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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Bösen, ohne dass sie es auch nur ahnen!«
    »Ein geringer Preis«, wiederholte Klaigon überzeugt.
    »Für dich vielleicht«, konterte sie. »Witwen und Waisen wird das nicht trösten!«
    »Wenn sie sterben, sterben sie für Iónadors Wohl.«
    »Du meinst, für dein Wohl.«
    »Wo ist der Unterschied? Was Iónador nützt, nützt auch mir – was ist falsch daran?«
    »Du widerwärtiger Heuchler!«, stieß die Prinzessin hervor, auch wenn sie fürchten musste, damit ihr Schicksal zu besiegeln. »Wie konnte ich mich nur so in dir irren?«
    »Wieder etwas, das du mit deinem Vater gemeinsam hast. Der gute Karrol durchschaute mich ebenfalls nicht – bis er schließlich meinen Pfeil im Rücken hatte!«
    »Dei-deinen Pfeil?« Rionna glaubte, nicht recht zu hören. »A-aber ich dachte, e-es wäre ein Unfall ge…«
    »Das denken alle.« Der Fürstregent nickte selbstzufrieden. »Nur ich weiß es besser. Und der gute Karrol – aber seine Meinung ist nicht mehr von Belang. Er war abgestiegen, um seinen Durst an einem Bergquell zu stillen, da traf ihn ein verirrter Pfeil. Aber er hielt sich auf den Beinen, den gefiederten Tod im Rücken, und wandte sich um. Und da sah er mich.« Die Erinnerung zauberte ein feistes Grinsen auf Klaigons Züge. »Den Ausdruck in seinem Gesicht werde ich nie vergessen – gerade jetzt, in diesem Augenblick, siehst du ihm auf erstaunliche Weise ähnlich.«
    »Mörder!«, schrie Rionna – dann verlor sie alle Beherrschung, und indem sie ihre kleinen Hände zu Fäuste ballte, sprang sie auf Klaigon zu.
    Der lachte, und mühelos wich er ihrem Angriff aus, indem er zur Seite trat und sie ins Leere taumeln ließ. Rionna, blind vor Tränen, verlor das Gleichgewicht und schlug der Länge nach zu Boden, was ihr Onkel mit gackerndem Gelächter quittierte. Von Zorn und Verzweiflung getrieben, sprang Rionna wieder auf und wollte ein zweites Mal angreifen. Klaigon jedoch ließ es nicht dazu kommen.
    Auf seinen heiseren Befehl hin flog die Tür des Schlafgemachs auf, und mehrere Angehörige der Turmgarde stürmten herein, die Rionna sogleich ergriffen.
    »In den Kerker mit ihr!«, donnerte Klaigon. »Sie hat den Fürstregenten hintergangen und ist eine Hochverräterin!«
    »Du sprichst von Verrat, Onkel?«, würgte Rionna hervor. »Ausgerechnet du?«
    »Schafft sie mir aus den Augen!«, blaffte Klaigon – woraufhin die Wachen Rionna aus der Kemenate zerrten. Ihr Protestgeschrei verhallte den steinernen Gang hinab.
    Klaigon blieb allein zurück, ein zufriedenes Grinsen im Gesicht. Eine weitere Gefahr war gebannt. Alles verlief zu seinen Gunsten.
    Und dennoch war da etwas, das tief in seinem Inneren an ihm nagte. Ein leiser Zweifel, den Karrols Tochter in ihm gesät hatte – den der Fürstregent jedoch schon im nächsten Moment energisch beiseite wischte.
    Er würde auf der Seite der Sieger stehen und herrschen.
    Alles andere war nicht von Belang.

 
    49
     
     
     
    Die Gefährten setzten ihre Reise fort – angetrieben nun nicht mehr von einer Vision des Druiden, sondern von dem Wissen, das die Salige ihnen mit auf den Weg gegeben hatte.
    Die Begegnung mit der Wildfrau stand den Gefährten noch deutlich vor Augen, und als könnten sie auch weiterhin ihre sanfte Stimme hören und den Blick ihrer geheimnisvollen Augen spüren, waren sie von eigenartiger Zuversicht erfüllt. Selbst Alphart, der aus Prinzip allem Übernatürlichen ablehnend gegenüberstand, konnte sich dem nicht entziehen.
    Warum auch?, sagte er sich. Zwar hatte er sich anfangs gesträubt, einem weiteren Schatten nachzujagen und sich einmal mehr auf die Suche nach etwas zu begeben, das es bei Licht betrachtet gar nicht geben durfte. Aber er hatte eingesehen, dass er allein den Erlen nichts entgegenzusetzen hatte. Und vielleicht war ja das Sylfenhorn tatsächlich in der Lage, das Eis zu brechen und die Kreaturen der Dunkelheit zu besiegen. Wenn nicht, so konnte er immer noch nach Allagáin zurückkehren und seine Axt schwingen. Anders als Leffel, der eine Heimat hatte und eine feste Bleibe, hatte er nichts zu verlieren.
    Der Gilg wirkte bitter entschlossen, seit die Salige zu ihm gesprochen hatte, während Erwyn eigenartig still und in sich gekehrt wirkte. Vielleicht, so nahm Alphart an, war der Junge nur erleichtert darüber, nun nicht auf einem Drachen in die Schlacht reiten zu müssen. Während Urys und Walkar sich darin gefielen, beharrlich zu schweigen, plapperte Mux wieder unsinnige Reime vor sich hin: »Ich wandere über Stock und Stein.

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