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Land aus Feuer und Wasser

Land aus Feuer und Wasser

Titel: Land aus Feuer und Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Plötzlich blieb Smith stehen und schlug seinem Gefährten auf die Schultern.
    »O’Brien! Mann! Wenn die Leute eine Funkstation auf der Insel zurückgelassen hätten! Es wäre unsere Rettung. Wir könnten uns mit der Welt in Verbindung setzen. Ich würde SOS funken, daß der ganze Äther wackelt. Das wäre eine Sache!«
    O’Brien schüttelte den Kopf. »Glaubt Ihr etwa, daß jetzt nach mehr als drei Monaten noch ein Tropfen Strom in den Akkumulatoren ist, wenn sie das Ding wirklich hiergelassen haben?
    Wäre ein Wunder, Smith, und Wunder passieren heutzutage nicht mehr.«
    O’Brien wollte sich noch weiter über dieses Thema auslassen, als Smith den Schritt verhielt. »Seht mal erst das da«, sagte er, auf die See deutend. »Ein ganzes Klippenfeld, ist das nicht eigentümlich?«
    O’Brien machte eine geringschätzige Bewegung. »Kann nichts Besonderes daran finden, Sir. Ein Haufen Steine, wie sie auch anderswo in der See ‘rumliegen …«
    »Anderswo ja, O’Brien! Aber nicht in der Südsee! Habe Euch ja erzählt, daß ich früher ein paar Jahre zur See gefahren bin. Habe etwas Ähnliches massenhaft an der norwegischen Küste gesehen. Aber in der Südsee gibt’s so etwas doch nicht.
    Da kommen höchstens Korallenriffe vor …«
    »Ihr redet mal wieder wie ein deutscher Professor«, unterbrach ihn O’Brien. »Seht ja mit Euren eigenen Augen, daß es auch hier vorkommt. Warum macht Ihr so viel Worte über die Sache?«
    »Weil … weil …« Smith blickte auf, als ob ihm plötzlich eine Eingebung käme. »Weil ich glaube, Mr. O’Brien, daß die Klippen da draußen irgendwie mit dem neuen Vulkan zusammenhängen. Weiß zwar noch nicht, wie, bin aber immer fester davon überzeugt.«
    O’Brien schüttelte den Kopf. »Ihr seid und bleibt ein merkwürdiger Kauz, Smith. Ist doch vollkommen egal, ob der Vulkan oder der Teufel die Brocken da in die See geworfen hat.
    Uns können sie so oder so nicht helfen. Wollen machen, daß wir weiterkommen. Denke, wir haben noch eine halbe Stunde bis zu dem Kap da vor uns zu laufen. Werden dann ja bald sehen, ob die City of Baltimore etwas Brauchbares für uns dagelassen hat.«
    »Habt recht, wollen machen, daß wir weiterkommen.« Ohne sich zu beeilen, stapften sie nebeneinander weiter den Strand entlang. Eine Viertelstunde mochte vergangen sein, als Smith plötzlich horchend stehenblieb.
    »Was gibt’s schon wieder?« fragte der Ire mißmutig. »Pst … Hört Ihr nichts? Da!« Smith deutete mit der Hand voraus in die Richtung zum Kap hin. »Da vor uns! Motoren!« Er lauschte wieder. »Merkt Ihr es jetzt, O’Brien?« Auch der Ire horchte angestrengt. Ganz schwach zunächst noch und immer wieder übertönt, wenn die See eine Welle über den Strand warf, wurde ein Geräusch vernehmbar, das wie Motorgeheul klang. Die beiden Wanderer verhielten den Atem.
    Minutenlang standen sie still, mit angespannten Sinnen in den Äther spähend. Da wurde das Geräusch stärker. Wurde unverkennbares Geheul von Motoren, und dann erblickten sie weit voraus im Norden im Blau des Himmels ein glitzerndes Pünktchen.
    »Ein Flugzeug, Smith!«
    »Es kommt uns holen, O’Brien!«
    »Es kommt, Smith! Wir müssen ihm entgegengehen, damit es uns nicht verfehlt.«
    Mehr laufend als gehend legten die beiden das letzte Stück bis zum Kap zurück. Als sie um die Felsnase, die hier bis dicht an die See herantrat, herumbogen und auf dem Nordufer weiter nach Westen liefen, stand das Flugzeug fast senkrecht über ihnen. Es begann Kurven zu ziehen und dabei immer tiefer herunterzugehen. Dann, als es nun endlich so tief flog, daß sie Einzelheiten zu erkennen vermochten, sahen sie, daß es kein gewöhnliches Flugzeug war.
    Atemlos blieben sie am Ufer stehen; alles Weiterlaufen hatte jetzt seinen Zweck verloren. Ihre Jacken rissen sie sich vom Leibe und schwenkten sie wie Signalflaggen durch die Luft.
    Durch Winken, Schreien und Gestikulieren versuchten sie, sich dem Flugschiff bemerkbar zu machen, von dem sie Befreiung, Rückkehr in die Zivilisation erhofften.
    Vergeblich blieben ihre Bemühungen. Niemand an Bord des Schiffes schien sie zu bemerken. Unbeirrt verfolgte es seinen Kurs nach Westen weiter, ging dabei wieder in die Höhe, wurde klein und immer kleiner, war schließlich nur noch ein kaum mehr zu sichtender Punkt. Verzweifelt ließ sich Smith zu Boden fallen, mit einem Fluch warf sich O’Brien neben ihn auf den Sand hin. »Verspielt, Smith«, keuchte er.
    »Verspielt, O’Brien«, gab der matt zurück.

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