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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Willen widersetzt und dich störrisch und uneinsichtig gezeigt – ich erinnere nur an deinen unerlaubten Ausbruch…«
    »Meinen Ausbruch, Onkel? Bin ich denn eine Gefangene?«
    Klaigon schickte ihr einen durchdringenden Blick, der ihr eisige Schauer über den Rücken jagte. Dann huschte ein Lächeln über seine feisten Züge. »Ich bin froh, dass ich dich gut kenne, Nichte – denn sonst würde ich denken, du wolltest mich herausfordern.«
    »Dich herausfordern, Onkel? Wie käme ich dazu?«
    »Wie ich schon sagte – in letzter Zeit warst du wiederholt uneinsichtig und störrisch.«
    »Aber Onkel, ich…«
    »Dennoch«, fiel Klaigon ihr ins Wort, »habe ich beschlossen, dir deine kleinen Eskapaden zu verzeihen, denn ich habe eingesehen, dass auch mein Handeln nicht ohne Fehl war. Ich habe dich bevormundet und wollte dich einem Mann zur Frau geben, den du nicht liebst – aber du musst mir glauben, dass sowohl das eine als auch das andere nur zu deinem Besten geschah.«
    »Das… glaube ich dir, Onkel«, erwiderte Rionna und konnte ihre Verblüffung nicht ganz verbergen. Der Klaigon, der da zu ihr sprach, schien ein anderer zu sein als jener, mit dem sie es nach ihrer Rückkehr aus Damasia zu tun gehabt hatte. Auf einmal zeigte sich Klaigon rücksichtsvoll und verständig – und das, obwohl er sich den Mächten des Bösen verschrieben hatte?
    Rionna überkamen jähe Zweifel. Sollte sie sich geirrt haben? Den Eisriesen hatte sie tatsächlich gesehen – aber was, wenn sie aus dessen Anwesenheit im Turm die falschen Schlüsse gezogen hatte? Wenn Klaigon in Wahrheit gar kein Verräter war und…?
    »Ich hatte kein Recht, dich zwingen zu wollen, Nichte, das weiß ich jetzt«, fuhr der Fürstregent fort. »Darum möchte ich dich um Verzeihung bitten und dir von neuem meine Freundschaft anbieten.«
    »Da-das wäre wunderbar, Onkel…«
    »Nicht wahr?« Er lächelte. »In jenem Behälter dort befindet sich ein Geschenk für dich. Es wird dir beweisen, wie ich in Wahrheit empfinde und wie sehr ich mir wünsche, dass sich zwischen uns alles ändert.«
    »Ein Geschenk?« Ein wenig zögernd schaute Rionna zum Tisch. Mit vielem hatte sie gerechnet, aber ganz sicher nicht damit, dass Klaigon ihr ein Versöhnungsgeschenk bringen würde…
    »Gewiss. Wirf nur einen Blick hinein, mein Kind.«
    »Wenn du meinst…«
    Zögerlich schritt Rionna auf den Tisch zu. Der Behälter, ein Tonkrug von zylindrischer Form, dessen Öffnung von einem darüber gebreiteten Stück Stoff abgedeckt wurde, war groß genug, um einen Kürbis aufzunehmen. Was, in aller Welt, wollte Klaigon ihr schenken, das diese Größe hatte?
    Ein unsicherer Blick zu ihrem Onkel, der ihr ermutigend zunickte, dann hatte sie den Tisch erreicht. Rionna hatte Mühe, das Zittern ihrer Hand zu unterdrücken, als sie nach dem Stoff griff und ihn anhob.
    Im nächsten Moment entfuhr ihr ein gellender Schrei, und sie prallte zurück und schlug die Hände vor den Mund, in namenlosem Entsetzen auf den Inhalt des Behälters starrend.
    Es war das abgetrennte Haupt einer alten Frau.
    Calma…
    Der Ausdruck im totenbleichen Gesicht der Zofe verriet blanken Schrecken, Blut war überall. Und die gezackten Ränder verrieten, dass ihr das Haupt nicht etwa mit einer scharfen Klinge abgeschlagen, sondern mit Urgewalt von ihren Schultern gerissen worden war. Von jemandem, dessen Brutalität und rohe Körperkraft alle Vorstellung übertrafen.
    Oder von irgendetwas…
    »Onkel…«, hauchte Rionna, während ihr Tränen in die Augen traten und sie am ganzen Körper bebte vor Entsetzen.
    »Und?«, fragte Klaigon genüsslich. »Gefällt dir das Geschenk?«
    »Onkel«, wiederholte sie mit brüchiger Stimme. Es kostete sie alle Überwindung, sich von dem grässlichen Anblick loszureißen und Klaigon anzuschauen, mit dem eine Wandlung vor sich gegangen war.
    Die Ausgeglichenheit und das geheuchelte Verständnis des Fürstregenten waren verschwunden. Abgrundtiefer Hass sprach aus seinen Zügen, und die Flamme des Wahnsinns loderte stärker denn je in seinen Augen, während ein irres Grinsen sein fleischiges Antlitz verzerrte.
    »Was?«, blaffte er. »Willst du mir erzählen, dir gefiele nicht, was du siehst? Dabei bist du es, der die arme Calma dieses traurige Schicksal zu verdanken hat.« Er griff unter seinen samtenen Rock und zog ein Stück Pergament hervor, das er entrollte. Obwohl es eingerissen war und blutbesudelt, erkannte Rionna darin das Schreiben, das sie Calma mitgegeben hatte.
    Die

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