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LaNague 05 - Der Tery

LaNague 05 - Der Tery

Titel: LaNague 05 - Der Tery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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durchsichtigen Wand, durch die sie die Vorgänge in der Höhle ungefährdet betrachten konnten. Ich kann euch zu der Höhle führen, ohne daß Mekk oder seine Soldaten es merken. Von da aus kann es nicht mehr weit zu dem Versteck sein.«
    Rab blieb unnachgiebig. »Ganz egal, wie nah oder weit es ist – es ist unmöglich! Die verkommensten und bösartigsten Terys, die es je gab, leben dort unten in ständigem Kampf miteinander. Das einzige, was sie zu Verbündeten machen kann, ist der Anblick eines normalen Menschen – sie werden sich zusammentun, um ihn in Stücke zu reißen, und gleich darauf über seine Überreste wieder in Streit geraten!« Er senkte seine Stimme. »So werden Mekks Feinde hingerichtet – er läßt sie durch eines der Gitter in die Höhle werfen.«
    »Das Risiko müssen wir in Kauf nehmen«, beharrte Tlad.
    »Vergiß es! Mekk hätte die Bewohner der Höhle längst abgeschlachtet, wenn es möglich gewesen wäre – schließlich fallen sie als Terys unter sein Ausrottungsdekret. Aber er mußte sie in Ruhe lassen, denn seine Truppen wagen sich nicht in die Nähe der Höhle, und er würde eine Meuterei riskieren, wenn er sie dazu zwingen wollte.«
    »Dann kann ich euch nicht behilflich sein«, sagte Tlad verärgert und schickte sich an wegzugehen.
    Jon legte ihm seine Hand auf die Schulter und hielt ihn zurück. »Warte. Vielleicht könnte ein Tery durch die Höhle zu den Waffen gelangen.«
    Schweigen folgte, als die beiden Männer den Tery anblickten.
    »Es könnte funktionieren«, sagte Rab schließlich. »Aber wie soll ein einzelner Mann so etwas zustandebringen?«
    »Er könnte ein paar Waffen herausholen«, antwortete Tlad, »mit denen wir imstande wären, uns einen Weg durch die Höhle zu bahnen. Dann könnte sich uns nichts mehr entgegenstellen, und wir würden uns den Rest holen.«
    »Ja!« rief Rab. »So muß es gehn!« Er legte seinen Arm um Jons mächtige Schultern. »Tery, mein Bruder, du bist drauf und dran, die Talente ein zweites Mal zu retten!«
     
    *
     
    »Warum muß das alles so sein, Tlad«, fragte Rab, als die beiden Männer allein am Feuer saßen, nachdem sich die anderen im Lager allmählich zur Ruhe begeben hatten. Er hielt ein Häufchen kleiner Kieselsteine in seiner Hand und warf einen nach dem anderen ins Feuer. »Warum müssen wir hier draußen um unser Leben kämpfen, während Mekk, seine Priester und seine Truppen in der Festung sitzen und in Ruhe überlegen, wie sie uns am besten aufspüren und töten können?«
    »Weil sie glauben, daß dein Anblick ihren Gott beleidigt.« Tlads Lächeln sah beim Schein des zusammensinkenden Feuers sardonisch aus. »Kann es wohl einen besseren Grund geben?«
    »Nun, ich kann mir weiß Gott vorstellen, daß man von einer Religion einen besseren Gebrauch machen könnte! Unser größter Nachteil besteht außer in unserer kleinen Zahl darin, daß die religiösen Mythen gegen uns gewandt wurden: Die Religion der Wahren Gestalt verkündet, die Große Krankheit sei ein Akt Gottes gewesen, durch den Er alle, die ihm mißfielen, veränderte. Daraus folgt, daß alle Geschöpfe, die von der Großen Krankheit gezeichnet wurden, eine Beleidigung Gottes sind und ausgerottet werden müssen. Vor Jahren schon verschafften sich die Priester Zugang zu Mekk und brachten ihn dazu, die Vernichtung aller Terys anzuordnen. Und es ist nun einige Monate her, daß sie ihn überredeten, auch die Talente auf die Liste zu setzen. Es wird heute als ein Akt religiöser Pflichterfüllung angesehen, wenn man einen Tery oder ein Talent erschlägt.«
    »Ich bin überzeugt davon, daß auch politische Gründe dafür sprachen, die Talente in das Ausrottungsdekret einzuschließen«, sagte Tlad. »Falls Mekk wirklich so mißtrauisch und furchtsam ist, wie du sagst, wollte er vermutlich diejenigen seiner Untertanen ausschalten, die imstande waren, gegen ihn zu konspirieren, ohne ein einziges Wort zu reden.«
    »Da hast du wahrscheinlich recht. Im Augenblick befolgen die Provinzen Mekks Dekret nur, weil sie seinen Zorn fürchten. Wenn man aber damit fortfährt, alles, was nicht die Wahre Gestalt besitzt, zu töten, wird daraus eine Gewohnheit, wird es Tradition, Routine. Und dann wird sich das Morden auch nach Mekks Tode fortsetzen, weil es mit dem religiösen Mythos verflochten ist. Wie können wir dagegen ankämpfen? Wie können wir einen Mythos bekämpfen?«
    »Mit einem anderen Mythos«, sagte Tlad.
    Rab mußte über den nüchternen Ton seines Gefährten

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