß jemand die Lebensmittelmarken drucken, und jemand muß die Reinigungsgeräte bedienen, um die Räume des Ministeriums für Lebensmittelbeihilfe sauber zu halten, und so weiter. Die Liste läßt sich noch bis ins unendliche fortsetzen. Jedenfalls werden sie alle für ihre Arbeit bezahlt.
Schließlich bekommt dann unser unterstützungsbedürftiger Bürger seine Lebensmittel im Wert von tausend Mark, aber inzwischen sind nicht nur seine 2200 Mark Steuern von der Bürokratie verschlungen worden, sondern zusätzlich noch einmal 830 Mark von Ihren Steuern! Das macht insgesamt 3030 Mark! Richtig: Es kostet unseren Feind, das Imperium, 3,03 Mark an Steuern, Unterstützung im Wert von einer Mark zu geben. Und hat schon einmal einer dieser Herrn im Bürokratenapparat vorgeschlagen, daß man einfach unserem armen Mann tausend Mark an Steuern weniger abnimmt? Natürlich nicht! Damit würden wir zwar zweitausend Mark sparen, aber es würde auch bedeuten, daß einigen dieser Herrn da oben ihre Mittel gekürzt werden und daß es weniger Nichtstuer in den Steuerzentren, dem Ministerium für Lebensmittelbeihilfe und was weiß ich wo sonst noch gibt. Aber das wollen die Männer, die diese Ministerien und unsere Außenwelten leiten, auf keinen Fall. Und sie haben das Sagen, nicht wir. Und deshalb ist das Imperium unser Feind; weil es nämlich dort von solchen Männern nur so wimmelt.«
Zack legte eine kurze Pause ein, um zu Atem zu kommen und sich wieder zu beruhigen. Er regte sich jedesmal auf, wenn er über die Exzesse und die Idiotie des Imperiums redete, und er mußte aufpassen, damit er nicht mehr sagte, als er wollte und sollte.
»Ich hoffe, Sie können jetzt sehen, wieso sie die Arbeits- und Funktionsweise einer großen und einflußreichen Regierung verstehen müssen, um die moderne Wirtschaftswissenschaft verstehen zu können. Das System der Lebensmittelbeihilfe ist nur ein einzelnes, allerdings sehr deutliches Beispiel. Innerhalb des Imperiums sind jedoch wirtschaftliche Machenschaften zu Gange, die wesentlich komplizierter und auch wesentlich finsterer sind als dieses Possenspiel im Ministerium für Lebensmittelbeihilfe, und ich schlage vor, daß wir darauf später noch einmal zurückkommen. Aber zuerst möchte ich Ihnen einige grundlegende Kenntnisse über die freie Marktwirtschaft vermitteln, ein Bereich der Wirtschaftstheorie, der ein Opfer der Zensur in allen Lehranstalten geworden ist und seit Jahrhunderten überall, von den Außenwelten angefangen bis hin zur Erde, vernachlässigt wird. Wir fangen mit von Mises an und werden dann -«
Als er die besorgten Gesichter einiger
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