Land aus Feuer und Wasser
›St 25‹ geschah, war Professor Eggerth mit Heineken zu ›St 21‹ gegangen, um mit ihm die Einzelheiten für den beabsichtigten Versuch zu besprechen. Einige Anweisungen dafür hatte er schon in seinem Funkspruch gegeben, und an Bord von ›St 21‹ war man danach verfahren. Während des langen Fluges um den halben Erdball hatten die Eismaschinen des Schiffes ununterbrochen gearbeitet, und in Form von kleineren Blöcken lagen viele Kubikmeter klaren Kristalleises in den Behältern der Maschinenanlage. Auch eine Anzahl kreisförmig gebogener Kupferrohre hatte ›St 21‹ mitgebracht und außerdem noch eine große Leinwanddecke.
Der Plan, den sich Professor Eggerth zurechtgelegt hatte, war verhältnismäßig einfach, aber er erforderte doch allerlei Vorbereitungen und Mittel. Seine Absicht ging dahin, auf der ausgebreiteten Leinwand aus den Eisblöcken, die fertig aus den Kühlzellen der Gefrieranlage genommen werden konnten, ein kugelförmiges Gebilde von rund 100 Kubikmetern Inhalt aufzubauen. Wie die Rechnung ergab, mußte das eine Kugel von annähernd 6 Meter im Durchmesser ergeben. Weiter würde es sich dann noch darum handeln, diesen Eisbau zu einem massiven Block zusammenfrieren zu lassen. Dazu mußte man ihm noch Wasser zusetzen und ferner war den Kupferrohren eine besondere Rolle dabei zugedacht.
Aufmerksam folgten Heineken und Beckmann den Erklärungen des Professors, dann riefen sie ihre Leute zusammen, und die Arbeit begann. Dreißig Hände griffen zu, um die große Stoffplane dicht neben ›St 21‹ auf dem Rasen auszubreiten. Kaum lag sie, als die Kolonnen der Werkleute über eine der beiden von ›St 21‹ ausgelegten Stiegen in das Schiffsinnere eilten. Wenige Minuten später kamen sie über die zweite Stiege wieder heraus, doch jetzt trug jeder der Leute einen Eisblock auf der Schulter. Nach den Weisungen Heinekens begannen sie die Blöcke auf der Plane aufzuschichten, während andere unter der Leitung Beckmanns sich daran machten, aus den Kupferröhren ein kugelförmiges Gerippe um das Ganze zu legen.
Noch waren die letzten Eisblöcke nicht an Ort und Stelle, als dieser Rohbau bereits fertig zusammengefügt dastand, während andere Werkleute zwei schwere Schläuche daran anschlossen und bis in das Schiffsinnere hinein aufrollten. Eben noch lagen die Schläuche schlaff, doch jetzt blähten sie sich bereits. Salzsole aus der Kühlanlage, bis auf 30 Grad unter Null gekühlt, strömte durch sie zu den Kupferröhren, durchlief diese und floß durch den zweiten Schlauch zu den Maschinen von ›St 21‹ zurück.
Wohl brannte die Tropensonne unbarmherzig hernieder, wohl leckte es bereits stark von den Eisblöcken, aber in wenigen Minuten bildete sich unter der Wirkung der eisigen Sole ein schwerer Eisbelag auf den Kupferröhren.
Und nun war der letzte Eisblock eingefügt, der Aufbau vollendet; da schlugen die Werkleute die Plane um ihn herum, banden sie oben zusammen und führten vom Schiff her einen dritten Schlauch heran. Kaltes Wasser warfen die Pumpen von ›St 21‹ aus den Tanks des Schiffes durch diesen dritten Schlauch in das Gebilde hinein. Prall blähte sich die Plane unter dem Wasserdruck. Fast genau kugelförmige Gestalt gewann sie. Ein Gemisch von Eis und Wasser stand jetzt in ihr, und unablässig verrichtete die eisige Sole in den Kupferröhren weiter ihr Werk. Schneidender Frost ließ das Ganze zu einer massiven Eiskugel von 100 Tonnen Gewicht erstarren.
Mit der Uhr in der Hand stand Professor Eggerth dabei und verfolgte den Gang der Arbeiten; nahm bisweilen sein Notizbuch zu Hilfe, schrieb Zahlen nieder, rechnete, schaute dann wieder auf die Uhr.
»Noch eine Stunde, Herr Heineken, dann wird der Block durch und durch gefroren sein«; er steckte die Uhr wieder in die Tasche. »Dann werden wir starten können. Sie sind genau im Bilde, wie wir vorgehen wollen?«
»Ich weiß Bescheid, Herr Professor«, erwiderte der Chefpilot von ›St 21‹. »In einer Stunde lösen wir alle Verbindungen und starten mit ›St 21‹! Der Eisball wird von ›St 25‹ aufgenommen.«
»So ist es«, bestätigte der Professor die Worte Heinekens. »Sie starten und gehen mit Ihrem Schiff sofort in die Stratosphäre. ›St 25‹ wird Ihnen sobald wie möglich folgen. Ihre Funkstation A wollen Sie betriebsbereit für Nahempfang unserer Werkwelle halten, damit ›St 25‹ jederzeit mit Ihnen sprechen kann. Ihre Stationen B und C können Sie nach Belieben einstellen. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß
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