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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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dem Löcher klafften, die groß genug waren, um einen Karren samt Ochsen zu verschlingen.
    Es war schwer zu glauben, dass die »Straße der Könige« in alter Zeit die Hauptverkehrsader des Reiches gewesen und die Festen Iónador und Damasia miteinander verbunden hatte. Diese waren über Jahrhunderte Garanten für Frieden und Sicherheit in Allagáin gewesen – bis der Krieg gegen das Waldvolk zur Zerstörung Damasias und zum Untergang der Könige geführt hatte.
    Alphart und Leffel stießen auf die Ruinen des Dúnan, jenes alten Bollwerks, das nach dem Untergang Damasias errichtet worden war, um den Wald und das Bergreich zu trennen, und wie der Stumpf eines riesigen abgestorbenen Baumes erhob sich die Ruine des Turmes Astar, von dessen Zinnen man einst weit nach Osten und ins Schwarzmoor hatte blicken können.
    Jenseits des alten Walls war die Straße in noch schlechterem Zustand. Als hätten furchtbare Kräfte die Erde umgepflügt, lagen die Pflastersteine weit verstreut, bis sie sich im Dunkelwald verloren, der sich als breites schwarzes Band aus dem Dunst schälte. Hinter den dunklen Bäumen jedoch erhob sich, von Wolken umhüllt und dennoch eindrucksvoll, der kahle Rücken des Urbergs.
    Je näher Alphart und Leffel ihm kamen, desto weiter entfernt schien er zu sein. Natürlich war dies nur eine Täuschung, aber plötzlich – Alphart traute seinen Augen nicht – schienen die Wolken über dem Urberg ihre Form zu verändern, und für einen kurzen Moment glaubte der Jäger, etwas in ihnen zu erkennen, obwohl er nicht mit übergroßer Fantasie gesegnet war.
    »Siehst du das auch?«, fragte Leffel, der es gleichfalls entdeckt hatte. »Dort, über dem Berg!« Er zeigte geradeaus – aber schon im nächsten Moment hatte sich die geheimnisvolle Wolkenformation aufgelöst.
    »Ich habe nichts gesehen«, behauptete Alphart steif. Dabei hatte auch er für einen Moment geglaubt, in den Wolken ein Gesicht zu erkennen – das Gesicht eines alten Mannes, der mit einem stechenden Blick auf sie starrte…
    Der Jäger versuchte diesen Eindruck zu verdrängen. Da er ein Mann der Natur war, der nicht an derartigen Erscheinungen und anderen Hokuspokus glaubte, sagte er sich, einer Sinnestäuschung erlegen zu sein. Ja, so musste es sein.
    Sie gingen weiter, direkt auf den Wald zu, der die Straße verschlang. Leffel begann leise vor sich hin zu singen, um sich Mut zu machen, und Alphart ließ ihn gewähren. Auch ihn hatte leise Furcht beschlichen.
    Nicht nur, dass es im Dunkelwald Wegelagerer und Wölfe gab – er war auch das Territorium des Nordvolks, das mit den Bewohnern der Berge tief verfeindet war. Zwar hatte es seit den Tagen des letzten Krieges keine bedeutenden Auseinandersetzungen mehr gegeben, denn obwohl der alte Grenzwall in Trümmern lag und längst nicht mehr bewacht wurde, achtete man die Grenze des jeweils anderen, aber die Waldleute galten als wild und unberechenbar, und es war unmöglich zu sagen, was einem widerfuhr, wenn man ihnen in die Hände fiel.
    Inmitten all dieser Gefahren hauste ein alter Zauberer – und ausgerechnet zu ihm sollten sich Alphart und Leffel begeben.
    Der Wildfänger konnte noch immer nicht behaupten, dass ihn der Gedanke begeisterte, aber er hatte sich geschworen, Bannharts Tod zu rächen, und seine Hoffnung war, dass der Druide wusste, wie man es den Erlen heimzahlen und sie vernichten konnte…
    Als sie in den Wald eindrangen, hatten Alphart und Leffel das Gefühl, eine andere, fremde Welt zu betreten. Sie waren im nächsten Moment von schummrigem Dunkel umfangen, das dem Gehölz seinen Namen gab.
    Von der Straße war kaum noch etwas übrig; die Wurzeln der mächtigen, jahrhundertealten Bäume hatten das Pflaster gesprengt und die Steine zu ungeordneten Haufen aufgeworfen. Modriger, fauliger Geruch tränkte die klamme Luft, und hier und dort sah man am Wegrand Knochen liegen – Leffel wagte nicht zu fragen, ob sie von Menschen oder von Tieren stammten.
    Das Vorankommen wurde schwieriger. Über Steinhaufen und abgestorbene Bäume ging es hinweg, wobei sich Alphart ungleich leichter tat als sein untersetzter, kurzbeiniger Begleiter. Von Zeit zu Zeit blieb er stehen, um sich wachsam umzublicken und zu lauschen, und fast kam es Leffel vor, als würde der Jäger die Gerüche und Geräusche des Waldes in sich aufnehmen wie ein Tier.
    Je weiter sie in das Unterholz vordrangen, desto weniger wagte der Gilg zu sprechen. Freilich, auch zu Hause im Unterland gab es Wälder, und als er noch klein

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