Land der guten Hoffnung
gleichgültig. Sie werden sie zurückfordern, und sie werden dafür ihr Schweigen brechen.“ „Und wenn Bertrand abhaut und sich dem drohenden Verfahren entzieht?“
Wishbone lehnte sich gemütlich gegen seinen Wagen. „Ich werde ihn noch heute Abend den Medien zum Fraß vorwerfen.“
„Ist das nicht ein wenig voreilig?“ Ich machte eine Kopfbewegung in Richtung ambulantes Labor. „Müssen die Funde nicht erst mal eingehend untersucht werden und so etwas wie eine Identifikation stattfinden?“
„Natürlich. Die Knochen werden nicht nur hier provisorisch, sondern auch noch eingehend in Kapstadt untersucht, wo die entsprechenden Spezialeinrichtungen vorhanden sind. Es wird also noch ein wenig dauern, bis die Unterlagen für die Anklage komplett sind. Lynda und ihre Leute halten sich selbstverständlich strikt an die Verfahrensregeln.“
Seine Miene hellte sich auf. War das ein Verschwörerlächeln?
„Aber ich arbeite Polizei und Staatsanwaltschaft nur zu und habe meine eigenen bescheidenen Möglichkeiten. Ein Tipp hier an einen Zeitungsmann, ein Hinweis da an eine Fernsehfrau, und die Hunde sind los und bringen Bertrand zum Schwitzen.“
„Ist es nicht ein bisschen riskant, das Trommelfeuer zu eröffnen, bevor man die Munitionsbestände kennt?“
„Was ist schon ohne Risiko?“
Wieso sollte gerade ich eine Antwort darauf haben?
„In diesem Spiel ist die Taktik entscheidend. Und Öffentlichkeit ist von jetzt an der einzig gangbare Weg. Das erhöht auch den Druck auf uns, aber wir sind unserer Sache sicher. Wenn Bertrand keinen Druck spürt, mauschelt er im Verborgenen und hat die besseren Karten. Jeder, der jetzt noch mit ihm dealt, muss wissen, dass er direkt neben Bertrand auf dem Präsentierteller liegt, wenn es schief geht.“
Mir wurde klar, worauf Wishbone hinaus wollte.
„Ich muss ihn ins Rampenlicht zerren, um seinen Spielraum zur Manipulation einzuengen. Deshalb werden der Verdacht und die Vorwürfe gegen ihn morgen früh auf den Titelseiten aller wichtigen Tageszeitungen stehen und in den Nachrichtensendungen aller Radio- und Fernsehsender die Topmeldung sein. Natürlich wird er das vorläufig als üble Verdächtigungen abtun können, aber er steht damit im Blickpunkt.“
„Könnte funktionieren.“
„Es wird funktionieren!“
Hoffentlich würde er Recht behalten.
„Marius Bertrand wird für einige Zeit berühmter in diesem Land sein, als ihm lieb ist. Er kann nicht mehr zurück. Ich kenne ihn gut genug. Wenn er dem Kampf nicht ausweichen kann, nimmt er ihn an, auch wenn er ihn verlieren muss.“
Stany, der Mann, der laut Desmond Mathabane nicht gerne im Mittelpunkt stand, hatte vor, sich der Öffentlichkeit zu bedienen.
Wenig später sah Wishbone auf seine Uhr.
„Der Helikopter ist in zwanzig Minuten hier. Er bringt mich nach Kapstadt. Ich kümmere mich dort um die Medien, und Lynda hält hier die Stellung. Wenn Sie wollen, Helm, kann ich Sie und Rena unterwegs bei Paarl absetzen.“
„Dann wusste Desmond Mathabane also doch, wo Sie damals abgeblieben sind.“ Ich lachte. „Man sieht und hört nichts mehr von ihm, hat er behauptet.“
„Desmond hat Sie nicht angelogen. Ich habe Sie nur im Auge behalten, Helm. Und ehrlich gesagt, hat es mich ein wenig nervös gemacht, als Sie sich gerade seine Weinfarm als neue Herberge ausgesucht haben. Ich dachte: Was bedeutet das nun wieder? Wie sind Sie übrigens ausgerechnet auf ihn gekommen?“
„Es hatte nichts mit unseren jeweiligen Aufträgen zu tun, war nur ein Tipp von einer alten Freundin.“
„Die Frauen.“
Wishbone verstummte nachdenklich. Er nahm die Brille ab und musterte mich mit Augen, die klar und hell leuchteten, als herrsche noch Tageslicht.
„Kümmern Sie sich um Rena, damit sie keinen Unsinn macht, Helm. Aber - wenn ich Ihnen einen Rat geben darf -lassen Sie ansonsten die Finger von der Frau.“
Er setzte die Brille wieder auf und sah erneut zum Horizont, über dem der letzte Streifen Licht allmählich schmaler wurde. „Diese Frau wirft keinen Schatten!“
Welche Xhosa-Weisheit mochte sich hinter dieser Feststellung verbergen?
„Wenn wir von einer Frau sagen, sie werfe einen Schatten, so ist dies das größte Kompliment, welches wir ihr machen können, denn es spricht sowohl für ihre Schönheit als auch für ihren Charakter.“
„Und welche dieser beiden Eigenschaften fehlt Rena Ihrer Meinung nach, Stan?“
„Das zu erkennen - oder einzusehen - überlasse ich Ihnen.“ „Ich werde mir Mühe
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