Land aus Feuer und Wasser
nächsten Morgen zu besprechen. Als sie damit zu Ende waren, kam ihre Unterhaltung noch einmal auf Mr. Garrison zurück.
»Ich fürchte, Herr Professor«, meinte Dr. Wille, »daß unser Freund Garrison sich in seine verrückte Idee verrannt hat. Ich würde mich nicht wundern, wenn er in den Staaten irgendeinen höllischen Unfug anrichtete.«
»Unsere Schuld ist es nicht, Herr Dr. Wille«, sagte der Professor. »Wir können ihn nicht daran hindern. Gewarnt haben wir ihn zur Genüge.«
Der lange Schmidt verzog sein Gesicht. »Schadet gar nichts, wenn er sich mal wieder die Finger verbrennt«, gab er seine Meinung kund. »Dieser Garrison hat hier die ganze Zeit bei uns herumgeschnüffelt. Ist uns reichlich lästig geworden. Hoffentlich wird er morgen mit seinem Flugzeug wieder nach USA
abbrausen. Meinetwegen mag er da auf seine Weise glücklich werden, wenn er uns nur nicht länger stört.«
Ein Tag war zu Ende gegangen eine unruhige Nacht war ihm gefolgt, und ein anderer Tag war angebrochen. Die Besatzung der Berenice merkte den Wechsel nur an einem Dunkler- oder Lichterwerden des Nebels, der das Schiff umgab. Auch bei Tage mußten die Lampen unter Deck brennen. Nur die Gewißheit, daß das Stratosphärenschiff sich in nächster Nähe aufhielt, bereit, sobald wie möglich die versprochene Hilfe zu bringen, hielt die Stimmung der Mannschaft aufrecht.
Am Spätnachmittag des zweiten Tages saß Captain Dryden mit Professor Brown, den er von allen an Bord befindlichen Wissenschaftlern am meisten schätzte, in seiner Kabine, um zum dreizehntenmal die Lage zu beraten, die sie bereits ein dutzendmal durchgesprochen hatten. Auch diesmal kamen sie zu dem gleichen Ergebnis wie früher schon.
»Wir müssen warten, Captain«, faßte Professor Brown das Ergebnis seiner Überlegungen zusammen, »bis der Nebel verschwunden ist. Es wäre nicht nur zwecklos, sondern gefährlich, wenn wir vorher das Schiff verlassen wollten.«
Captain Dryden sprang auf und lief ein paarmal ungeduldig in der Kabine hin und her.
»Warten und immer wieder warten, Professor! Es ist zum Verrücktwerden! Wie lange soll das noch dauern?«
Professor Brown machte eine unschlüssige Bewegung. »Ich weiß es nicht, Captain. Auf einige Tage werden wir uns wohl gefaßt machen müssen. Verlieren Sie darüber nicht die Nerven. Vergessen Sie nicht, daß wir in einer hundertmal besseren Lage sind als andere Schiffbrüchige.«
Professor Brown wollte noch einiges zur Beruhigung des ungeduldigen Captains hinzufügen, als ein neuer Funkspruch gebracht wurde. Dryden überflog ihn und atmete erleichtert auf.
»Gott sei Dank, Professor! Wir haben Aussicht, bald aus der verfluchten Milchsuppe ‘rauszukommen. Das Flugschiff Professor Eggerths funkt, daß die Nebelbank stark zurückgegangen ist. Vielleicht werden wir schon über Nacht nebelfrei.«
Brown griff nach dem Blatt und studierte es mit professoraler Gründlichkeit.
»… über Nacht freiwerden, Captain? Da müßte eigentlich schon jetzt etwas zu merken sein. Ich schlage vor, daß wir einmal auf Deck gehen.«
»Meinetwegen, Professor«, brummte Dryden, »viel scheußlicher als hier unten kann es da oben auch nicht sein.«
Über einen Gang und eine Treppe kamen die beiden auf Deck und stiegen noch weiter zur Brücke empor. Nach wie vor lag es nach allen Seiten hin milchig weiß um die Berenice herum. Wie ein Jagdhund schnupperte Professor Brown in die Nebelluft, während Dryden verdrossen vor sich hin starrte.
»Es ist schon etwas lichter geworden«, fing Brown nach einiger Zeit an. »Sehen Sie im Westen den helleren Fleck in der Nebelbank? Dort muß jetzt die Sonne stehen.«
»Kann sein, Professor, aber zu sehen ist sie leider noch nicht.«
Professor Brown blickte prüfend zu dem Mast vor der Brükke empor. Nur bis zu einer Höhe von wenigen Metern konnte er ihn verfolgen, darüber verschwamm bereits alles im Nebel.
»Trauen Sie sich eine kleine Kletterpartie zu, Captain?« fragte er Dryden unvermittelt.
»Wohin? Warum?«
»Zum Top des Mastes, Captain. Ich vermute, daß man da oben schon eine bessere Aussicht haben könnte.«
»Wenn es weiter nichts ist, Professor.« Captain Dryden fühlte sich bei seiner Ehre gepackt. »Auf den Mast entern? Wäre ja gelacht, wenn mir das was ausmachte.«
»All right, Captain. Dann wollen wir mal ‘raufklettern.« Captain Dryden sah Professor Brown verwundert an.
»Was? Sie auch? Ausgeschlossen, Professor. Sie sind kein Seemann. Rutschen mir dabei aus, fallen aus
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