Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond
dazu Beinschienen aus kunstvoll gearbeitetem Stahl. Auch er nahm eine Axt und wählte zusätzlich einen breiten Dolch, dessen Scheide er an seinem Gürtel befestigte.
Yvolar und Erwyn nahmen sich ebenfalls Schwerter aus Alwys’ reicher Sammlung, der Druide eines mit einer langen, schmalen Klinge, der Junge ein Breitschwert mit einem Griff von anderthalb Händen Länge, wie die Schwertkämpfer der Menschen sie zu benutzen pflegten. Er versuchte das Schwert zu heben, schaffte es aber nur zur Hälfte, dann fiel die schwere Klinge hinab und schlug klirrend auf den Boden. Alphart trat zu dem Jungen, nahm ihm das Schwert ab und stellte es zurück in das dafür vorgesehene Gestell. Er brauchte nur eine Hand, um es zu heben.
Daraufhin nahm sich Erwyn einen Morgenstern, doch bevor er die gefährliche Waffe probeweise schwingen und sich oder die anderen verletzen konnte, hielt Alphart seinen Arm fest, nahm ihm auch den Morgenstern ab und drückte ihm schließlich ein Schwert in die Hand, dessen Klinge gerade mal eine Elle lang war. Grimmig nickte er dem Jungen zu, und damit war jede Diskussion beendet, noch bevor ein Wort gesprochen worden war.
Sodann gingen die Gefährten zurück in die Halle des Zwergenkönigs, wo noch immer das gesamte Volk Glondwaracs versammelt war, um die Gefährten zu verabschieden. Inzwischen war auch dem letzten Zwerg klar geworden, dass der Welt Gefahr drohte wie seit einem Zeitalter nicht mehr. Selbst Rat Ildrys hatte dies zwischenzeitlich begriffen, und weil er sich wohl sagte, dass ein einzelner Zwerg und ein junger Sylf ein durchaus zu verschmerzendes Opfer waren, wenn es um Glondwaracs Rettung ging, war auch er zur Verabschiedung der Helden geblieben.
Auf langen Alphörnern, denen nur Zwergenmusikanten Töne zu entlocken vermochten, wurde eine uralte Weise geblasen, die schon zurzeit des letzten Krieges erklungen war. Daraufhin hielt König Alwys eine feierliche Ansprache, in der er den Gefährten Glück und Erfolg auf ihrer bevorstehenden Mission wünschte.
»Wir danken dem edlen Volk von Glondwarac für seine großzügige Hilfe«, erwiderte Yvolar feierlich. »Ist unserem Vorhaben Erfolg beschieden, so wird eure Unterstützung in der Geschichtsschreibung Allagáins nicht unerwähnt bleiben; sollten wir jedoch scheitern, wird Kälte über das Land ziehen, und das Heer der Finsternis auch Glondwarac angreifen.«
»Glondwarac wird vorbereitet sein auf den Feind«, versicherte Alwys, und erneut tauschten der Zwergenkönig und Yvolar einen vielsagenden Blick. Diesmal bemerkte es Alphart, doch er dachte sich nichts dabei. Er hatte sich damit abgefunden, dass der Druide ständig Dinge tat, die ein Wildfänger weder verstand noch zu deuten vermochte.
»So lebt denn wohl, meine Freunde«, sagte Alwys, der vom Thron hinabgestiegen war, um jeden persönlich die Hand zu reichen. »Auf den schützenden Pfaden der Zwerge werdet ihr sicher nach Osten gelangen. Sobald ihr die Stollen jedoch verlassen habt, seht euch vor, denn in den Bergen lauern vielerlei Gefahren. Möge das Schicksal euch gewogen sein, und füge der Schöpfer, dass ihr Fyrnack findet. Danach ruhen unsere Hoffnungen auf Danaóns Erben…«
Aller Augen richteten sich wieder auf Erwyn, und der Junge hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen. Etwas, das Zuversicht ausdrückte, das alle beruhigte und ihnen Mut zusprach – obwohl es in Wahrheit er selbst war, der Ermutigung brauchte…
»Ich… ich verspreche euch, dass ich mein Bestes geben werde«, sagte er halb laut und mit bebender Stimme. »Noch vor wenigen Tagen wusste ich nichts von meiner Bestimmung und meinem Erbe, und als ich davon erfuhr, hätte ich mich am liebsten in einem dunklen Stollen verkrochen. Aber«, fügte er mit Blick auf seine neuen Gefährten hinzu, »ich habe Freunde gefunden, die mich unterstützen werden, und ich weiß, dass ich mich meiner Verantwortung nicht entziehen kann. Und dass man die Hoffnung niemals aufgeben darf.«
Erwyn unterbrach sich und blickte zu Boden. »Ich bin mir im Klaren darüber«, fuhr er leise fort, »dass viele von euch mich nie besonders mochten. Ich bin kein Zwerg, wie ihr seht, und es gibt einige unter euch, die mich niemals angenommen haben als einen der Ihren. Andererseits« – dabei bedachte er Urys mit einem ebenso dankbaren wie liebevollen Blick – »gab es auch jene, die mich herzlich aufnahmen und mir das Gefühl gaben, in diesen ehrwürdigen Hallen zu Hause zu sein. Dank schulde ich euch jedoch allen, denn ihr habt
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