LaNague 03 - Der Staatsfeind
Studenten um ihn herum sah und merkte, daß sich ihre Aufmerksamkeit auf einmal nicht mehr auf ihn, sondern auf irgendeinen Punkt hinter ihm richtete, drehte sich Zack um. In der Tür standen zwei Sicherheitsleute der Universität.
»Wir haben Meldung bekommen, daß hier ein unerlaubter Kurs abgehalten wird«, meldete sich der rechte, ein stämmiger Typ, zu Wort. »Sind Sie Mitglied dieser Fakultät?«
»Natürlich!«
»Und welcher Kurs ist das?«
»Wirtschaftswissenschaften 10037: Unser Feind, der Staat.«
Der linke der beiden Sicherheitsleute, ein größerer und schlanker, aber ebenfalls sehr muskulöser Mann, runzelte mißbilligend die Stirn und überprüfte das Verzeichnis anhand seines Taschencomputers. »Das kann nicht stimmen«, sagte er dann und sah seinen Partner an. »Es läuft keine Vorlesung unter dieser Überschrift.«
»Wie heißen Sie?« fragte der Stämmige.
»Zachariah Brophy, Dr. phil.«
Wieder wurden die Angaben anhand des Taschencomputers überprüft. »Es unterrichtet niemand mit diesem Namen an dieser Fakultät.«
»Jetzt hören Sie mir mal gut zu! Ich lehre hier seit zwanzig Jahren! Ich werde Sie der -«
»Spar dir das Palaver, alter Freund«, unterbrach ihn der Stämmige und faßte Zack am Ellbogen. »Wir werden dich bis zum Ausgang bringen, und dann such dir eine andere Schule, wo du Lehrer spielen kannst.«
Zack entzog ihm seinen Arm. »Sie werden es nicht wagen! Ich verlange, daß Sie die Angaben im Dekanat überprüfen.«
»Wir haben eine direkte Verbindung zum Computer im Dekanat«, informierte ihn der größere der beiden, wobei er seinen Taschencomputer hochhielt. »Die hier gespeicherten Daten sind auf dem neuesten Stand – und mein Computer sagt mir, daß Sie nicht hierhergehören. Machen Sie es sich und uns also nicht unnötig schwer, und kommen Sie bitte mit.«
»Nein! Ich komme nirgendwohin mit! Dies hier ist doch angeblich eine Universität, ein Ort, wo jeder frei seine Meinung äußern kann und wo jeder unter einer Vielzahl von Standpunkten frei wählen kann. Ich lasse mich nicht unterdrücken und so ohne weiteres zum Schweigen bringen!« Er wandte sich wieder an die Studenten. »Wo war ich stehengeblieben -«
Die beiden Sicherheitsleute sahen sich an und zuckten dann die Achseln. Sie faßten Doc Zack bei den Ellbogen und unter den Achseln und schleppten ihn rückwärts aus dem Hörsaal hinaus.
»Lassen Sie mich los!« schrie Zack. Er stemmte die Fersen gegen den Boden und ruderte mit den Armen, um sich aus dem Griff der beiden Männer zu befreien, aber es half nichts. Mit einem letzten verzweifelten Ruf wandte er sich flehend an die Studenten. »Bitte, helft mir doch! Bitte! Laßt nicht zu, daß sie mich einfach so hinausschleppen und zum Schweigen bringen!«
Aber niemand kam ihm zur Hilfe, als er aus dem Hörsaal den Gang hinunter gezerrt wurde, und das schmerzte mehr als alles andere.
»… nun, ich glaube, Sie alle wissen, daß es nicht meine Art ist, eigene Kommentare abzugeben. Ich berichte nur Neuigkeiten, und zwar so, wie sie sich ereignet haben. Aber ich glaube, daß das, was wir eben gesehen haben, einen Kommentar verlangt. Ich hatte gehört, daß dieser abtrünnige Professor Zachariah Brophy, dessen Vertreibung vom Campusgelände der Universität der Außenwelten Sie soeben in einer Exklusivaufzeichnung miterleben konnten, entschlossen war, seine gegen das Imperium gerichtete Vorlesung abzuhalten, obwohl seine Vorgesetzten sie gestrichen hatten. Ich habe also einen Aufnahmetechniker in jenen Hörsaal geschickt, um Ihnen einmal zeigen zu können, wie die Universitätsleiter einen solchen Zwischenfall handhaben, und das Ergebnis haben Sie soeben selbst sehen können.
Ich muß gestehen, daß ich, als Bürger des Imperiums, stolz auf das bin, was ich gerade gesehen habe. Ungeheure Summen unserer Steuergelder werden jährlich dafür ausgegeben, damit die Universität der Außenwelten auch weiterhin ihre führende Position unter den Lehranstalten der Außenwelten behält. Wir dürfen nicht zulassen, daß sich ein paar Unzufriedene für klüger halten als der Ausschuß der Universitätsleiter und das unterrichten, was sie für richtig halten, ohne Rücksicht auf ihre akademischen Verdienste. Und ganz besonders dürfen wir es nicht zulassen, daß jemand wie dieser Professor Zachariah Brophy, so beeindruckend seine Zeugnisse und sein Ruf auch sein mögen, mit seiner unbegründeten und aufrührerischen Kritik das Imperium, das die Universität
Weitere Kostenlose Bücher