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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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rächen!«
    »Aber du bist wütend.«
    »Warum auch nicht?«, knurrte Alphart. »Auch du solltest wütend sein, Junge. Die Wut hält einen am Leben.«
    »Ich weiß nicht recht.« Erwyn schüttelte den Kopf. »Die Zwerge haben mich gelehrt, dass Wut und Zorn die Sterblichen leichtfertig machen und sie blind werden lassen für das Gute.«
    Alpharts scharfer Blick schien ihn durchbohren zu wollen. »Bist du deshalb gekommen? Um mir Vorhaltungen zu machen?«
    »Nein.« Erwyn schaute ihn erschrocken an. »Ich wollte dich nur bitten, Urys nicht zu zürnen. Er ist wie ein Vater für mich und hat es immer nur gut mit mir gemeint.«
    »Hm«, machte Alphart nur.
    »Und ich wollte dir… das hier geben!« Und damit hielt ihm der Junge einen kleinen Gegenstand hin.
    »Was ist das?«
    »Eine… Pfeife.« Erwyn lächelte schwach. »Ich möchte sie dir schenken. Ich habe sie geschnitzt.«
    »Aber…«, sagte Alphart verwirrt. »Aber warum das?«
    »Nun, sie ist ein Geschenk. Du hast deine doch zerbrochen, und ich weiß, dass das mit mir zu tun hatte…« Er hielt Alphart die Pfeife noch immer hin, die der Jäger schließlich entgegennahm. Er drehte sie in seinen groben Pranken und betrachtete sie von allen Seiten. Soweit er es im Halbdunkel erkennen konnte, war die Pfeife zwar nicht gerade ein Kunstwerk, aber sie zeugte vom Fleiß ihres Schnitzers.
    »Eine schöne Arbeit«, stellte Alphart fest.
    »Findest du wirklich?«
    »Mhm.«
    Der Junge strahlte.
    »Bist du sicher, dass du sie herschenken willst?«
    »Aber ja.« Erwyn lächelte. »Warum fragst du mich das?«
    »Nun, weil…«
    »Ja?«
    »Nur so«, sagte der Wildfänger und schnaubte laut. »Ich danke dir.«
    »Gern geschehen.«
    Noch immer betrachtete Alphart die Pfeife, und ihm war seltsam dabei zumute. Ein Wildfänger hatte nichts zu verschenken, und er bekam auch nichts geschenkt – so war es schon immer gewesen, und daran hatten auch Bannhart und er sich gehalten. Allerdings musste Alphart zugeben, dass er sich über das Geschenk des Jungen freute, auch wenn die Pfeife laienhaft geschnitzt war und der Tabak daraus vermutlich scheußlich schmeckte…
    »Und?«, fragte Erwyn erwartungsvoll. »Willst du sie nicht gleich ausprobieren?«
    »Später«, brummte Alphart und ließ die Pfeife in seinem Jagdrock verschwinden. »Ich werde sie erst dann rauchen, wenn wir den Feuerdrachen gefunden haben und die Erle besiegt sind.«
    Der Junge war sichtlich enttäuscht; das Lächeln bröckelte aus seinem Gesicht, und er ließ die Schultern hängen, sodass sich der sonst so wortkarge Wildfänger genötigt sah, noch etwas zu sagen. »Allerdings kann ich es kaum erwarten, sie mir anzustecken«, fügte er deshalb hinzu, und für einen kurzen Augenblick schien ein Lächeln seine finsteren Züge aufzuhellen.
    »Wirklich?«
    »Ja. Wenn all das hier vorbei ist« – er machte eine Handbewegung, die den Schnee, die Erle und ganz Allagáin einzuschließen schien – »setzen wir uns in aller Ruhe hin und rauchen unsere Pfeifen. Einverstanden?«
    »Einverstanden«, sagte Erwyn und strahlte wieder.
    »Dann leg dich jetzt hin und schlaf. Es wird ein anstrengender Tag morgen.«
    »Darf ich hier in deiner Nähe schlafen?«
    »Von mir aus.«
    »Ich gehe nur rasch und hol meine Decke.«
    »Mhm.«
    »Alphart?«
    »Was denn noch?«
    »Danke – für alles.«
    Es dauerte einen Moment, bis der Jäger antwortete, und als er es tat, waren seine Worte kaum zu verstehen. Sich in seinen Umhang hüllend, drehte er sich herum und tat so, als wollte er schlafen – in Wirklichkeit ging es ihm nur darum zu verbergen, wie sehr ihn die Anhänglichkeit des Jungen rührte.
    An jenem Ort tief in seinem Inneren, wo Bannharts Platz gewesen war…

 
    41
     
     
     
    Rionna wankte, so weich waren ihre Knie. Und so übel war ihr von dem, was sie gesehen und gehört hatte.
    Wie fast alle Bewohner Iónadors – jedenfalls jene, die nicht zur Teilnahme am Feldzug gegen das Waldvolk verpflichtet worden waren – hatte auch sie dem Abmarsch des Heeres beigewohnt. Nicht etwa, weil es ihr ein persönliches Bedürfnis gewesen wäre, sondern weil Klaigon sie dazu gezwungen hatte. Überhaupt hatte sich ihr Onkel in den letzten Wochen ihr gegenüber immer despotischer gezeigt. Nun kannte Rionna den Grund dafür.
    Noch immer ging ihr Atem stoßweise, und ihre Hände zitterten, während ihr der grässliche Anblick noch deutlich vor Augen stand. Tränen liefen ihr übers Gesicht, und wie in Trance irrte sie durch die Gänge des Túrin

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