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LaNague 03 - Der Staatsfeind

LaNague 03 - Der Staatsfeind

Titel: LaNague 03 - Der Staatsfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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überzeugen, daß er einen großen Irrtum begangen hatte, würde es zu spät sein. Die Lawine war ausgelöst worden und konnte nicht mehr aufgehalten werden. Man konnte ihren Lauf ändern, bis zu einem gewissen Grad modifizieren und den Augenblick des Aufpralls bestimmen – das war auch der Grund, warum LaNague Throne nicht verlassen wollte –, aber niemand, noch nicht einmal LaNague, konnte sie jetzt noch stoppen. Und diese Erkenntnis erzeugte in ihm ein eigenartiges Gefühl freudiger Erregung.
    Seltsam, daß er gerade jetzt an Mora dachte. Er hatte es geschafft, nicht an sie zu denken, außer wenn er ein Holo für sie aufgenommen oder eins von ihr erhalten hatte. Sie hörten zu wenig und zu selten voneinander. Er vermißte sie zwar, aber doch nicht so sehr, wie er am Anfang befürchtet hatte. Vielleicht gewöhnte er sich daran, ohne sie zu leben … etwas, das er früher für unmöglich gehalten hätte.
    LaNague ging hinüber zur Fensterbank, auf der Pierrot in seinem Kübel stand, und stellte fest, daß sich die Erde trocken anfühlte. Er würde wahrscheinlich Wasser brauchen, womöglich mußten auch seine Wurzeln wieder einmal beschnitten werden. Bald … er würde es bald tun. Der Stamm hatte eine neutrale Position zwischen Chokkan und Bankan eingenommen, aber die Blätter sahen irgendwie stumpf aus. Bei näherer Untersuchung fand er heraus, daß sich an einigen inneren Zweigen die Rinde abschälte – ein sicheres Zeichen dafür, daß diese Teile abstarben.
    Ob mit Pierrot etwas nicht stimmte? Oder reflektierte der Baum nur eine Art innerer Fäule, die LaNague selbst befallen hatte? Das war einer der Nachteile, wenn man einen von sich geprägten Misho besaß: Man neigte leicht dazu, zu viel in seine Struktur, seine Farbe und seinen Gesamtzustand hineinzuinterpretieren. Aber ein Misho veranlaßte seinen Besitzer auch zur Selbstbetrachtung, und das konnte nie schaden. Allerdings nicht jetzt. Im Augenblick gab es wichtigere Dinge.
    Er brach das abgestorbene Holz ab und warf es in den Molekulardissoziator, der in der Ecke stand. Das Gerät war keineswegs ein Luxus, wie es auf den ersten Blick hin scheinen wollte. LaNague hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, alles zu vernichten, das nicht zu einem normalen Haushalt gehörte. Im Lagerhaus gab es einen weiteren Desintegrator, in dem die Produktionsabfälle der Robin-Hood-Nachrichten und andere Beweise für ihre subversive Tätigkeit vernichtet wurden. LaNague wollte nicht riskieren, daß seine Revolution scheiterte, nur weil irgendein Papierfetzen alles verriet.
    Er drehte sich um, um Wasser für Pierrot zu holen, als ihn eine Bewegung im Flur zum Schlafzimmer erstarren ließ.
    »Ich bin’s, Peter.«
    »Mora!« Ein Gefühlskonflikt hielt ihn auf der Stelle fest. Eigentlich hätte er jetzt überglücklich sein müssen, sie zu sehen, hätte auf sie zustürzen müssen, um sie zu umarmen. Aber es war genau das Gegenteil. Er fühlte Verärgerung in sich aufsteigen, daß sie hier war. Sie hatte kein Recht, einfach so aufzutauchen … sie würde alles in Unordnung bringen …
    »Wie kommst du her?« fragte er, als er seine Sprache zurückgefunden hatte.
    »Ich bin mit einem Studentenvisum nach Throne gekommen. Offiziell arbeite ich an einigen Studien in der Bücherei der U.d.A. Kanya hat mich heute morgen hereingelassen.« Sie runzelte die Stirn. »Stimmt etwas nicht?«
    »Es ist alles in Ordnung.«
    »Ich habe dich bei Pierrot beobachtet. Er ist dein einziger Freund, nicht wahr?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Du siehst älter aus, Peter.«
    »Ich bin älter.«
    »Viel älter.« Sie lächelte, aber es gelang ihr trotzdem nicht, ihren Schmerz und ihre Bestürztheit über sein reserviertes Verhalten ihr gegenüber zu verbergen. »Du siehst beinahe so alt aus, wie du bist.«
    »Wo ist Laina?«
    Sie bewegte sich auf ihn zu, langsam und vorsichtig, so als habe sie Angst, sie könne ihn erschrecken. »Bei deiner Mutter. Sie ist noch zu jung, um sich den Geächteten anzuschließen.«
    Es dauerte eine Weile, bis er begriff, was sie ihm mit dieser Andeutung hatte sagen wollen. Dann jedoch fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. »O nein! Das schlag dir aus dem Kopf!«
    »Seit du fort bist, ist es mir nicht aus dem Kopf gegangen.« Sie stand jetzt dicht vor ihm, und als sie zärtlich mit den Händen seine Arme berührte, fuhren Wogen der Erregung durch seinen Körper und lösten die Starre, die ihn paralysiert hatte. »Ich war im Unrecht … es gibt nur diesen Weg für Tolive …

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