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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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setzte mit watschelnden Schritten hinter Alphart her.
    »Weißt du«, stieß er hervor, als er keuchend zu ihm aufgeschlossen hatte, »es ist in Ordnung, wenn du nicht reden willst. Werde ich eben für uns beide reden. Das fällt mir gar nicht schwer.«
    Alphart erwiderte nichts. Aber das tiefe Seufzen, das unter seiner Kapuze hervordrang, hätte Leffel eigentlich genug sagen müssen.
    Tat es aber nicht.
    »Eigentlich heiße ich gar nicht Gilg«, begann Leffel ungeniert seine Lebensgeschichte auszubreiten. »Die Leute haben mir diesen Namen gegeben, weil sie mich fälschlicherweise für einen Dummkopf halten. Dabei habe ich viele Talente, nur hat sich noch nie jemand die Mühe gemacht, sie zu entdecken. Aber es ist nun einmal so, dass ich schon immer anders gewesen bin, schon seit ich ein kleiner Junge war. Und da haben sich die Leute wohl daran gewöhnt, mich zu meiden.«
    »Ach?«, knurrte Alphart verdrossen. »Ich frage mich, woran das liegen mag…«
    »Nicht wahr?«, sagte Leffel, der sich freute, dem Jäger ein paar weitere Worte entlockt zu haben. »Ich weiß auch nicht, woran es liegt. Denn ich für meinen Teil mag die Leute aus dem Dorf wirklich sehr. Da sind der ehrwürdige Magistrat Belmus und der schlaue Bauer Segges, die resolute Witwe Burz und ihre zauberhafte Nichte Jolanda, der ich einen Strauß Blumen…«
    »Muss ich wirklich alle kennen lernen?«, brummte Alphart missmutig.
    »Nun, eigentlich nicht«, antwortete Leffel nach kurzer Überlegung. »Ich wollte dir nur erzählen, wie ich nach Iónador gekommen bin. Ich wurde nämlich ausgewählt, jawohl. Nach all den Jahren, in denen mich die Leute mieden und beschimpften, haben sie sich endlich eines Besseren besonnen und vertrauen mir. Sie haben mich zu ihrem Gesandten ernannt und nach Iónador zum Fürstregenten geschickt, damit ich von den unheilvollen Zeichen berichte und damit ich um Unterstützung wegen des bevorstehenden rauen Winters bitte.«
    »Ja«, versetzte Alphart bitter, »und Hilfe hat er dir auch angedeihen lassen, der saubere Herr Fürstregent.«
    »Du magst ihn nicht, oder?«, fragte der Gilg naiv.
    »Ich habe keinen Grund dazu. Wir Wildfänger scheren uns nicht um das, was in den Tälern passiert. Die Leute dort sind eitel und geschwätzig.«
    »So wie ich«, murmelte Leffel verschämt – und Alphart widersprach nicht. »Aber wenigstens«, fügte der Gilg hinzu, »setze ich mich für meine Heimat ein und sorge für die Menschen, die mir am Herzen liegen.«
    Erneut blieb Alphart stehen, und diesmal funkelten die Augen unter der Kapuze noch ein wenig gefährlicher. »Bursche«, knurrte er, »dass es dir nie wieder einfällt, so mit mir zu reden. Auch Wildfänger sorgen für die Ihren. Aber sie lassen sich nicht zum Deppen machen.« Er schüttelte ratlos den Kopf. »Ist dir nie der Gedanke gekommen, dass dich die Leute aus deinem Dorf nur nach Iónador geschickt haben, weil sie dich loswerden wollten? Oder weil sie zu feige waren, selbst zu gehen? Weil sich kein anderer gefunden hat, der dumm genug war, den Erlschädel zum Fürstregenten zu tragen?«
    »Nein!«, protestierte Leffel energisch, und eine Zornesfalte bildete sich auf seiner breiten Stirn – obwohl ihm, wenn er ehrlich sich selbst gegenüber war, der Verdacht durchaus schon gekommen war. Das war gewesen, als ihn Klaigons Wachsoldaten aus dem Turn geworfen hatten. »Das ist nicht wahr!«, rief er trotzdem. »Die Leute im Dorf achten und respektieren mich. Deshalb haben sie mich nach Iónador geschickt!«
    »Wenn du meinst«, sagte Alphart und ging weiter.
    Dass sich der Wildfänger nicht mit ihm streiten wollte, ärgerte den Gilg. Offenbar war er dem Jäger nicht einmal dafür gut genug.
    »Warum sagst du so was?«, fragte er und lief hinter ihm her. »Was hast du davon, dem armen Leffel solch gemeine Dinge an den Kopf zu werfen?«
    »Es ist nun mal die Wahrheit.«
    »Ach so«, sagte Leffel, »du scheinst es ja genau zu wissen. Und warum, Alphart Wildfänger, bist du dann unterwegs nach Damasia? Warum hast du den Auftrag des Fürstregenten angenommen?«
    »Weil er mir keine andere Wahl gelassen hat.«
    »Wer zwingt dich weiterzugehen? Ich dachte, Wildfänger wären ihre eigenen Herren und ließen sich von niemandem etwas vorschreiben?«
    »So ist es auch!«, sagte Alphart stolz. »Wir Wildfänger sind ungebunden und frei wie die Falken im Flug. Mit den Menschen aus den Tälern haben wir nichts zu schaffen – weder mit den Städtern noch mit den Bauern oder dem Waldvolk.

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