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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Auch über Eis, muss es denn sein. Des Sylfen Horn wird Eis zerbrechen und Alphart seinen Bruder rächen…«
    Auch mit Yvolar war eine Wandlung vor sich gegangen. Als hätte die Begegnung mit der Wildfrau ihm neue Kraft gespendet, wirkte der alte Druide wieder von ungestümer Jugend erfüllt.
    »Meister Yvolar?«, erkundigte sich Leffel, während sie sich im Gänsemarsch einen Weg durch den hüfthohen Schnee bahnten, der Druide mit dem Stab voraus.
    »Ja, mein Junge?«
    »Die Wildfrauen leben im Wasser, richtig?«
    »Das ist wahr.«
    »Wie kann es dann sein, dass sie bald an diesem, bald an jenem Ort auftauchen? Können sie denn auch fliegen?«
    »Schmarren!«, blaffte Alphart nach vorn. »Weißt du denn nicht mehr – durch das Grundmeer sind alle Flüsse und Seen Allagáins unterirdisch miteinander verbunden.«
    »Das stimmt«, bestätigte Yvolar. »Es freut mich, dass sich ausgerechnet unser ungläubiger Wildfänger als so gelehriger Schüler erweist.«
    Alphart, dem jäh bewusst wurde, dass er sich verraten hatte, ließ nur ein unwilliges Knurren hören.
    »Heißt dies, dass die Wildfrauen überall dort auftauchen können, wo sich Wasser befindet?«, fragte Leffel staunend.
    »Das Grundmeer hat viele Augen«, antwortete der Druide nickend, »vom Búrin Mar bis zum kleinsten Gumpen, vom breiten Allair bis hin zum Wildbach, der keinen Namen trägt, und an jedem dieser Augen mögen die Saligen erscheinen. Allerdings nur dann, wenn sie es wollen.«
    »Warum ist uns eine der Saligen erschienen?«, wollte Alphart wissen. »Und weshalb helfen sie uns?«
    »Die Salige hat es gesagt: weil Muortis ihre Welt ebenso bedroht wie die unsere. Das Wasser, das Muortis in Eis verwandelt, stammt aus dem Grundmeer, und mit jeder Eiszeit, die über die Welt hereinbricht, sinkt dessen Spiegel. Gelingt Muortis’ finsterer Plan, wird das Grundmeer ganz verschwinden – und mit ihm die Saligen.«
    »Ist das der Grund, weshalb es in Seestadt keine Fische mehr zu fangen gab?«, erkundigte sich Leffel.
    »Allerdings. Die Tiere sind die Ersten, die Muortis’ Einfluss zu spüren bekommen. Inzwischen wird das Wasser des Búrin Mar bereits vom Ufer zurückgewichen sein, sodass auch die Menschen erkennen, dass ihre Welt sich verändert.«
    Weiter sagte der Druide nichts, und weder Alphart noch die anderen stellten noch eine Frage.
    Inzwischen hatten sie die breite Senke des Obertals erreicht. Der nördliche Teil dieses Einschnitts war dünn besiedelt; dort gab es einzelne Burgen und Gehöfte. Bis zum südlichen Ende des Tales hatten sich die Allagáiner allerdings noch nicht vorgewagt. Verschneite Bäume übersäten die Talsohle.
    Die Wanderer waren dankbar dafür, denn die hohen Tannen und schlanken Fichten hielten ein Gutteil des Windes ab, der grimmig durch die Talsohle fegte, und auch die Schneeverwehungen waren dank der Bäume weniger hoch. Zudem boten die verschneiten Riesen einigen Schutz vor Entdeckung – was Alphart allerdings nicht recht zu beruhigen vermochte.
    Mehrmals zuckte der Wildfänger zusammen, wenn er im Unterholz dunkle Schatten zu erkennen glaubte. Zwar waren es jedes Mal nur seine angespannten Sinne, die ihm üble Streiche spielten, jedoch konnte aus zwei Gründen kein Zweifel daran bestehen, dass bis vor kurzem noch Erle in dieser Gegend gewesen waren.
    Einer dieser Gründe war Walkar der Bärengänger, der immerzu schnaubte und das bärtige Haupt hin und her warf, ganz wie ein Raubtier, das ein Opfer wittert; zum anderen kreuzten die Gefährten am späten Nachmittag eine Fährte der Unholde, die längs durch das Tal verlief, geradewegs Richtung Norden. Zwar hatte der frisch gefallene Schnee die Spuren sogleich wieder verdeckt, jedoch war noch immer eine rund zehn Schritt breite Rinne im Waldboden zu erkennen, die darauf schließen ließ, dass es viele gewesen waren, sehr viele…
    Alphart bückte sich. Unter einer Tanne, deren breiter Stamm den Neuschnee abgehalten hatte, entdeckte er tatsächlich einen Fußabdruck mit verunstalteten Zehen und langen Krallen, und als der Wildfänger seinen eigenen Fuß hineinsetzte, stellte er fest, dass er nicht annähernd so groß war.
    »Erle«, sagte Yvolar. »Ausgewachsene, große Exemplare aus den dunkelsten Pfründen Dorgaskols. Muortis hat sein Heer also bereits auf den Weg gebracht.«
    »Dem Schnee nach zu urteilen, der seither gefallen ist, müssen die Unholde gestern durch das Tal gekommen sein«, meinte Alphart. »Und es waren viele.«
    »Wie viele?«, wollte Leffel

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