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LaNague 05 - Der Tery

LaNague 05 - Der Tery

Titel: LaNague 05 - Der Tery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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seiner Leute irgendwie an Tlad und an Mekks Festung und – seltsamer noch – an den Tery gebunden war. Er fühlte sich genötigt, alle Fäden in der Hand zu behalten, bis das Rätsel gelöst war.
    Der Tery blieb bei dem gemächlich nach Osten wandernden Stamm, doch er mied Adriels Nähe. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß sie völlig wiederhergestellt war, hielt er sich immer in einer gewissen Entfernung von ihr. Das Mädchen begriff nicht, warum, und war sichtlich enttäuscht, doch der Tery zwang sich dazu, ihre Trauer zu ignorieren, und leistete den übrigen Psi-Leuten Gesellschaft. Er tat dies nicht nur, weil Rab es vorgeschlagen hatte, sondern auch, weil die Nähe zu Adriel eine solch ungemein schmerzliche Erfahrung geworden war.
    Er gewöhnte sich an, ein Weilchen neben einem der Talente herzugehen unter dem Vorwand, seine Sprachfertigkeit üben zu wollen. Er deutete etwa auf einen Gegenstand und benannte ihn, oder aber gab vor, seinen Namen nicht zu kennen, und bewegte das Talent dazu, ihn auszusprechen. Er wurde inzwischen wegen seiner heldenhaften Errettung Rabs und Adriels von allen voll anerkannt, und es dauerte nicht lange, bis die Psi-Leute insgeheim davon überzeugt waren, in ihm eher einen stämmigen Ureinwohner als ein Tier vor sich zu haben. Jedermann beteiligte sich mit Freude daran, Jons Wortschatz zu erweitern.
    Er jedoch haßte es. Bevor er Rab getroffen hatte, hatte es ihm fast Spaß gemacht, das stumpfe Tier zu spielen, doch nun war alles anders, und er fand seine Rolle erniedrigend. Er wollte dazugehören, wollte als das denkende, fühlende Vernunftwesen, das er war, akzeptiert werden. Auch er wartete auf Tlads Rückkehr in der Hoffnung, er würde den Psi-Leuten – und auch ihm, dem Tery – einen anderen Impuls als die Flucht, ein anderes Ziel als das Überleben aufweisen können.
    Täglich trainierte Rab die Bogenschützen. Gewöhnlich wurde am Nachmittag der Vormarsch unterbrochen und das Nachtlager aufgeschlagen; dann stellte man Zielscheiben auf – einige hingen an Seilen, die über Flaschenzüge liefen, und dienten der Simulation von beweglichen Zielen – und übte immer wieder das gleichzeitige Abschießen von Salven. Manche murrten zwar über schmerzende Finger, Arme und Schultern, doch es gelang, eine erstaunliche Steigerung von Koordination und Genauigkeit zu erreichen!
    Am achten Tag kam Tlad gegen Sonnenuntergang ins Lager und wurde sofort von Rab beiseite genommen. Der Tery Jon schloß sich ihnen an. Er wollte wissen, was die beiden planten, und außerdem fühlte er sich wie stets von Tlad angezogen.
    »Nun?« fragte Rab erwartungsvoll, als sie außer Hörweite der anderen waren. »Hast du etwas ausfindig gemacht?«
    »Ja und nein. Es scheint keinen anderen Weg in Mekks Festung zu geben als den Frontalangriff, und dazu verfügen wir nicht über genügend Leute. Außerdem kann man nur durch die Höhle zu dem Waffenversteck gelangen.«
    In Rabs Gesicht machte sich eine Enttäuschung breit. »Bis jetzt hast du uns noch nichts Neues gesagt.«
    »Geduld. Ich habe mir den Kopf zermartert, um mich an die Karten in Band fünf zu erinnern, und schließlich konnte ich mir eine ungefähre Vorstellung davon machen, wie das Gelände um Mekks Festung ausgesehen haben muß, bevor alles während der Großen Krankheit zerfiel.« Tlad sah müde aus, und seine Stimme klang angestrengt, als ob er vor kurzem große Strapazen bestanden habe. »Ich habe einen Weg gefunden, in die Höhle zu gelangen, ohne vorher in die Festung eindringen zu müssen. Das bedeutet, daß wir die Waffen in unsere Hände bekommen können.«
    »Durch die Höhle gehen?« flüsterte Rab voller Scheu. »Unmöglich – wir würden in Stücke gerissen!«
    Jon brach sein Schweigen. »Was ist das für eine Höhle? Ich habe noch nie davon gehört.«
    »Mekks Festung ist auf den Ruinen des ehemaligen Regierungszentrums der Gestalter erbaut«, antwortete Tlad. »Sie führten dort die meisten ihrer Experimente aus und steckten ihre mißlungenen Schöpfungen in eine versiegelte Höhle tief unter der Erde. Sie ließen zu, daß sich dort unten das Monströse mit dem Monströsen paarte und noch grauenerregendere Rinder zeugte.«
    »Es ist eine von Menschen geschaffene Höhle«, sagte Rab schaudernd. »Einmal habe ich durch ein Ventilationsgitter einen Blick auf ihre Bewohner geworfen.«
    »Offensichtlich haben sich die Gestalter damit vergnügt, sie zu beobachten«, sagte Tlad. »Sie bauten einen unterirdischen Gang mit einer

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