Land aus Feuer und Wasser
es bald nach unserem Aufstieg allerlei Interessantes im Äther zu hören geben wird.«
Damit verabschiedete Professor Eggerth sich von Heineken und ging zu ›St 25‹ hinüber.
Das Mahl im Mittelraum von ›St 25‹ ging zu Ende. Die Hauptkosten der Unterhaltung trug dabei Hein Eggerth, der abwechselnd in Deutsch und Englisch zahllose Fragen seiner Gäste zu beantworten hatte. Von den Eggerth-Reading-Werken in Bay City und Walkenfeld und von den berühmten Stratosphärenschiffen hatten die beiden Amerikaner bereits mancherlei gehört und wollten jetzt noch mehr darüber wissen. Hein Eggerth gab ihnen Auskunft, soweit er es für angebracht hielt, und kam endlich, als bereits der Kaffee aufgetragen wurde, auch seinerseits dazu, ein paar Fragen über die CarnegieExpedition zu stellen.
Während diese Unterhaltung an einem runden Tisch auf der Steuerbordseite des Schiffes geführt wurde, saß der lange Schmidt, in ein Bündel amerikanischer Zeitschriften vertieft, in einem Sessel am Backbordfenster. Solange die drei drüben sich über die Eggerth-Reading-Werke unterhielten, studierte er eifrig seine Hefte; als sie jedoch auf die Carnegie-Expedition zu sprechen kamen, begann er aufzumerken, spitzte die Ohren, als zum ersten Male der Name Garrison fiel, und mischte sich dann direkt in die Unterhaltung ein.
»Hatten Sie viel mit Mr. Garrison zu tun?« fragte er O’Brien, der eben wieder im Zusammenhang mit einer ziemlich belanglosen Angelegenheit den Namen erwähnt hatte.
»Es ließ sich halten, Sir«, erwiderte O’Brien. »Zuweilen kam Mr. Garrison mit einem Wunsch zu mir oder zu Smith, aber häufig geschah es nicht. Im allgemeinen bekamen wir unsere Aufträge von Mr. Johnson, dem Kapitän der City of Baltimore .«
Ob das auch noch auf der Insel selbst nach der Ausbootung der Fall gewesen wäre, wollte der Doktor wissen. Smith hatte bemerkt, daß dessen Englisch ein wenig rostig war und beantwortete die Frage an O’Briens Stelle auf Deutsch.
»Auf der Insel wurden wir beide – O’Brien und ich – Professor Harte zugeteilt, der vom ersten Tage an mit uns botanische Exkursionen in die Wälder unternahm. Da haben wir von Mr. Garrison nicht mehr viel zu sehen bekommen.«
»Hm! Schade!« der lange Schmidt murmelte allerlei Umständliches vor sich hin, sprach dann wieder laut weiter. »Das ist bedauerlich. Ich kenne Mr. Garrison gut. Ich hätte gern noch irgend etwas Genaueres über ihn gehört.«
»Well, Doktor«, meinte Smith nach kurzem Überlegen, »da ist nicht viel zu berichten. Mr. Garrison beschäftigte sich hauptsächlich mit geophysikalischen Messungen. Ein paarmal habe ich ihm die Apparate dafür justieren müssen. Bei der Gelegenheit erzählte er mir beiläufig, daß er schon früher einmal auf der Insel gewesen wäre.«
»So, so?« der lange Schmidt mußte erst ein paarmal schlukken, bevor er weitersprach. »Mr. Garrison ist schon früher auf der Insel gewesen? Hat er Ihnen nicht gesagt, wann und bei welcher Gelegenheit?«
Zum größten Bedauern von Dr. Schmidt war der Amerikaner nicht in der Lage, auf diese Frage zu antworten, denn James Garrison hatte ihm nichts darüber gesagt.
Während an dem runden Tisch Hein Eggerth sich über diese Verschwiegenheit Mr. Garrisons freute, war der lange Schmidt ganz offensichtlich unzufrieden darüber. Er beschloß, sich wieder seinen Zeitschriften zuzuwenden. Während er schon wieder nach einem der Hefte griff, fragte Hein Eggerth den Amerikaner:
»Wo haben Sie eigentlich Ihr gutes Deutsch gelernt, Mr. Smith?«
»Von meinem Vater, Mr. Eggerth. Er war ein Deutscher. Ist erst vor achtundzwanzig Jahren in die Staaten eingewandert. Er kam aus Waltershausen in Thüringen herüber. Vater hat mir öfter erzählt, daß wir da noch deutsche Verwandte haben.«
»Ah, so ist das, Mr. Smith.« Hein Eggerth überlegte ein paar Sekunden und sprach dann weiter. »Da hat Ihr Vater wohl ursprünglich gut deutsch ›Schmidt‹ geheißen und seinen Namen erst in den Staaten amerikanisiert.«
»Richtig geraten, Sir«, bestätigte Smith die Vermutung Hein Eggerths. »Mein Vater hieß ursprünglich Heinrich Schmidt. Als er nach USA kam, nannte er sich natürlich Henry Smith, Sie wissen ja, Mr. Eggerth, wie das die deutschen Einwanderer in den Staaten so machen …« Schon als in der Unterhaltung zwischen Smith und Hein Eggerth die Worte Thüringen und Waltershausen fielen, hatte Dr. Schmidt seine Zeitschrift wieder beiseite gelegt. Jetzt erhob er sich und kam zu den anderen an
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