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Land aus Feuer und Wasser

Land aus Feuer und Wasser

Titel: Land aus Feuer und Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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fort:
    »Fragt sich bloß, O’Brien, ob es schon wieder weg ist, oder ob es vielleicht noch da ist …«
    »Noch da ist?« O’Brien schlug sich auf den Schenkel, daß es knallte. »Noch da? Mann, ich würde denken, daß Ihr das Delirium habt, aber leider ist seit Monaten kein Tropfen Whisky mehr über unsere Lippen gekommen. Seit Monaten schon, Smith! Länger als ein Vierteljahr hocken wir auf dieser verfluchten Insel, und die Leute des Institutes kümmern sich nicht um, uns – denken nicht daran, uns holen zu lassen. Na ja, Smith, wir sind ja auch bloß ein paar einfache Arbeiter, werden wohl unsere Tage hier beschließen müssen.«
    »Würde für uns vielleicht zutreffen, aber Ihr vergeßt, Mr. Harte«, wandte Smith ein. »Einen Professor der Botanik, zweimal ordentlicher Doktor, drei- oder viermal Ehrendoktor, Mitglied des Carnegie-Institutes, werden die nicht vergessen. Ich dachte heute mittag schon, daß sie mit dem Flugzeug kommen, um ihn zu holen.«
    »Ach der arme Harte! Der liegt nun auch schon seit Monaten in dem Grab, das wir ihm mit unseren Händen mühsam gegraben haben, für den brauchen die kein Flugzeug mehr zu schikken.«
    »Redet doch nicht so ungereimtes Zeug«, fuhr ihm Smith dazwischen. »Die haben doch keine Ahnung, daß Harte tot ist. Woher sollten sie’s denn wissen, daß ihn ein heißer Brocken erschlug? Habt Ihr denn ganz und gar vergessen, Mann, wie das damals war? Unser Schiff, die City of Baltimore , lag an der Nordostküste vor Anker; mit uns beiden war Professor Harte nach Süden marschiert. Wir steckten mitten im Wald, waren im besten Botanisieren, als das Beben losging. Dachten damals in unserm Unverstand erst, es wäre Hagel, was da vom Himmel her in den Wald prasselte. Als wir den Braten rochen, da war’s schon zu spät, da hatte es Mr. Harte schon erwischt. Sind damals erst wie die Irrsinnigen weiter nach Süden gerannt, anstatt nach Norden durchzubrechen. War unser Fehler, O’Brien, als wir uns am nächsten Morgen die Bescherung besahen, war die City of Baltimore mit Mann und Maus verschwunden …«
    »Warum wärmt Ihr die alte Geschichten wieder auf, Smith?« unterbrach der Ire die lange Rede seines Leidensgefährten. »Davon wird’s auch nicht besser.«
    »Ich wollte bloß klarmachen, daß Mr. Garrison und seine Leute von dem Tode Hartes nichts wissen können«, verteidigte sich Smith, »und gerade darauf baue ich meine Hoffnung, daß sie doch einmal wiederkommen werden, um ihn zu holen.« Nur widerstrebend gab O’Brien dem andern recht.
    »Wie Ihr’s so sagt«, meinte er zögernd, »möchte man’s fast glauben, aber verflucht lange lassen die Herren sich Zeit. Drei Patronen haben wir noch, wenn die auch verschossen sind, ist’s mit dem Fleisch vorbei. Der Teufel mag wissen, wie’s dann werden soll. Wir müssen einen Entschluß fassen, Smith. Wir müssen endlich etwas unternehmen.«
    »Richtig, O’Brien. Endlich, ein vernünftiges Wort. Wollen aber auch danach handeln. Seit Wochen rede ich Euch zu, mal mit mir nach dem Norden vorzustoßen, ob sich da nichts Brauchbares entdecken läßt, aber Ihr seid ja von hier nicht fortzukriegen.«
    »Ihr kennt meine Gründe dafür, Smith«, suchte sich O’Brien zu rechtfertigen. »Der Vulkan kann jeden Augenblick wieder anfangen, zu spucken. Hier sind wir 10 Kilometer von ihm ab und haben unsere Höhle, in der wir vor Lavabomben sicher sind. Wagen wir uns weiter nach Norden vor, kann’s uns leicht ebenso wie dem Professor Harte gehen.«
    »Kann gewiß, O’Brien, braucht aber nicht«, widersprach ihm Smith. »Der Vulkan ist schon seit Wochen ruhig. Ich riskier’s auf jeden Fall. Ich gehe morgen mal zum Nordufer. Wenn Ihr mitkommen wollt, soll es mich freuen.«
    Der Ire vermied eine glatte Antwort. »Wir wollen sehen, wie’s morgen bei Tageslicht aussieht«, meinte er ausweichend. »Vielleicht werden wir zusammen gehen.«
    »Na, da überlegt’s Euch noch bis morgen«, sagte Smith. »Vorläufig können wir nichts Besseres tun, als uns aufs Ohr legen. Wollen aber sehen, daß unser Feuer bis morgen vorhält. Unsere Streichhölzer fangen an, rar zu werden.«
    Während Smith es sagte, stand er auf und machte sich an dem Feuer zu schaffen.
    »So!« meinte er schließlich, »das wird sich für zwölf Stunden halten. Gegessen haben wir schon, legen wir uns schlafen.«
    Er ging ein paar Schritte zu einer Stelle hin, wo die Felswand weit übersprang und einen natürlichen Schutz bildete. Dort streckte er sich bequem auf ein Lager aus

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