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Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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einmal hatte ich einen
    Lastwagen überholt, doch das war bereits eine halbe Stunde her.
    Der Stausee lag gerade hinter uns, und die Steigung, die in engen Kurven durch die kargen Berghänge zum Pass hinaufführte, begann, als ich weiter voraus die ruhig flackernden Warnlichter eines geparkten Streifenwagens erkennen konnte.
    Die nächste Kurve nahm mir wieder die Sicht. Ich dachte an einen Unfall und fuhr langsamer. Während ich mich dem Polizeifahrzeug vorsichtig näherte, stiegen zwei Uniformierte aus und bauten eine provisorische Straßensperre auf.
    „Was ist los?“ fragte Rena mich eher teilnahmslos.
    „Scheint irgendwo weiter oben ein Unfall passiert zu sein, der die Strecke blockiert.“
    Einer der Uniformierten winkte uns mit dem Strahl seiner Taschenlampe von der Hauptstraße auf eine schmale Asphaltpiste weiter, auf die das Umleitungsschild verwies. Ich hielt an und öffnete das Seitenfenster. Bevor ich fragen konnte, gab mir der Polizist freundlich, aber bestimmt Auskunft.
    „Der Franschhoek-Pass ist gesperrt. Folgen Sie diesem Weg. Er führt Sie zur R321 und dann zur N2.“
    „Ich muss nach Paarl.“
    „Nehmen Sie die N2 Richtung Somerset West, dann sehen Sie schon bald die Wegweiser nach Stellenbosch und weiter nach Paarl.“
    Was blieb mir anderes übrig, als mich bei ihm zu bedanken und der Umleitung zu folgen. Sie führte zwischen den Ausläufern des Stausees und der Bergkette nach Südwesten. Schon nach einem halben Kilometer ging die schmale Asphaltdecke in eine Staubpiste über, die mir ein noch langsameres Tempo aufzwang. Schlaglöcher brachten die Scheinwerferstrahlen zum Tanzen. Es dauerte keinen weiteren Kilometer, und der Weg endete auf einem Ausflugsrastplatz über dem See. Eine Umleitung ins Nichts. Über uns nur Mond und Sterne. Um uns herum vereinzelte Bäume und Sträucher.
    „Du hast wohl unterwegs ein Schild übersehen“, sagte Rena.
    „Da war kein Schild.“
    „Bist du sicher?“
    „Ganz sicher. So langsam wie wir durch die Landschaft geschlichen sind, hätte ich es nicht verpassen können.“
    Ich schaltete Licht und Zündung aus. Der Motor verstummte, und ich stieg aus. Rena öffnete die Beifahrertür einen Spalt breit, blieb jedoch sitzen, während ich mich umsah. Eine Feuerstelle zum Grillen, ein mit Ried gedecktes Schutzdach auf Holzstelzen über einem rustikalen Tisch mit klobigen Sitzbänken, mehrere Abfallkörbe - und die Kontur eines großen Mannes, der regungslos am Ufer stand. Er sah mir entgegen, war aber trotz des hellen Mondlichts nicht zu erkennen.
    „Genießen Sie die Landschaft!“ rief er mir gut gelaunt zu. „Wir befinden uns hier am Rande des Hottentots-Holland-Naturreservates.“
    Kaum hatte ich Bertrands Stimme erkannt, stand Rena auch schon neben dem Wagen und rief von Zweifeln geplagt:
    „Marius.?“
    Er blieb regungslos stehen.
    Entschlossen ging ich auf ihn zu. Rena folgte mir, und sobald sein Gesicht eindeutig zu erkennen war, überholte sie mich, lief zu ihm und umarmte ihn, als müsse sie ihn in Schutz nehmen.
    Erst jetzt bemerkte ich, dass das Ufer einige Meter über dem See aufragte. Die Böschung fiel steil ab. Auf dem Wasser dümpelte ein offenes Boot. Neben dem Außenborder hockten zwei von Bertrands Männern. Soweit ich erkennen konnte, handelte es sich um den Buschmann und einen der athletischen Schwarzen, der eine Pumpgun auf den Oberschenkeln liegen hatte. Die Männer im Boot trugen, wie ihr Boss, dunkles Ölzeug und Gummistiefel.
    Bertrand löste sich aus Renas Umarmung und hielt mir zur Begrüßung die Hand hin. Ich sah keinen Grund, ihm den Handschlag zu verweigern. Noch war der Mann nicht endgültig überführt und verurteilt.
    „Sie haben Ihre Leute wohl überall“, sagte ich in Anspielung auf die getürkte Umleitung.
    „Wenn die Luftwaffe ausfällt, müssen die Landstreitkräfte ran.“
    Bertrands Jungenlächeln kam im Mondlicht besonders gut zur Geltung. Und so, wie er da stand - mit seiner Eins neunzig Statur, Rena beschützend den Arm um die Schulter gelegt -nahm er sich wie ein Leuchtturm aus. Auch mir hatte er den falschen Weg gewiesen. Die Signale, die er aussandte, waren die eines Piraten, der Schiffe aufs Riff lockt, um Beute zu machen.
    Wie zur Bestätigung verdüsterte sich seine Miene. Scharf hob sich sein Profil gegen See und Himmel ab, als er einen sichernden Blick über die Schulter zu seinen Leuten im Boot warf und mich fragte: „Wie kommen unsere Grabschänder voran?“
    Ob Wishbone den Mann nicht doch

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